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OCEAN7 2015-02

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Eine Traumyacht im OCEAN7-Test: die Gunfleet 58 schafft viele Superlativen. Außerdem wird in dieser Ausgabe das OCEAN7-Buch über Weltumseglerin und Abenteurerin Karla Schenk vorgestellt. Eine großen Revierreportage berichtet über die schönsten Buchten im mexikanischen Mar de Cortez, auch bekannt als Golf von Kalifornien.

OCEAN7Service Text und Fotos: Wolfgang Kröger Untersuchung an Dieseltanks: Über 80 % ! verunreinigt Immer mehr Skipper haben die Pest an Bord, ohne es zu wissen. So lautet das Ergebnis einer europaweit erstmalig durchgeführten Reihenuntersuchung von Dieseltanks in Schiffen, die SeaHelp, der nautische Pannendienst, in Verbindung mit den Geesthachter Spezialisten für Tankreinigung, der Firma MFT Mikrofiltertechnik und der kroatischen Olive Island Marina im Dezember 2014 in Dalmatien durchführte. An insgesamt zwei Tagen wurden die Tanks von 29 Schiffen inspiziert, 25 davon waren mit den sogenannten Dieselpest-Bakterien befallen. Bei 21 Schiffen war der Befall bereits so weit fortgeschritten, dass bei stärkerem Wellengang eine Blockade der Kraftstofffilter und damit ein Motorausfall als wahrscheinlich gilt. Welche Folgen es für das Schiff und die Besatzung nach sich ziehen kann, bei stürmischer See führerlos auf die kroatische Felsküste zuzutreiben, mag man sich gar nicht ausmalen. Auch wenn die Untersuchung in der stets auf das Wohlbefinden seiner Gäste bedachten Marina Olive Island auf der Adriainsel Ugljan nicht den Anspruch der Vollständigkeit erhebt, gibt die Momentaufnahme doch einen eindeutigen Trend vor: In unzähligen Tanks lauert die Gefahr durch verunreinigten Diesel, ohne dass Eigner sie bemerken. Das Tückische daran: Wird man als Skipper von einer Schlechtwetterfront überrascht, die immer mit heftigem Wellengang einher geht, ist es meist zu spät. Der Diesel schwappt im Tank umher und wirbelt die Gebilde der Dieselpest, eine schwarze, schlickähnliche Masse, die eigentlich auf dem Tankboden ruht, auf. Sie wird dann mit dem Kraftstoff durch die Tankpumpe angesaugt, doch spätestens im Dieselfilter endet ihre Reise durch das bordeigene Kraftstoffsystem und führt schlagartig ohne große Ankündigung dazu, dass die Filter verstopft sind. Damit kommt die Kraftstoffversorgung zum Erliegen, der Motor stirbt urplötzlich ab. Das Schiff treibt antriebs- und damit steuerlos in den Wellen oder der Fahrrinne. An eine Reparatur ist in dieser brenzligen Situation kaum zu denken. Ein Alptraum für jeden Skipper. Auch SeaHelp-Chef Wolfgang Dauser, Initiator der Untersuchung, kann nur bestätigen, dass hier nicht unnötig Panik geschürt wird: „Insbesondere in den ersten Monaten der Wassersportsaison, also nach der Einwinterung, häufen sich die Fälle, in denen Schiffe bei schwerem Wetter in Seenot geraten, weil der Motor plötzlich aussetzt.“ Früher hakte man solche Fälle unter der Rubrik „technisches Versagen“ ab, schleppte das Schiff in die nächste Werkstatt und man beließ es dabei, lediglich die verstopften Kraftstofffilter zu reinigen. War das Schiff wieder flott, hatte sich meist auch die See beruhigt und der Schlick der Dieselpest schlummerte wieder mehr oder weniger friedlich im Tank – bis zum nächsten Unwetter. Seit der SeaHelp- Anweisung an die Einsatzkräfte, bei jedem technischen Defekt eines mit Diesel betriebenen Schiffes zunächst möglichst die Kraftstofffilter zu kontrollieren, trat zutage, was kaum jemand vermutet hatte: Durch Dieselpest verursachte Filterblockaden waren verantwortlich für mehr als ein Drittel aller SeaHelp-Einsätze, bei denen ein Dieselaggregat seinen Dienst versagte.

