OCEAN7Service Sie stehen breitbeinig auf dem Steg, recken ihre Hälse, machen sich lang, damit ihnen auch ja nichts entgeht. Hände in den Hosentaschen, das Kreuz breit aufgepumpt und den Bauch eingezogen – so stehen sie da, die männlichen Segler. Manch einer von ihnen hechtet in Richtung Bug seiner Yacht – so hat er den besseren Überblick und kann gleichzeitig den herausragenden Teil seines Bootes schützen – denn da kommt das in den Hafen gefahren, was man nicht allzu oft sieht: eine 44 Fuß lange Segelyacht mit weiblicher Crew. Nach dem Mann an Bord, dem vermuteten Skipper, suchen sie vergeblich, da nützt auch alles Ausschau halten nichts. Text und Fotos: Kirsten Panzer Ladies Only Frauen trainieren bei Hildegard richtiges
Ladies Only Segeln Acht Frauen allein auf einem Boot – das macht die Herren unruhig und so greifen sie schnell erst zum Fender, später zur Mooringleine, denn den Damen muss geholfen werden. Davon gehen sie zumindest aus. Ist es doch schließlich meist das starke Geschlecht, das das Boot in den Hafen fährt. Die Frau darf eher Fender an die Reling knüpfen und … sich die Mooringleine angeben lassen. Am Ruder aber, da steht er! Dass es auch anders geht, das lernen und erleben sie nun live und wir auch. Denn wir, wir haben uns auf dem Schiff versammelt, um eben dies zu erlernen, zu vervollkommnen oder um uns noch den einen oder anderen Trick beibringen zu lassen und mehr Sicherheit zu gewinnen, abseits des üblichen Rollenverständnisses. Skippertraining – Ladies only. Eigentlich müsste es Skipperinnentraining heißen, doch was für ein Wort! Wir kommen auch ohne sprachliche Gleichstellung aus – wenn man uns lässt. Und genau das scheint auch noch immer an Bord vieler Yachten nicht der Fall zu sein. Klassische, altbackene Rollenverteilung – dort gibt es sie noch. Über Dennis Connors Spruch: „Wenn der liebe Gott gewollt hätte, dass Frauen segeln, hätte er das Meer rosa gefärbt“, regt sich schon lange keine mehr auf. Dann doch einfach Farbe bekennen und die pinkfarbenen Shirts überstreifen. Frauencrew in pink, ein Hingucker, von dem auch die Männer schließlich etwas lernen können – zumindest, wenn sie lange genug am Steg stehen und zuschauen. „Ich sag’ einfach freundlich ,danke, ich mach’ erst die Achterleine fest’, wenn sie mir am Steg die Mooring angeben wollen. Dann sind sie meistens überrascht, dass ich meinen eigenen Plan habe“, erzählt Hildegard, die Schiffsführerin und Ausbilderin während des Skippertrainings, das diesmal von OCEAN7 unterstützt wird. Vollkommen entspannt sitzt sie steuerbord neben der Rudergängerin, in Reichweite des Gashebels. Das beruhigt mehr uns als sie. Einparken wird geübt, jetzt live und echt. Zuvor war Rückwärtsfahrt unter Motor dran, erst auf offenem Wasser, mit dem Kloster Košljun als Peilmarke, dann mit Beinaheanlegen am Außensteg der Marina Punat in Kroatien. Gerade Rückwärtsfahren in freier Wildbahn mag ja noch gehen, doch rückwärts den Weg zum Steg finden, ist nicht unbedingt einfach. Da gibt es auch schon mal ein „sch… Böe“ zu hören oder ein schnelles „ich probiere es noch einmal neu“. Denn das hat Hildegard schon gleich zu Anfang vermittelt: Wenn ein Manöver nicht zu klappen scheint, nicht ewig herumkorrigieren, dann wird das Schiff nur viel zu unruhig. Abbrechen und wieder auf Start, so klappt es besser. Und sie hat Recht. Natürlich, bei der Sicherheit und Selbstverständlichkeit, die sie ausstrahlt. Aber es gibt einen Unterschied zwischen Männer- und Frauencrews: Bei den Damen wird mehr geratscht. Nicht über Rezepte für die Bordküche oder das Klöppeln von Fenderbezügen, sondern über das verpatzte Manöver und die Schwierigkeiten beim eigenen heimischen Liegeplatz. Um dort leichter festzumachen, ist Monika vom Bodensee nach Punat gekommen, „und außerdem trau ich mich nicht so gern in fremde Häfen rein“, fasst sie ihr seglerisches Manko zusammen. „Ich mach’ schon auch alles, aber mir fehlt trotzdem manchmal die Sicherheit.“ Und der Umgang mit dem Steuerrad. Zuhause, auf ihrer Sunbeam 30.1, wird mit der Pinne gesteuert. Die Um- Jänner/Februar 2016 | OCEAN7 01/2016 43
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