OCEAN7Revier und aufrecht in seinem schwankenden Motorbötchen, behält den Überblick an der Wendemarke. Zerzauste graue Locken, unrasierter Stoppelbart. Die blauen Streifen seines bretonischen Ringelshirt passen sich seiner runden Bauchform an. Die Küche auf La Réunion ist exzellent, ebenso der Rum. Noch geht Brice voll auf in seiner Wochenendbeschäftigung, zu, da bemüht man gern Saint-Josephe, Saint-Pierre, Saint-Denise, Saint-Leu oder die heilige Rose. Sainte-Rose, ein Hafen im Westen unweit des noch aktiven Vulkans Piton de la Fournaise – ein Ausflug zu seinen Kratern und der wüstenartigen Steinlandschaft lohnt sich unbedingt, auch wenn man sonst eher auf dem Wasser unterwegs ist. Ob man dabei Saint-Rose anlaufen kann, hängt vom Tiefgang ab. Die Wassertiefe schwankt. Je nach Tide soll es hier zwischen drei und fünf Meter tief sein, im Durchschnitt so um die 4,5 Meter erzählen die Fischer, die neben den alten Kanonen auf ihre Kollegen warten. Wilde Natur, zarte Blüten 1 2 3 4 später im Clubhaus wird er sich den Protesten stellen müssen. Wie in allen Segelvereinen gehören sie auch hier zum Clubleben der Um-die-Wette-Segler. Der neue Clubpräsident – dank seines dunklen, fülligen, gut gelegten Haarschopfes könnte er glatt als Double des Weltmeistertrainers Jogi Löw durchgehen, nur eben mit französischem Zungenschlag – wird für Diskussionsstoff sorgen. Musste auch die Starttonne gerundet werden? Oder ging es gleich wieder hoch zur „Le Cardinale“? Fragen, die es zu beantworten gilt, Entscheidungen, die getroffen werden müssen, auch hier rund 10.000 Kilometer von Paris entfernt. Dort sitzen übrigens noch immer die Nachfahren der einst reichsten Franzosen in wichtigen Ämtern. Als Zuckerbarone und Kaffeeplantagenbesitzer hat es so manch ein Kreole, wie die auf der Insel geborenen Réunionaisen heißen, in La Métropole zu Ruhm und Ehre gebracht. Noch heute trifft man auf die Anwesen der ruhmreichen Zeit. Genauso aber auch auf die Dörfer der Rebellen, die vom Landesinneren aus gegen Sklaverei und soziale Ungerechtigkeit aufbegehrt haben. Wer wo das Sagen hatte, lässt sich an den Namen der Ortschaften ablesen. Bergdörfer, die selbst heute noch nur zu Fuß zu erreichen sind, es sei denn man nimmt den Helikopter, tragen kreolische Namen wie Cilaos oder Salazie, oft auch in Verbindung mit einem Îlet, dem Inselchen, das die einsame Lage betont. Îlet à Malheur, Grand Îlet, Îlet de Vidot heißt es in den grün umwucherten Berghängen des erloschenen Piton des Neiges. Rund um die Insel geht es dagegen eher heilig Optisch lohnt sich die Gegend auf alle Fälle, klein beschaulich und wirklich „Back to the roots“. Am einfachen Imbiss-Kiosk gibt es das Nötigste. Die üppig blühenden Gärten mit den leuchtenden Hortensien, Orchideen, Bouganville und Heliconien bilden einen eindrucksvollen Kontrast zu den dunklen Hafenmauern aus schwarzem Basalt. Das Wasserkraftwerk sorgt für zusätzliches Farbenrauschen, die bunten Fischerboot außerdem fürs Farbenspiel auf dem Wasser. An der Ostküste La Réunions zeigt sich die Wildheit, die überbordende Natur der Insel. Die Berge, Wälder, Vulkane und Krater locken ins Innere der Insel, genauso wie Plaine des Cafres, die Hochebene der Ungläubigen, die die beiden Vulkanmassive voneinander trennt. Weiter nach Süden wird es noch einmal besonders eindrucksvoll, rau und wild – im Südosten ergießt sich das Lavagestein des noch aktiven Vulkans in den Ozean. Erste Farne und Moose setzen grüne Lichtpunkte ins Schwarz, während die weiße Gischt auf den dunklen Stein trifft. La Grand Brulé, die stark Verbrannte. Der Piton de la Fournaise, einer der aktivsten Vulkan weltweit, leckt hier von Zeit zu Zeit ins Meer. Buchten gibt es kaum, geankert wird nicht, zu tief ist der Ozean, zu wild. Wer zum Baden segeln möchte, legt nach einer ausgiebigen Inselumrundung eine Langstrecke ein und steuert Mauritius an. Wer noch mehr Kunterbuntes und dabei vor allem ein friedvolles Kulturengemisch erleben möchte, macht dagegen in St. Pierre fest. In der „Hauptstadt des Südens“ liegt man beschaulich fast mitten in der 18 OCEAN7 04/2015 | Juli/August 2015
Service La Réunion Mitsegelmöglichkeiten und Charter - yachten mit Skipper bietet Christophe Hamon an (www.oceandream.fr). Schon seit zwanzig Jahren wohnt und segelt Christophe auf der Insel und kann bei allem rund ums Segeln Auskunft geben. Wer Regatta segeln möchte, wendet sich an den Club Nautique Portoise in Le Port: Club Nautique Portois, 1, rue Paul Berthier, Darse de Plaisance, F- 97420 – Le Port; clubnautiqueportois@yahoo.fr; www.reunion-voile.fr/Principal.htm Übernachtungstipps an Land mit Pool. Westküste: Le Nautile***, Saint Gilles Les Bains; www.hotelnautile.com – einfach, komfortabel und direkt an der Lagune. Boucan Canot****, exquisit mit offener Terrasse direkt zum Ozean hin. Ein steinernes Wasserbecken sorgt für ein sicheres Bad im Meer Ostküste: Hôtel la Fournaise, Sainte-Rose, www.hotellafournaies.fr. Nordküste, St. Denise: La Villa Angélique****, gut designte Oase mit hervorragender Küche mitten in der quirligen Hauptstadt. Mercure Créolia Saint Denise****, gehobener Mercure-Standard mit großer Poollandschaft und Blick über Saint Denise und auf den Ozean. www.mercure.com Wer die Unterwasserwelt erkunden möchte, ist in Le Saint-Gilles bei Bleu Marine gut aufgehoben. www.bleu-marine-reunion.com Ein absolutes Highlight eines jeden La Réunion-Aufenthaltes ist ein Heikopterflug über die Insel. Aus der Luft begreift man erst die wahnsinnige Natur, die immensen Berge am Rande des Ozeans und die überbordende Vegetation. Lieber zweimal weniger essen gehen, als das zu versäumen! www.corail-helicopteres.com Anreise Tägliche Direktflüge ab Paris ins Übersee-Departement bietet unter anderem Air Austral, die französische Fluglinie mit Sitz in Saint-Denis, La Réunion, an. Insgesamt fliegt sie die Insel zwölfmal in der Woche an. Zubringer-Flüge nach Paris (CDG) werden in Kooperation mit Air France ab Wien angeboten (kein Flughafenwechsel in Paris und das Gepäck kann durchgecheckt werden). Flugdauer von Paris nach St. Denis beträgt etwa elf Stunden. Ab La Réunion gibt es Anschlussflüge in den Indischen Ozean (Mauritius, Madagaskar, Seychellen, Mayotte, Komoren, Südafrika). Die Preise sind abhängig von der gewählten Kategorie (Economy Class, Premium Economy Class und Business Class) und der Reisezeit. Buchbar sind die Flüge unter www.air-austral.com Informationen über La Réunion: www.insel-la-reunion.com La Réunion Stadt, plaudert in der Moschee an der Hauptstraße, lässt sich zum Gebet einladen und kauft anschließend im gemeindeeigenen Kiosk ein paar leckerer Samoussas (gefüllte und frittierte Teigtaschen) oder Bouchons (gegarte Fleischklößchen), schlendert noch einmal vorbei am chinesischen Tempel, bewundert die filigranen Balkone der alten Villen, bummelt die Einkaufstraße entlang und nimmt einen Drink im Café de la Gare im alten Bahnhof. La Réunion Rund, allein oder im Regattafeld, denn natürlich steht auch eine solche Inselumrundung auf dem Regattaplan der sportiven Indik- Segler. Sind sie doch geprägt vom Mutterland, zumal die meisten Segler nicht hier geboren wurden, sondern zugereist sind. Die meisten allerdings bereits vor langer Zeit, sodass mit ihren Kindern die nächste Generation Creole heranwächst. Die hat sich auch auf unserer Noho eingefunden, ist heute am zweiten Wettfahrttag zum Strippenziehen mit an Bord oder dient als Ballast auf der Kante. Der wird auch gebraucht, fünf Beaufort aus Südost bei moderatem Seegang. Jeder hat seine eigene Taktik, mehr unter Land, auf den Cimetière marin, den bekannten Friedhof von Saint Paul direkt am Meer, zusteuern oder doch erst mal einen Schlag raus? An den Wendemarken wird gekämpft. Schnell wollen alle sein, auch wenn schon mal das ein oder andere Manöver nicht ganz so perfekt klappt, der Spi sich verdreht, das Groß nicht steht. Zwischendurch Flaute, keine Wale in Sicht, dann endlich wieder Wind, noch ein Dreieck, perfekte Bedingungen, kurz bevor die hier so frühe Nacht hereinbricht mitten im Indischen Ozean. 1 Blütenpracht 2 Saint-Rose 3 Tempel in Saint-Pierre 4 Markt in Saint-Paul 5 Westküste von La Réunion 5 Juli/August 2015 | OCEAN7 04/2015 19
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