OCEAN7Revier 1 weit ein mintfarbener Seichtbereich bis zum tosenden Außenriff, daneben ein palmbewachsenes Motu wie aus dem Bilderbuch. Der nächste Morgen dämmert völlig windstill. Nur mit dem weit entfernten Donnern des Barriereriffs im Hintergrund können wir den Geräuschen des erwachenden Motu neben uns lauschen. Das Zirpen, Quietschen, Gackern, Kreischen und Quaken erinnert eher an den südamerikanischen Dschungel – eine unerwartete Kakophonie. Die nächste Überraschung erwartet uns beim Anlanden des Dinghi: Statt grobem Korallenschutt finden wir hier einen feinen weißen Sandstrand vor. Das angeblich karge Motu ist dicht bevölkert: Seeschwalben schießen wie Jagdflieger über uns hinweg und Watvögel stelzen herum. Überall brüten Seevögel, putzige, flauschige Babys sitzen auf Ästen und auf dem Boden und beäugen uns neugierig. Zurück auf Pitufa klemmen wir uns hinter den Computer und bestimmen mit Hilfe von Fotos die Arten: Die brütenden Seevögel sind Maskentölpel, Weißbauchtölpel, Rotfußtölpel, Noddi-Seeschwalben und Feen- Seenschwalben. Der Watvogel mit dem langen Schnabel ist ein Borstenbrachvogel, eine Art, die in Alaska brütet, dann unglaubliche 4.000 Meilen fliegt, um in der Südsee zu überwintern. Der winzige Kerl, der uns so neugierig verfolgte, stellt sich als stark bedrohter, auf den Tuamotus endemischer Südseeläufer heraus. Der Grund für den Artenreichtum ist einerseits, dass die Motus im Süden von Ratten verschont blieben, die europäische Schiffe auf der Suche nach ihrem eigenen Paradies verließen, wenn immer diese bei einer Insel vor Anker lagen und in der Folge fast überall die heimische Fauna dezimierten. Während auf anderen Atollen und auf den Nordmotus die endemischen Laubbüsche und -bäume gerodet wurden, um Platz für Kokospalmen- Monokulturen zu schaffen, konnte die einheimische Flora und Fauna sich hier erhalten. Alles, nur nicht langweilig. Mit jeder Woche auf unserem Robinson-Inserl rückt die große, weite Welt für uns mehr in den Hintergrund, wird fast unwirklich. Auf Tahanea gibt es weder Handy-Empfang noch Internet, unsere einzige Verbindung zur Außenwelt ist das Kurzwellenfunkgerät, über das wir E-Mails und Wetterberichte empfangen und unsere Blogeinträge abschicken. Nach einem Monat auf Tahanea treffen E-Mails mit vorsichtigen Anfragen ein, ob uns denn nicht langweilig wird so ganz allein am A… der Welt? Das Gegenteil ist der Fall, obwohl wir bei Sonnenaufgang um 6.00 Uhr aufstehen, werden uns die Tage eher zu kurz. Viele unserer Aktivitäten drehen sich ums Essen, denn Pitufa ist ein Gourmet-Boot. Brot backen, den Bordgarten pflegen, Sprossen ziehen, Ausflüge auf Motus zum Kokosnuss-Sammeln – bis wir Nüsse gefunden haben, die nicht nur den richtigen Reifegrad haben, sondern auch erreichbar hängen, vergeht schon ein Stündchen. Aufhacken, das Wasser auffangen, das weiche Fleisch herauslöffeln, zurück an Bord, alles mixen – so ein Cocktail schmeckt dann aber umso besser. Kleine Reparaturen und Verbesserungen an Boot und Equipment, die sonst auf der To-Do-Liste nach unten gerutscht sind, bekommen endlich unsere Aufmerksamkeit. Wegen der häufigen Windrichtungsänderungen ist alle paar Tage ein kleiner Segeltörn zu einer geschützteren Ecke notwendig. Bald haben wir GPS-Spuren quer über die Lagune zu Ankerplätzen für jede Windrichtung. Somit können wir bei plötzlichen Wetterveränderungen auch an bedeckten Tagen, wenn die Riffe unter dem silbrigen Wasserspiegel praktisch unsichtbar sind, sicher navigieren. 3 18 OCEAN7 02/2015 | März/April 2015 2
