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OCEAN7 2014-05

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OCEAN7Service Hafenkneipen Text: Joachim Feyerabend Seemannsbars Auch heute eine Attraktion!

Hafenkneipen & Seemannbars Fotos: Wikicommons, privat, ZVG, Shutterstock Im Schellfischposten scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Das frühere Flair des Hamburger Fischmarktes mit den alten, urigen Kneipen ist erhalten geblieben. Viele Fotos von bekannten Schauspielern, die irgendwann einmal hier Gast waren oder in der Kneipe ihren Dreh hatten, legen Zeugnis für die Faszination einer vergangenen Zeit ab. Der Geruch von Salz, Tang und Teer der Segelschiffs-Ära weht dem Gast schon unter der Tür entgegen und weckt heute wie gestern jenes unstillbare Fernweh, dem sich auch Landratten nicht erwehren können. Das Alter der Kaschemme lässt sich nicht genau feststellen. Sicher ist jedoch, dass es sich um die letzte und älteste Seemannskneipe in Hamburg-Altona handelt, die schon weit über 100 Jahre existiert. Einst wurde der Fisch mit der sogenannten Schellfischbahn vom Fischmarkt zum Altonaer Bahnhof transportiert. Die Arbeiter fuhren mit der elektrischen Eisenbahn zur Arbeit und wieder nach Hause. Die Haltestelle am Fischmarkt nannte sich „Schellfischposten“. Der jetzige Schankraum war damals das Wartezimmer für die Passagiere. „Alle Mann an Bord, ihr Mühseligen und Geladenen, in meine himmlisch verschwimmende Hafenkneipe, komme, wer ein Gelüste hat auf Lust, in See zu stechen und anderswo. Verlasst den schwanken Boden der Nüchternen und kommt in das undichte Boot meiner Dichtung, zu einer Hafenrundfahrt um die Welt. Kommt, ihr Sehleute (ein Blick ins Glas gibt mehr Sehschärfe als das beste Scherenfernrohr), und dann zwei Blicke ins Leben: einer von oben herab, vom Mastkorb, und einer von unten, auf die Planken hingestreckt, kühn der Zeit unter die Röcke geblinzelt.“ So besingt der Seemann und Dichter Joachim Ringelnatz die Institution Hafenkneipe, die von Valparaiso bis Yokohama, von San Franzisco bis Hamburg Treffpunkte der Fahrensleute und oft eine Art Heimat waren. „Lasst uns eins zwitschern wie die Nachtigalle, dass es an Herz und Nieren geht, ins Auge, und meistens ans Zwerchfell. