OCEAN7Service Dienstleistungen des Ozeans · CO 2 -Sequestrierung und -Speicherung (ca. 30 %) · Sauerstoff-Produktion (40–50 %) · Recyclierung und Verteilung der Nährstoffe · Hauptfaktor für Hydrologie der Erde · Thermoregulation des Planeten · Nahrungsquelle (Fische, Krebstiere, Muscheln, Algen …) · fossile Lagerstätten, Rohstoffe, Energie · Transportwege · Medizin und Technologie · kulturelle Bedeutung, Tourismus Eine Vorbemerkung. Medienberichte über den Klimawandel können leicht missverstanden werden. Es klingt oft so, als ob das Klima von Natur aus stabil wäre und sich jetzt auf einmal ändern würde. Zahlreiche Forschungsergebnisse zeigen aber, dass sich im Lauf der Erdgeschichte das Klima immer geändert hat. Die Ursachen und Auswirkungen waren unterschiedlich. Auf längere Phasen relativer Stabilität folgten immer wieder Änderungen des Klimas. In einem solchen Prozess des Klimawandels befinden wir uns gegenwärtig. Was ihn aber außergewöhnlich und für uns so bedeutend macht ist Folgendes: Er verläuft sehr rasch; wir selbst sind wahrscheinlich die Hauptverursacher; im Gegensatz zu früheren Zeiten leben heute über sieben Milliarden Menschen auf der Erde und sind mehr oder weniger direkt betroffen; die künftige Entwicklung des Klimas kann nicht exakt prognostiziert werden; es stehen aber unterschiedliche Szenarien zur Verfügung, die physikalische Parameter mit erdgeschichtlichen Daten vergleichen und dadurch die wahrscheinlichsten Entwicklungen abschätzen können. Der Ozean als Schlüsselfaktor. Als Bewohner eines Binnenlandes sind uns die vitalen Funktionen des Ozeans oft viel zu wenig bewusst. Die wichtigsten „Dienstleistungen“ dieses größten Ökosystems unseres Planeten sind links angeführt. Mehr als die Hälfte der Menschheit lebt weniger als 80 km von Meeresküsten entfernt und jeder 7. Mensch ist auf Protein aus dem Meer angewiesen. Nicht nur für uns Menschen, auch für alle anderen Lebensformen hat der Ozean entscheidende Bedeutung. Eine Änderung des Klimas hat auch Änderungen der physikalischchemischen Eigenschaften des Meerwassers zur Folge. Die drei wichtigsten Faktoren, die in ihrer Kombination zu gewaltigen Konsequenzen führen können, werden hier vorgestellt: die Erwärmung des Meerwassers, seine Versauerung und die Abnahme seines Sauerstoffgehaltes. 1 2 34 OCEAN7 03/2015 | Mai/Juni 2015
Klimawandel 3 4 Der Ozean wird wärmer. Darüber lässt sich nicht streiten, denn ganze Messreihen belegen das. Der angenehmen Wirkung, als Wassersportler im wärmeren Wasser weniger zu frösteln, steht eine Reihe von bedrohlichen Effekten gegenüber. Dazu gehört der Anstieg des Meeresspiegels. Dieser ist nicht nur durch den Abfluss des schmelzenden Festland Eises verursacht, sondern auch durch die thermische Expansion des Meerwassers: Warmes Wasser hat ein größeres Volumen als kaltes Wasser. Wird der Ozean wärmer, dann steigt auch sein Wasserspiegel. Dazu kommt das Wasservolumen schmelzender Eismassen der Antarktis, Grönlands und vieler Gletscher. Verschiedene Szenarien der Korrelation zwischen Erderwärmung und dem dadurch zu erwartenden Anstieg des Meeresspiegels sind in Abb. 1 zu sehen. Das verstärkte Schmelzen des Arktischen Seeeises führt zwar nicht zu einem Anstieg des Meeresspiegels, aber zur Verkleinerung, möglicherweise zum Verlust eines ganzen Ökosystems, siehe Abb. 2. Der Eisbär ist das Symboltier für diese Entwicklung. Die gravierendste Auswirkung der Erwärmung des Meerwassers ist wahr- 1 Anstieg des Meeresspiegels. Der Zusammenhang zwischen Temperaturerhöhung und Meeressspiegelanstieg ist für unterschiedliche Szenarien dargestellt. Bis Ende unseres Jahrhunderts ist ein deutlicher Anstieg des Meeres möglich. Danach steigt das Meer aber weiter an! „RCP” steht für “Representative Concentration Pathway”. Seine Bedeutung wird im Anhang erklärt. Im schlimmsten Fall (RCP8.5) steigt das Meer um etwa 80 cm bis zum Jahr 2100, und danach wären sogar 7(!) Meter Meeresanstieg möglich. (Stocker,T.F. et al., WGI_AR5_FigSPM-9, IPCC Bericht 2014) 2 Eisbedeckung der Nordhemisphäre. Die prognostizierte Eisbedeckung ist links in Diagrammen dargestellt (in Millionen Quadratkilometer). Rechts sind die Grenzen der Eisbedeckung grafisch dargestellt. Im Szenario RCP8.5 ist die Arktis bis 2100 im September komplett eisfrei. (Stocker,T.F. et al., WGI_AR5_FigTS-17, IPCC Bericht 2014) 3 Erosion der Küste. Bei steigendem Meeresspiegel führt starker Seegang zu vermehrter Küstenerosion. Das stabilisierende Wurzelgeflecht dichter Vegetation und vorgelagerte intakte Korallenriffe als Wellenbrecher können diesen Prozess bremsen (Kuramathi, Malediven) 4 Technische Lösung. Ein Wellenbrecher aus tonnenschweren Betonelementen und eine massive Kaimauer sollen Malé, die Hauptstadt der Malediven, vor der erosiven Kraft des Ozeans schützen. 5 Korallen-Schutt. Meereserwärmung führt zur Korallenbleiche. Besonders deutlich wurde das 1997/98. In dieser El Niño-Periode starben Korallen und andere Organismen großflächig ab. Es ist zu befürchten, dass solche Ereignisse in der Zukunft häufiger eintreten werden (Kuramathi, Malediven) 5 Mai/Juni 2015 | OCEAN7 03/2015 35
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