Tuamotus 4 5 6 Mit Buckelwalen schwimmen Begegnungen. Immer wenn der Wind auf Süd dreht, nutzen wir die Chance, weiter nach Südwesten zu erkunden, wo die Ankerplätze immer noch schöner und die Begegnungen mit der örtlichen Fauna noch interessanter werden. Hier, wo kaum je Boote vorbeikommen, sind die Vögel und Fische unglaublich neugierig und interessiert an uns Besuchern. Weit entfernt in der Lagune sehen wir Gischt hoch aufspritzen. Brecher an einem Riff? Dann ein schwarzer Rücken, eine riesige Schwanzflosse – ein Wal! Wir springen ins Dinghi und düsen hin. Zwei Rücken brechen durch die Oberfläche, zwei Atemfontänen, wo ist vorn, wo ist hinten? Wir paddeln vorsichtig näher und lassen uns dann mit Schnorchel und Taucherbrille ins Wasser gleiten. Eine Buckelwalmutter gleitet mit sanften Schwanzschlägen unter der Oberfläche dahin, ihr Baby schwimmt manchmal neben ihr, dann wieder über ihrem Rücken. Wir sind hin und weg von dieser Begegnung, halten aber einen Respektabstand, denn wir wollen der Mutter keinesfalls als Bedrohung erscheinen. Nach zehn Minuten ziehen wir uns wieder ins Dinghi zurück, machen einen weiten Bogen um die Wale, fahren langsam retour und haben auch zurück auf Pitufa noch ein verzücktes Grinsen im Gesicht. Eine unglaubliche Begegnung. wir durch den Pass auf den Pazifik – ein wehmütiger Blick zurück, wo das Kreuz des Südens am schnell heller werdenden Himmel über unserem Inserl verblasst. Kurz darauf verschwindet auch das niedrige Tahanea am 7 Horizont, doch bald darauf taucht schon das nächste Atoll auf: Ja, auf den ersten Blick ist es genauso flach und rund, doch bei näherem Hinsehen werden wir sicher wieder Neues und Interessantes entdecken. Wir lassen’s auf uns zukommen. Mehr Fotos und Info zu unserer Reise gibt’s auf www.de.pitufa.at zu sehen. 1 Rotfußtölpel 2 Kokoskrabbe 3 Südseeläufer 4 Flauschkugel (Tölpelküken) 5 Feenseeschwalben 6 Brütender Maskentölpel 7 Weißbauchtölpel im Flug 8 Pitufa vor einem Süd-Motu Fotos: Shutterstock (2) Flach und rund? So wohl wir uns auf unserem Robinson- Inserl fühlen, irgendwann müssen wir uns doch wieder losreißen. Bordkatze Leeloo erkennt die Zeichen: Das Boot wird klariert, das Dinghi kommt aufs Deck, ihre Kratzbretter wandern unter Deck – oh je, müssen wir wirklich weg? Es ist doch so schön ruhig hier, keine Nachbarn, keine Besucher, dafür jede Menge Vögel … Auch wir würden gern noch bleiben, doch trotz der riesigen Stauräume unserer Pitufa wäre wieder einmal ein Minimarktbesuch angesagt, außerdem wollen wir vor Beginn der nächsten Zyklonsaison noch ein paar bewohnte Tuamotus besuchen. Im Morgengrauen segeln 8 März/April 2015 | OCEAN7 02/2015 19
News März/April 2015 und entsprech
ShortNews Besuchen Sie uns in Tulln
OCEAN7Links Charter Seekarten/Marit
C.A.R.E. Diesel ® BIO - aber kein
Laden...
Laden...
Laden...
Follow Us
Facebook
Twitter