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OCEAN7 2016-02

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Abenteuersegeln auf den Kapverden. Einzigartige Inseln mitten im Atlantik. Weit abgelegen vor der Küste Afrikas und wenn überhaupt meist nur als kurzer Zwischenstopp bei Reisen in die Karibik gewählt. Dabei sind die Inseln mit ihrer freundlichen Bevölkerung ein weitgehend unerschlossenes, tolles Segelrevier.

OCEAN7Service Basteln Text und Fotos: Birgit Hackl und Christian Feldbauer im Türkis Birgit Hackl, Christian Feldbauer und Schiffskatze Leeloo haben 2011 von Kroatien aus die Segel Richtung Horizont gesetzt und sind via Mittelmeer, Atlantik und Karibik in den Südpazifik gebummelt. Die Sprachlehrerin und der Universitätsassistent haben dabei nicht nur Segel- und Lebenserfahrung gesammelt, sondern auch handwerkliche Talente entwickelt und basteln ständig an ihrer geliebten Pitufa (Sparkman and Stephens 41, Aluminium, Baujahr 1988) herum. Immer wenn ich beim Ausfüllen von Formularen vor die Wahl gestellt werde, ob unsere Pitufa als „Commercial Vessel“ oder „Pleasure Craft“ (Vergnügungsschiff) einzustufen sei, muss ich schmunzeln, denn obwohl das Leben auf Pitufa schon meist vergnüglich ist, möchte ich doch am liebsten eine weitere Box mit der Bezeichnung „Schwimmende Hobbywerkstatt“ oder „Segelnde Baustelle“ dazuzeichnen. Auf einer Fahrtenyacht gibt’s immer etwas zu reparieren/warten/verbessern und wenn man sich in abgelegene Gebiete wagt, muss man bei all diesen Projekten auf seine eigenen Ressourcen zurückgreifen können. Auf kleinen Inseln im Pazifik kann man auch für viel Geld keine spezialisierten Handwerker finden, ganz im Gegenteil, die Einheimischen wenden sich bei Problemen mit altersschwachen Außenbordern und missbrauchten Mopeds gerne vertrauensvoll an die Seglergemeinde. Der Pazifik ist ein großer Gleichmacher. Die langen Törns zwischen den Inselgruppen gehen aufs Material und kaum eine Segelyacht kommt ohne Blessuren davon. Bei älteren Booten liegt’s eher an Materialermüdung, bei neuen machen sich Kinderkrankheiten unter der Belastung bemerkbar und im Endeffekt werkeln die stolzen Kapitäne blitzblanker, moderner Yachten einträchtig neben den nicht weniger stolzen Besitzern alter Rostschüsseln her. Wer keinerlei technische Vor-

Bootsinstandhaltung auf Langfahrt kenntnisse mitbringt, sollte vor dem Einstieg ins Cruiserleben einschlägige Kurse belegen und jede Gelegenheit nutzen, Fachleuten auf die Finger zu schauen. Unterwegs heißt’s dann ohnehin für alle „Learning by Doing“. Die meisten Fahrtensegler, die den Pazifik überqueren, machen dies in einer Saison und sparen sich alle nicht unbedingt überlebenswichtigen Projekte für Neuseeland auf. Wir planten hingegen von Anfang an, mehr Zeit mitten im Südpazifik zu verbringen und haben uns dementsprechend ausgerüstet und vorbereitet. Mittlerweile sind wir seit zweieinhalb Jahren in Französisch-Polynesien unterwegs. Das Südseeparadies der türkisen Lagunen und lächelnden Polynesier hat auch seine Nachteile: Bestellungen dauern ewig, alles ist aufgrund der langen Transportwege teuer und in der Hauptstadt Tahiti findet man zwar Handwerker, die exorbitanten Stundenlöhne motivieren aber auch hier zum Selberbasteln. Außerdem wächst man bekanntlich mit den Herausforderungen und der Stolz auf selbst gemeisterte Reparaturen ist so manche Schweißperle wert. Ersatzteilsortiment. Für unseren Yanmar haben wir beispielsweise mehrere Öl- und Dieselfilter, einen Ersatz-Keilriemen, ein Thermostat, einige Impeller (plus Abzieher) und Pumpendeckel samt passenden O-Ringen mit. Das Service- Handbuch liegt griffbereit dabei. Seit einem garstigen Vorfall, bei dem sich das frisch gewechselte Öl wegen undichtem (Nicht-Original-)Ölfilter in der Bilge verteilte, haben wir jetzt immer einen doppelten Vorrat an Motoröl mit. Auch Außenborder brauchen Zuwendung und somit sind Zündkerzen und Starterleinen für unseren Tohatsu im Ersatzteilkastl vorrätig. Springt der Außenborder nicht mehr an, liegt’s oft am Vergaser. Mini-Bürsten (z. B. Interdentalbürsten) sind beim Putzen sehr hilfreich. Wir haben noch vor unserer Abreise einen Wassermacher eingebaut und auch der braucht jede Menge Vorfilterelemente, Pumpenöl und Wartungskits. Auch für unsere Tauchausrüstung führen wir Ersatzteile und Wartungskits mit. Will man noch Kites, Klappräder, Minimopeds, Kajaks, Stand-Up Paddles, Quad-Copters und ähnliche Spielereien mitnehmen, wird irgendwann auch der größte Ersatzteilkasten zu klein. Jeder muss für sich abwägen, wieviel Gewicht, Aufwand (und Scherereien) ihm Spiel und Spaß wert sind. Eine der Sachen, vor denen sich Cruiser wirklich fürchten, sind Probleme mit dem Kühlschrank. Um selbst Reparaturen anzufangen, braucht man zumindest Befüllarmaturen, um den Druck zu checken und um Kühlmittel nachzufüllen, eine Flasche Kühlgas, eine Vakuumpumpe (in einer Größe, die der Inverter oder Generator einer Yacht schafft), eine Schweißausrüstung, eine Ersatz-Kompressor, eine elektronische Einheit, einen Filter/ Trockner, Kupferrohre und das Wissen, mit all dem umzugehen. Aus offensichtlichen Gründen schleppen nur Cruiser, die schon sehr traumatische Erfahrungen gemacht haben, all das Zeug 2 herum – wir haben‘s (noch) nicht, doch just während wir diesen superschlauen Artikel hier verfassten, quittierte prompt der Kühlschrank seinen Dienst (Hochmut kommt vor dem Fall, oder so ähnlich …). Universelles Material zum Improvisieren. Natürlich kann man nicht für jede Eventualität Neuteile mitführen. Viele Reparaturen lassen sich (zumindest vorübergehend) improvisieren. Auf Pitufa fahren zwei große, gut verschließbare (!) Plastikboxen mit einem Sortiment von Edelstahlschrauben in allen Größen (ganz wichtig M6, M8 und M10) und den dazupassenden Muttern und Beilagscheiben mit. Wir haben nicht schlecht gestaunt, als letztes Jahr bei einer Überfahrt mit glücklicherweise nur leichtem Wind plötzlich das Großschot lose durchs Cockpit schlug – im Traveller-Schlitten war ein Wirbelbolzen gebrochen. Christian hat gleich die Bohrmaschine geholt, den gebrochenen, eingenieteten Bolzen herausgebohrt, das Loch vergrößert und das Teil mit einer M10-Schraube neu fixiert. Der Traveller sollte so sogar stabiler als das Original sein. Auch Nieten und eine (große) Nietzange sind bei Reparaturen praktisch. Bei einer Routineinspektion in Panama fiel uns ein feiner Riss im Großbaum auf. Nachdem kein Schweißer aufzutreiben war, haben wir stattdessen eine zurechtgebogene Aluplatte als Verstärkung über der Schwachstelle aufgenietet. Unser Sortiment an Gewindestangen, Winkeln und Rohren aus Edelstahl, Alu-Profilen sowie Holzleisten und -platten lastet schwer auf Pitufa, ist aber ein tragender Bestandteil von allerlei Modifikationen an Bord. Mit dem stetigen Zuwachs an Solarpanelen sprießten Halterungen aus Aluminiumprofilen rund um 1 Bodenplatten fürs Dinghi in den Gambier 2 Langer Weg zurück vom Eisenwarenladen auf La Graciosa März/April 2016 | OCEAN7 02/2016 37

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