OCEAN7Service in Kobaš Es ist einer der schönsten Plätze Dalmatiens. Dort, wo sich im Sommer Yacht an Yacht reiht und eifriges Treiben herrscht, ist es im Herbst ruhig geworden. Die Menschen sind nach Hause zurückgefahren und es ist Zeit, sich der Landwirtschaft zu widmen. Sandra Stibor Milovcic berichtet von ihrer Olivenernte. Text und Fotos: Sandra Stibor-Milovcic Kobaš auf der dalmatinischen Halbinsel Pelješac – 42°48,20°N017°43,00°E, einst ein Geheimtipp unter Skippern – ist heute wegen seiner ausnehmend schönen Landschaft und der kulinarischen und kulturellen Attraktionen im Sommer ein beliebtes Ziel. Im Herbst jedoch wird es wieder zu dem authentischen Fischerdorf meiner Kindheit. Vor zehn Jahren habe ich begonnen, die Olivenbäume meiner Vorfahren zu kultivieren, zu bearbeiten und neue Bäume zu setzen. Der Ertrag der ersten Jahre war sehr gering, aber mit jedem Jahr lernten wir mehr über die Bäume und das Öl. Ende Oktober geht’s los – wir fahren aus Wien zur Ernte nach Kobaš. Ich bin nicht sicher, ob der Sturm und das Unwetter der letzten Tage großen Schaden angerichtet haben. Auch die Anrufe bei Freunden, die in der Nähe wohnen, bringen keine Klarheit. Was soll’s, wir machen uns auf den Weg. Nach zehn Stunden Fahrt kommen wir um Mitternacht in Kobaš an. Der nächste Tag begrüßt uns mit Sonnenschein. Wir packen Kübel, Olivenkämme, Netze, Leitern, Säcke und gehen zu den Hainen. Der erste Blick auf die Bäume zaubert ein breites, zufriedenes Grinsen auf unsere Gesichter. Die Bäume tragen wunderschöne, gesunde Oliven, die gerade ihre Farbe von grün zu rot-violett wechseln – und davon eine ganze Menge. Jetzt heißt es Ärmel aufkrempeln und ernten! Unsere Erntezeit ist eng bemessen. Wir legen die Netze und Planen unter den Bäumen auf, zücken unsere Kämme und beginnen, 56 OCEAN7 02/2016 | März/April 2016
Olivenernte 1 So fühlt sich Glück an. Der erste Erntetag ist immer etwas Besonderes, weil wir voll Elan und Begeisterung bei der Arbeit sind. Auch in den benachbarten Olivenhainen wird geerntet und heuer macht sich Partystimmung breit. Diese vielen, vollen, gesunden Oliven machen das Ernten zu einem Fest. Die Sonne scheint, es ist heiß. Unser Mittagessen erinnert an ein Picknick – wir sitzen im Gras unter den Olivenbäumen und teilen Brot, Pršut, Käse … Unbeschreibliche Zufriedenheit macht sich breit. So fühlt sich Glück an, denke ich. Ein Freund aus Dubrovnik ist gekommen, um uns bei der Ernte zu helfen. Seine Hilfe ist heuer unentbehrlich. Der Himmel hat ein wunderschönes, intensives Blau und die Herbstfarben sind ein großartiger Kontrast. die Oliven von den Ästen zu rechen. Die fallen auf die Planen und Netze. Heuer sind es so viele Oliven, dass man nicht nur einzelne Oliven auf die Planen fallen hört, sondern ein ständiges Prasseln. Welch ein großartiges Geräusch. In all den Jahren, seit wir Oliven ernten, haben wir gelernt, möglichst effizient – schnell und ergiebig – zu arbeiten. Ist der Baum abgeerntet – oder zumindest eine Seite –, werden die Oliven zusammengeschüttet und von den Planen in Kübel geleert und dann in Säcke á 25 kg. 1 Die Bucht vor der alten Olivenmühle 2 Die Planen sind ausgebreitet, die Ernte kann beginnen 2 Olivum Kobaš Sandra Stibor-Milovcic ist halb Österreicherin und halb Kroatin, sie hat an der Universität Wien ihr Translationsstudium absolviert und nach der Geburt ihrer Tochter die Ausbildung zur Dipl. Human-Energethikerin abgeschlossen. Mit viel Liebe und Fingerspitzengefühl hat sie ein Juwel aus der Vergangenheit, eine Olivenölmühle aus dem 17. Jahrhundert, wieder zum Leben erweckt. Die gut erhaltene Mühle befindet sich in einer der schönsten Buchten Dalmatiens, wo auch die alten Olivenbäume der Familie stehen. Foto: Fotolia (1) Harte Arbeit, die Freude macht März/April 2016 | OCEAN7 02/2016 57
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3. - 6. MÄRZ 2016 ÖSTERREICHS BOO
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