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OCEAN7 2015-05

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Die Weltumseglerfamilie Peter, Alexandra und Finn Schöler testeten für OCEAN7 den sportlich schnellen Trimaran Dragonfly. Außerdem in dieser Ausgabe: Reisereportage aus dem Saronischen Golf in Griechenland und von einem Lagunentörn rund um Venedig.

OCEAN7Revier Vom Gondelstau in San Marco zur Stille der Laguneninseln 1 2 zurück, sorgen für Schwell an den kostenlosen und für die Boote des Vercharterers reservierten Liegeplätze auf Mazzorbo, der kleinen Nachbarinsel von Burano. Praktisch! Noch ein Hausboot naht. Es passt knapp hinter uns. Hafenkino. Der Horrorfilm wurde eingelegt – mit dem Bug gegen die Holzplanken der Mole donnern, voller Einsatz des Bugstrahlruders, das Heck kommt rum, noch zweimal knallt‘s, dann sind sie fest. So geht es auch. Dicke Gummileisten schützen zusätzlich zu den Fendern die Schiffe. Etwas blass geworden nippt unser Skipper vorsichtig an seinem Wein. Das Timing ist perfekt. Stadtbesuch, wenn die Tagestouristen sich langsam zurückziehen. Doch die Bewohner sind vom täglichen Trubel müde, die Restaurants in den für die Region so untypischen knallbunten Häusern schließen, ganz unitalienisch, früh. Auf Mazzorbo packt eine Gruppe Hobbymaler die Skizzenblöcke ein. Nicht so bunt wie Burano, dafür aber wesentlich stiller, lassen sich hier unzählige Motive finden, am Kanal oder im Hof einer der ältesten Kirchen der Lagune. Ohne unser Caravanboot wären wir nie auf die Idee gekommen, einen Abstecher hierher zu machen. Das Schiff lädt einfach zum Erkunden ein, sowohl auf dem Wasser als auch an Land, und es bietet durch seine Langsamkeit scheinbar unendlich viel Zeit auch für Gespräche und so wird an Bord nicht nur venezianische Geschichte thematisiert, sogar eher weniger, sondern über das Leben im Allgemeinen philosophiert und vor allem wild zwischen Enkelin und Großvater diskutiert. Hemingway, der Krieg, die Zukunft, soziale Arbeit, die Politik und oft die Frage: „Was war eigentlich damals, was hast du gemacht, wie Flucht und Fliegeralarm überstanden?“, und gleich darauf: „Opa, ich muss unbedingt noch mal zu H&M, findest du den Palast wieder?“ Klar, also wieder zurück nach Venedig. Je näher man der Stadt kommt, umso hektischer wird es auf dem Wasser. Vorbei geht es an der Glasbläserinsel Murano, an ihrem Leuchtturm und ihren Öfen, kommentiert mit „Da könnte man aber ein super Loft reinbauen“. Die Friedhofsinsel San Michele an Backbord wird gerade erweitert. Baustellenverkehr im Dunst. Wellen schlagen an die Bordwand, lassen das Boot schlängeln und hüpfen. Ein Blick ins Arsenal ist ein Muss für den Kapitän. Die Einfahrt allerdings verboten, doch kommt man mit dem eigenen Schiff schon ganz schön dicht dran, an das einst größte Schiffsbauzentrum Europas. Im 16. Jahrhundert wurden hier innerhalb von nur zwei Wochen 100 Galeeren für den Krieg gegen die Türken gebaut. Das Arsenal gilt so als erste Fließbandproduktion Europas. Eine von uns drei bevorzugt dagegen einen Kurzbesuch in Harry’s Bar, wegen Hemingway natürlich, und anschließendes Shoppen in alten Palästen und schmalen dunklen Gassen. Der Großvater immer dabei, er wird gebraucht als Wegweiser und ab und zu vor Geschäftseingängen mit einem Glas Wein oder Wasser geparkt. Schnell noch etwas Brot beim Bäcker und ein paar Tomaten, man gehört mit seinem eigenen Zuhause ein bisschen dazu zur Stadt und kommt sich nicht ganz so touristisch vor. Auch auf dem vollen und wuseligen Bacino San Marco und dem Canale della Giudecca. Hier wird man Teil eines riesigen Wimmelbildes, lässt man sich darauf ein, die Seufzerbrücke, den Markusplatz, San Giorgio Maggiore, 30 OCEAN7 05/2015 | September/Oktober 2015 5

