OCEAN7Revier 1 wenn Kinder unruhig werden? Kurz darauf steht sie auch gesichert am Steuerrad und hilft eifrig mit, die Vestavagoy an der Leine zu halten. Nach ein paar Minuten übernimmt Tugba stolz das Ruder, damit Anna wieder Kräfte sammeln kann. Aktive Einbindung ist doch das beste Mittel, um Kindern Freude am Segeln zu vermitteln und ihnen etwaige Ängste vor sportlich etwas anspruchsvolleren Etappen zu nehmen. Das Durchsegeln des vielbefahrenen „Tors von Split“ (Splitka Vrata) zwischen den Inseln Šolta und Brac ist wieder Chefsache, vier Seemeilen weiter kehren wir auch schon unter Motor in die Bucht von Bobovišca ein – und wähnen uns in der Toskana wieder: Sanfte Hügel mit blühenden Sträuchern, im mediterranen Stil in die Hänge gebaute Steinhäuser, ein kleiner Hafen mit dutzenden bunt gestrichenen Holzbooten. Vor der Konoba Vala legen wir den Retourgang ein und die Vestavagoy an die Muringleine, sodass wir quasi vom Heck aus die Speisekarte auf dem Tisch vor uns lesen können. Der Abend soll mit einem kulinarischen Highlight gekrönt werden: Wir bestellen das dalmatinische Nationalgericht Peka – eine große Platte mit Fleisch (z. B. Lamm) und Gemüse, die man unter einer gusseisernen Glocke in der Glut einer Feuerstelle zwei Stunden lang garen lässt. Das würzige Fleisch zergeht wie Butter auf der Zunge, eine Flasche Dingac (kroatischer Rotwein aus dem gleichnamigen Ort) Jahrgang 2008 rundet das Festmahl geschmackvoll ab. Open Air und Spa-Flair. Wohlgestärkt soll am nächsten Tag die Insel Šolta links liegen gelassen, die Insel Drvenik über Steuerbord gerundet und in der Bucht von Mala Luka geankert werden, doch wie Homers Sirenen lockt uns 2 1 Kroatisch für Genießer: Peka (mit Lamm) 2 Karibisch auf Šolta: Tropicana Bar 3 Wenn Kids den DJ machen, dann steppt der Bär … 4 Herbies kl. Bruder 5 Steinhaus mit Steindach in … 6 … Primošten 3 4 30 OCEAN7 04/2015 | Juli/August 2015 5
Generationen-Segeln in Kroatien bei Stomorska die Musik der Strandbar „Tropicana“ ans nördliche Šolta-Ufer. Vor tropischer Palmenkulisse im Miniformat gönnen wir uns eine kleine karibische Auszeit: die Kinder im türkisen Wasser, wir Open Air an der Bar. Die Zeit drängt uns zurück an Bord, doch mit ein bisschen Strom und Wind im Splitski Kanal und viel Musik an Deck (die Kinder dürfen abwechselnd DJ sein) erreichen wir unser Etappenziel vor Sonnenuntergang. Mala Luka ist unbewohnt, doch an diesem Abend gut besucht und die besten Plätze bereits vergeben. Nur wiederwillig will der Anker im verkrauteten Grund haften, doch in Kombination mit einer Landleine gewährt die Bucht letztlich auch uns ausreichend Schutz für die Nacht. Ein Temperatursturz hat zur Folge, dass am nächsten Morgen eine dünne Nebelschicht auf dem spiegelglatten Wasser schwebt. Wir Terrasse genießen wir bei einem herrlichen Octopussalat – und blicken einem aus Südwest aufziehenden Gewitter direkt ins schwarze Auge. Zum Abwettern weichen wir ins Lokal aus, doch als die Kinder nach 22 Uhr am Tisch einzuschlafen drohen, ergreifen wir die Flucht nach vorne: Freundlich vom Personal in zugeschnittene Müllsäcke gepackt, jagen wir die engen Gassen, die sich binnen kürzester Zeit in Sturzbäche verwandeln, hinunter. Noch vor Erreichen des Stadttors sind alle nass bis auf die Knochen – dennoch schaffen es die hopsasa-hüpfenden Kinder, auf den letzten 150 Metern bis zum Dinghi keine einzige Pfütze auszulassen. So viel also zum „trockenen Kap“. Mit allen Wassern gewaschen treten wir am nächsten Morgen die letzte Fahrt nach Zaton an. Unter Segel erreichen wir wieder die 6 fühlen uns wie in einem Luxus-Spa, als wir ins warme Wasser eintauchen und sich unmittelbar darauf ein feiner Sprühregen auf uns legt, als wäre er bestellt. Spiegelglatt präsentiert sich die See leider auch nach dem Auslaufen, sodass wir den Flautenschieber zu Hilfe nehmen müssen, um das 22 Meilen entfernte Primošten zu erreichen. Vom Regen in die Traufe. Primošten wurde von den Seeleuten früher oft auch „das trockene Kap“ genannt – wegen der langen Dürreperioden, die hier vorherrschen. Wir müssen sie Lügen strafen, denn nach einem ausgedehnten Spaziergang durch das wunderschöne mittelalterliche Städtchen mit Abstecher zur St. Georgs-Kirche auf dem höchsten Punkt der Halbinsel kehren wir im Restaurant Galeb ein. Den majestätischen Ausblick von der Festung des Heiligen Nikola und unter Motor letztlich die Marina. Das war der letzte Tag auf der Monohull. In Summe haben wir 163 Seemeilen zurückgelegt, davon 91 Meilen unter Segel – also fast so viel wie mit dem Katamaran insgesamt in der Woche davor. Auch darauf sind wir stolz, schließlich waren „Sport und Abenteuer“ das gesteckte Familienziel der zweiten Woche, das wir dank der Vestavagoy sozusagen im Handumdrehen erreicht haben. Gut gemacht Streuner – die Kinder werden dich vermissen. Siehe dazu auch Tipps einer Expertin zum Segeln mit Kindern auf Seite 39 eigene Basen in Kroatien Y A C H T C H A R T E R Y A C H T S A L E Y A C H T M A N A G E M E N T A-4112 St. Gotthard / Linz, Am Steinberg 8 Tel. +43 7234 84545, Fax +43 7234 84545-20 office@yachting2000.at Juli/August 2015 | OCEAN7 04/2015 31
Laden...
Laden...
Laden...
Follow Us
Facebook
Twitter