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OCEAN7 2015-02

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Eine Traumyacht im OCEAN7-Test: die Gunfleet 58 schafft viele Superlativen. Außerdem wird in dieser Ausgabe das OCEAN7-Buch über Weltumseglerin und Abenteurerin Karla Schenk vorgestellt. Eine großen Revierreportage berichtet über die schönsten Buchten im mexikanischen Mar de Cortez, auch bekannt als Golf von Kalifornien.

OCEAN7Yachten die beiden sehr großen Ruderblätter beim Segeln allerbeste Kontrolle, auch bei Seegang von achtern und unter sonstwie schwierigen Bedingungen. Als Nachteil von Doppelrudern wird oft das Manövrieren unter Maschine genannt, da die Ruderblätter hier ja nicht vom Propeller angeströmt werden. Das ist auch bei der Gunfleet so, dennoch ist das Drehen unter Maschine besser als gedacht. Die beiden Ruderblätter sind ja fast schon Scheunentore und die entfalten ihre Wirkung selbst bei wenig Fahrt. Allerdings muss man die Manöver schon mit einem Mindestmaß an Fahrt fahren, anders als mit einem Ruder direkt vor dem Propeller, wo man das Schiff ja praktisch im Stand drehen kann. Und das erfordert dann doch einige Eingewöhnung und bis dahin Nerven. Gehen wir segeln. Wir kreuzen aus der Harwich Bucht heraus, am Felixstowe Containerport vorbei, es weht ein kleines Lüftchen mit nur sechs Knoten Wind – aber das Schiff läuft 4,5 bis manchmal fast 5 Knoten am Wind mit Genua und Großsegel. Bei zehn Knoten Wind machen wir schon 7 Knoten Speed, das ist tatsächlich beeindruckend für ein rund 35 Tonnen schweres Schiff dieser Größe. Die Steuerposition ist optimal, man hat einen sehr guten Überblick über das Geschehen an Bord und ringsum, ganz gleich von welchem der zwei Steuerstände aus. Die Bänke hinter den Rädern sind so lang, dass man auch zu zweit dort sitzen kann. Das einzige Manko, (geschuldet der Schiffsgröße und dem Mittelcockpit-Konzept) ist, dass man hier schon ziemlich weit weg vom Wasser ist, gefühlt. Aber solch ein Schiff segelt man ja eh mehr nach den Instrumenten als nach Gefühl. Das Rudergefühl hingegen ist wohltuend, direkt und leicht, sehr präzise lässt sich das Schiff steuern, was jetzt bei zunehmenden Wind allerdings auch wichtiger wird – so behält man selbst bei extremen Bedingungen die Kontrolle. Dieses Schiff hat zwei Rollvorsegel, dicht hinter der Genua ist das Stag für die aufgerollte Solent-Fock. Für die ist es an diesem Tag eigentlich etwas zu flau, aber zum Kreuzen probieren wir sie trotzdem einmal aus. Ihr Stand ist perfekt, wir können damit sehr hoch an den Technische Daten Länge ü. a. ................18,25 m Länge Wasserlinie ...........16,36 m Breite max. .................5,20 m Tiefgang Kiel oben ...........1,75 m Tiefgang Kiel unten ...........3,60 m Verdrängung .................. 31 t Segelfläche Großsegel ........77,34 m 2 Segelfläche Genua ...........97,35 m 2 Maschine .........Volvo Penta 150 PS Tankkapazität Treibstoff ........1.500 l Tankkapazität Wasser ..........1.000 l Gunfleet Marine LLP Fox’s Marina, Ipswich, Suffolk, IP2 8NJ www.gunfleetmarine.com Wind, die Wenden klappen besonders schnell, weil diese Fock so gut wie gar nicht überlappt, es ist fast wie mit einer Selbstwendefock. Das Kreuzen mit der Genua ist etwas aufwändiger, denn die muss man vor der Wende einrollen, um sie dann auf dem neuen Bug wieder auszurollen – der knappe Abstand zwischen den Stagen erfordert das. Mit den elektrischen Winschen ist das aber auch nicht weiter schweißtreibend. Die Gunfleet 58 ist standardmäßig mit einem Rollgroßsegel ausgestattet. Für ein Fahrtenschiff dieser Größe macht das durchaus Sinn und die Segel - eigenschaften sind ja auch mit diesem Segel top: Die Segelfläche ist – ganz Tony Castro – durchaus 62 OCEAN7 02/2015 | März/April 2015

