Ocean7
Aufrufe
vor 7 Jahren

OCEAN7 2015-04

  • Text
  • Ankern
  • Segeln
  • Motorboot
  • Aasw
  • Bavaria
  • Boatcube
  • Quallenpolypen
  • Seestern
  • Meerestiere
  • Fjera
  • Mittelalterfest
  • Rab
  • Skradin
  • Zaton
  • Teenager
  • Kids
  • Kroatien
  • Vulkan
  • Ozean
  • Reunion
Mit Kids quer durch die Adria: OCEAN7-Autor Tahsin Özen berichtet unterhaltsam und informativ über die spannendsten Plätze, an denen sich Erwachsene und Kinder an Bord wohlfühlen. Eine weitere Reportage ist wie eine Zeitreise zurück in das Mittelalter - und das ganz nahe, nämlich bei dem Besuch des Mittelalterfestes auf Rab.

OCEAN7Kolumne ßer Gefecht setzte. So kam man auf die Idee, Alkohol in Form von Wein und Bier zu lagern. Jedoch auch da erwies sich, das die Haltbarkeit äußerst begrenzt war. Eine Atlantiküberquerung z. B. dauerte damals 40 Tage – wenn man schnell war. Cook segelte auf der Suche nach einem neuen Kontinent 117 Tage durch. Fast vier Monate! Die Lösung war Rum. Durch die Erzeugung von Rum in den karibischen Kolonien setzte eine Wende ein. Die Engländer und Franzosen bauten im 17. Jahrhundert Zuckerrohr auf den karibischen Inseln an, Europa verlangte nach Süßigkeiten. Bei der Herstellung wurde ein Teil der Molasse zur Erzeugung von Rum verwendet. Zahllosen Fässer konnten jedoch nicht in den Mutterländern angebracht werden, da dort Einfuhrverbot für Rum galt – man wollte sich wohl den Whiskey-Markt nicht ruinieren! Ein Kommandant der Royal Army hatte dann die zündende Idee: Man schenkte Matrosen ab sofort ein halben Pint Rum pro Tag aus. Gemischt mit zwei Teilen Wasser war die Truppe zwar etwas beduselt, aber der Durst war gelöscht, die Haltbarkeit sensationell. Und die Laune gut. Was bei den Lebens­ What shall Alexandra Schöler ist WOMAN@ocean7.at the drunke Es war auf Tahiti. Wir hatten gerade den Anker fallen lassen nach einer rauschenden Nachtfahrt von den Tuamotos. Vor uns ein uns nicht bekannter Katamaran. Österreichische Flagge. Die Besitzer grüßten freundlich und riefen schließlich: „Griaß’ eich! Kummt’s uma auf a Bier?“ Es war neun Uhr. Am Morgen. Die Geschichte des Segelns ist durchtränkt von Alkohol. Nicht ohne Grund. Je weiter sich die britisch/französisch/spanischen Fregatten auf die Ozeane wagten, um neue Welten zu erschließen und in Folge zu kolonialisieren, desto wichtiger wurde es, Lebensmittel haltbar zu machen. 50 bis 100 Mann galt es zu versorgen. Ein Hauptproblem war das Wasser, das schnell verrottete und nicht nur ungenießbar wurde, sondern die ganze Schiffsmannschaft au­ 10 OCEAN7 04/2015 | Juli/August 2015

edingungen für Matrosen in dieser Zeit nicht schaden konnte. Die Mannschaften waren zufrieden, denn mit etwas Alkohol im Blut stieg der Mut, feindliche Schiffe zu entern oder im Sturm um Kap Hoorn ans Ende des Bugsprits zu balancieren. Abgeschafft für die Tradition der Royal Navy 1970. Man fand, dass man die inzwischen höchst technisierten Navigationsgeräte und andere Tätigkeiten an Bord ohne Alkohol im Blut besser und genauer bewältigte. In Neuseeland durften Matrosen noch bis 1990 ihre Ration verlangen! Das bringt mich zurück zum morgendlichen Bierchen in Tahiti. Wir baten um Kaffee. Und saßen im knallheißen Cockpit auf Plastikbänken von Bierdunst umhüllt. Fast wie auf der alten Donau im Freibad, das wir vom Jollen segeln kannten. Die Crew des Katamarans machte den Anschein, als würde sie auch im Freibad gerne zu ­ langen, wenn’s um alkoholische Genüsse geht. Unterschied dabei: Sie sitzen im Freibad nicht auf einem Gefährt in der Schwere eines LKW, das sie jederzeit manövrieren können sollten … Apropos Manöver: Manöverschluck, Auslaufbierchen, Anlegeschnäpschen. Oder Wendestamperl, Ankerviertel, Panikachtel (bei Bora!), Zwei-Meter-Wellen-Enzian, Drei-Meter-Wellen- Wodka … die Liste lässt sich unendlich fortsetzen. Und wird auch eventuell gerne vorgeschoben, um die zahllosen kalten Biere im Kühlschrank anzukriegen. Erst kürzlich war mein Skipper-Ehemann zu einem Bootsausflug geladen und wunderte sich nicht schlecht, als es „vor dem Ablegen“ gleich einmal Alkoholika gab. Es war 10 Uhr morgens – immerhin. Auf Nachfrage, er hätte lieber Wasser, waren die Organisatoren irritiert. Wasser war keines eingekauft worden. Nur Bier. Sonst nix. we do with n sailor? Fotos: Shutterstock Die Matrosen im 16. Jahrhundert hätten es hingenommen und sich gestärkt, um trotz 40 Knoten Wind ungesichert 30 Meter in die Takelage zu klettern und danach ihre Essensration inklusive Madenbefall runterzuschlucken. Und das für die nächsten Monate oder Jahre. Beim Bootsausflug gab es Wurstsemmeln (ohne Maden) und die Reise war nach einigen Stunden vorbei. Die Stimmung war mehr feucht als fröhlich. Mein Skipper grummelte grantig: „Was hat das denn noch mit Seemannschaft, Schifffahrt und Genuss daran zu tun?“ Nun ja, vielleicht haben die Seefrauen gefehlt, die ausdrücklich nicht eingeladen waren. Ich versuchte, ihn mit einem Shantey aus Stevensons Schatzinsel aufzumuntern. „Fifteen men on the dead man‘s chest Yo-ho-ho and a bottle of rum, drink and the devil had done for the rest.“ Womit ich wieder beim Rum lande. Die Tres Hombres segeln ihn aus der Karibik nach Europa und es spricht nichts dagegen, ein paar Pints dieses vollmundigen Rums von Kroatien nach Griechenland zu segeln und zu genießen. Aber eben mit Maß. Und Stil. Denn Traditionen sind schön. Solange sie nicht ausarten und grölende Männercrews in Buchten zurücklassen. Oder Yachten auf kroatischen Felsen parken. Oder Ausflugsschiffe zu Heurigen umgestalten. Die Katamaran-Segler aus Tahiti luden wir dann im Gegenzug zum Kaffee ein. Mit selbstgebackenen Brownies. Sie fühlten sich wohl, glaub’ ich. Es war 14 Uhr. Am Nachmittag.

Erfolgreich kopiert!

Ocean7 Magazin

Blog

© 2017 by Ocean 7, Satz- und Druck-Team GmbH - Impressum und Privacy