Dieselpest Die verliefen auch nicht immer glimpflich. Im Bereich der Adriainsel Mali Losinj versagte bei einem mit Ausflüglern besetzten Motorsegler plötzlich der Antrieb, weil die Kraftstofffilter verstopft waren. Das Schiff zerbarst im Sturm buchstäblich an der Felsküste, vier leicht verletzte Urlauber und eine schwer verletzte Urlauberin, die nur unter äußersten Mühen geborgen werden konnte, waren die Folge. Ähnliches berichtet auch Achim Burmester, Spezialist für die Tankreinigungen bei der MFT Mikrofiltertechnik GmbH: „Einem Skipper fiel mitten in der Fahrrinne der Motor aus, weil die festen Bestandteile der Dieselpest die Kraftstoffzufuhr blockierten. Als ein Schubkahn auf ihn zukam, konnte er sich nur noch mit einem Sprung über Bord retten.“ Und Spiegel Online berichtete unlängst, dass für den Unfall der Fähre Wittdün auf der Ferieninsel Amrum, bei dem 30 Schulkinder verletzt wurden, ebenfalls verstopfte Kraftstofffilter ursächlich waren. Deshalb schätzen Experten bereits, dass die Dunkelziffer der Fälle, bei denen die Dieselpest Auslöser für Havarien mit teilweise schweren Folgen war, erheblich höher liegt als zunächst angenommen. Diese Einschätzung wird zusätzlich gestützt durch die Ergebnisse der Untersuchung in der Marina Olive Island vor Zadar. Diese Dazu entfernten sie den Tankgeber und führten durch die so entstandene Öffnung den mehr als zwei Meter langen Schlauch einer Endoskopiekamera in den Tank ein. Die Sonde am Ende des Schlauches lieferte Bilder vom Tankinneren auf einem kleinen Monitor. Was für den Laien kaum erkennbar war, brachte Achim Burmester wertvolle Erkenntnisse: Bis auf vier Tanks war jedes der letztlich untersuchten 29 Schiffe mit der gefährlichen Dieselpest mehr oder weniger stark verseucht. 21 von ihnen hätten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bei der nächsten Ausfahrt mit etwas stärkerem Seegang Probleme bekommen. Bei vier weiteren Schiffen war ansatzweise bereits eine Spur von Dieselpest erkennbar, auch hier empfehlen die Experten von MFT Filtertechnik eine vorsorgliche Reinigung, da sich der Zustand im Tank über die Wintermonate sicherlich noch verschlimmern wird. Nur vier Schiffe, allesamt Motoryachten, waren frei von jeglichem Befall. Um auf der sicheren Seite zu sein, entnahmen die Tankreiniger aus jedem Tank, der mit der Dieselpest befallen war, zusätzlich eine Kraftstoffprobe. Unabhängig davon wurden natürlich auch die jeweiligen Eigner über den teilweise mehr als Besorgnis erregenden Zustands des 1 2 Wenn der Motor plötzlich aussetzt Foto: Shutterstock (1) Marina hat für all diejenigen Gäste, die dort über einen Dauerliegeplatz verfügen, eine Mitgliedschaft bei SeaHelp, dem nautischen Pannendienst abgeschlossen. Der entsprechende Mitgliedsbeitrag ist im Preis des Liegeplatzes enthalten und so verfügt SeaHelp über die Anschriften der jeweiligen Eigner. Ihnen wurde das Angebot einer kostenlosen Tankendoskopie durch die Firma MFT Mikrofiltertechnik unterbreitet und innerhalb einer Woche gestatteten 30 Skipper per unterschriebener Vollmacht dem Team – bestehend aus einem SeaHelp-Mitarbeiter, zwei Tankreinigern und einem Vertreter der Zeitschrift Wassersport sowie dem Hafenmeister der Olive Island Marina – in ihren Tanks einmal nach dem Rechten zu schauen. Kraftstoffs in ihren Tanks mit einem detaillierten Bericht informiert. Ihnen ist es selbstverständlich freigestellt, in eigener Regie für Abhilfe zu sorgen oder die Geesthachter Firma MFT Mikrofiltertechnik zu bitten, hier tätig zu werden. Achim Burmester: „Wenn sich zumindest zehn Skipper finden, die uns beauftragen, 1 Christian Burmester von der MFT Mikrofiltertechnik GmbH sicherte jede Menge Proben mit verseuchtem Diesel. 2 Verantwortungsvoll: SeaHelp-Schutz ist für alle Eigner gegeben, deren Schiffe in der Olive Island Marina einen Dauerliegeplatz belegen. 3 Proben wurden aus jedem verseuchten Tank entnommen. Fast alle wiesen erhebliche Verunreinigungen auf, mit denen schon die nächste Ausfahrt zum gefährlichen Glücksspiel werden könnte. März/April 2015 | OCEAN7 02/2015 55

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