Gunfleet 58 Eine edle Segelyacht mit viel Bequemlichkeit großzügig bemessen. Tatsächlich wage ich hier zu behaupten, dass die Gunfleet vermutlich etwas besser segelt als eine gleich große Oyster, wenigstens bei diesen Leichtwind-Bedingungen. Ein Großsegel mit durchgehenden Latten und einem Park Avenue-Baum ist sicher auch sehr schön, aber dann braucht der in der Regel ja doch etwas ältere Eigner schon eine Crew, die auf dem Baum längs krabbelt und das Segel staut … Natürlich kann man eine Gunfleet 58 mit Crew segeln und man könnte im Vorschiff eine Crewkoje haben. Aber man muss es eben nicht. Die Erfahrung von Designer und Werftteam zeigt sich vor allem in vielen kleinen, aber wichtigen und praktischen Details. Überall, im Cockpit sowie an und unter Deck, gibt es beispielsweise viele solide Handgriffe an den Stellen, wo man instinktiv hingreift. Das Cockpit ist groß genug für sechs Personen, mit einem festen und sehr robusten Tisch mit eingebautem Kühlfach und Fußstützen für Lage. Dabei bleibt das Cockpit völlig frei von Leinen und Winschen, das Schiff lässt sich vom Rad aus fast alleine segeln. Die Beschlagsausstattung ist insgesamt wie erwartet hochwertig. Wunderbar auch die vielen freien Decksflächen, die breiten Seitendecks und schöne „Liegeplätze“ auf dem Achterdeck – auch kein großes Kunststück bei einem Schiff dieser Dimension. Unter Deck ist bei der Gunfleet 58 fast alles machbar. Es gibt verschiedene Standardlayouts von Seiten der Werft, aber für manchen Eigner dienen diese wohl eher als Anregung oder Diskussionsgrundlage. Tatsächlich ist annähernd so etwas wie ein Custom- Ausbau möglich. Ob nun der Kartentisch geändert werden soll oder gleich das gesamte Innenlayout, mit anderen Kabinen, Kinderzimmern, Werkstatt oder eben doch Crewkabine – fast nichts ist hier unmöglich. Immer dabei sind aber auch hier erwähnte Details: sauberer Stauraum in großen Körben in der Bilge oder eine wirklich tolle, seetaugliche Küche mit allen Schikanen. Die Eignerkabine im Achterschiff ist großartig, hier macht sich das breite Heck noch einmal mehr positiv bemerkbar. Eine Dinghigarage im Heck gibt es nicht, dafür reichen 58 Fuß dann eben doch noch nicht ganz – oder man müsste auf die schöne Eignersuite verzichten. Das Beiboot wandert hier entweder auf das Vordeck oder an Davits am Heck oder halb zusammengefaltet in den wahrhaftig riesigen Stauraum im Heck. Sehr schön gefallen hat mir auch die hydraulisch ausklappbare Badeplattform im Heck. Dahinter jedoch ist das Schiff zu, es gibt keine Riesenöffnung im Spiegel, die nur durch diese Klappe verdeckt würde. Sämtliche Systeme an Bord lassen sich vom zentralen Monitor aus steuern, an den Steuerständen draußen oder in der Navigation innen. C-Zone heißt das System, das hier an Bord mit B&G integriert ist, es ginge aber auch mit Simrad. Alle Infos über Füllstände, Stromentnahme der einzelnen Verbraucher, Ladezustand und noch viel mehr kann man hier abrufen und auch ein- und ausschalten. Und es gibt sogar ein paar „Schnellschalter“: „Sailing Mode tagsüber“ zum Beispiel. Das bedeutet: alle Lampen aus, alle Winschen an. Oder so. Sehr beeindruckend! Gebaut werden Gunfleet-Yachten seit kurzem von Windboats. Die Eigentümerfamilie dieser erfahrenen Werft, die bereits an die 280 Oyster-Yachten für Matthews gebaut hat, ist eng mit ihm befreundet. Eine anfangs geplante eigene Werft musste Matthews wieder aufgeben, die schwierige Marktlage erforderte dann doch etwas mehr Flexibilität in der Planung. Immerhin, bis jetzt wurden fünf Gunfleet 43 verkauft und fünf 58er, von denen drei bereits segeln und zwei noch in Bau sind. Ausgeliefert wird jede Gunfleet grundsätzlich in Fox’s Marina. Voll aufgeriggt und klar zum Auslaufen, so wird es hier dem neuen stolzen Eigner übergeben und erklärt – selbst dann, wenn es anschließend wieder abgetakelt und an das andere Ende der Welt, in diesem Fall nach Australien, verschifft wird. So eine Übergabe ist sehr gründlich und dauert einige Tage. Und in Australien wird das Schiff in diesem Fall dann wieder aufgeriggt und noch einmal übergeben. März/April 2015 | OCEAN7 02/2015 63

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