Italien/Lagune von Venedig 4 3 die Giudecca von der Wasserseite aus zu besuchen. Schwimmkräne, Postschiffe, Vaporetti, Autofähren, Müllschiffe und dazwischen querende Gondeln, alles tobt quasi um unser temporeduziertes Boot herum. Nervenaufreibend. Wer behält was im Blick? Rechtsfahrgebot, aber wir müssen irgendwie nach links. Schritttempo und Gas geben wechseln sich ab, so häkeln wir uns auf die andere Seite, nicht wir, sondern eigentlich der Großvater. Eine Admiralsuniform würde ihm jetzt gut stehen statt Ringelhemd, solch eine stoische Ruhe strahlt er aus. Früher hätte ihn die Hektik auf dem Wasser angesteckt. Dann geht es zurück in die Ursprünglichkeit der Lagune. Dunst liegt über der Weite. Noch sind die Berge von Padua zu sehen, voraus liegt der Heimathafen Chioggia. Klein-Venedig nennen sie es auch, allerdings ist es wesentlich bodenständiger und hemdsärmeliger, hier wird gefischt, gehandelt und gearbeitet. Pellestrina liegt verlockend an Backbord. Längsseits gehen, aussteigen, Eis essen, schlendern durch die drückende Mittagshitze. Es ist heiß und dunkel am Horizont. Wetterbericht Fehlanzeige. Siesta an Bord, während die Einwohner sich hinter ihren grünen Fensterläden verstecken. Über uns öffnet sich ein Fenster. Eine ältere Dame redet auf uns ein. Das Wort „Tempo“ fällt immer wieder. Was ist mit dem Wetter? Wir liegen gut, das Wetter wird uns nichts anhaben können. Signora schließt resigniert die Fenster. Irgendetwas hat sie auch von den Fischern erzählt. Sie stehen hinter der nächsten Ecke, sortieren verschlossen die Netze. Warum sind sie nicht rausgefahren? Doch das wird schnell klar, wir sollen lieber in ihren Hafen verholen, ein Unwetter zieht auf. Die nächsten 30 Stunden soll es extrem ungemütlich werden. Infos Die Charterfirma Rendez-vous fantasia in Chioggia am südlichen Ende der Lagune von Venedig verfügt über eigene Hausboote und fungiert darüberhinaus auch als Stützpunkt der Firma Locaboat aus Freiburg, Deutschland: www.locaboat.de Angeboten werden die Hausboote auch von Charterwelt KH+P, Büro Stuttgart, info@charterwelt.de Buchtipp zur Vorbereitung und zum Nachschlagen vor Ort: Heinrich Breidenbach, Lagunen von Venedig bis Grado, DK Edition Maritim, 25,60 Euro Karte. „La Laguna di Venezia – da Chioggia a Jesolo e Trevis“, veröffentlicht von Rendez-vous fantasia, viersprachig (auch deutsch), aktualisiert 2014, 10 Euro. Perfekt für die Navigation vor Ort! Sollen wir lieber weiterfahren? Sie nicken schweigend. Die Lagune scheint zu flimmern. Also Leinen los und ab nach Hause! Fünf Knoten können ganz schön langsam sein. Aber die Zeit reicht. Es weht immer stärker. Das Wasser der Lagune spült über die Hafenmole. Gemütlich wie die Fahrt bisher ist es auch jetzt an Bord, wenn draußen der Wind tobt, die Boote an ihren Liegeplätzen tanzen und in Pellestrina die Fensterläden geschlossen bleiben. Doch dann, wenn diese wieder geöffnet werden und in Vignole die Sonntagsausflüger mit ihren Booten durch den Kanal flanieren, sollte man sich wieder aufmachen zu einer neuen Reise durch die Lagune von Venedig, in der es noch unzählige weitere Inseln, Kanäle und Abzweigungen zu entdecken gibt – immer auf der Suche nach der Donna, die Skipper und Crew stets den richtigen Weg weist. 1 Venedig abseits der Touristenpfade 2 Kunst in der Lagunenstadt 3 Venedig, wie man es kennt 4 Gondeln im Verkehrsstau 5 Entspannter Gondoliere September/Oktober 2015 | OCEAN7 05/2015 31

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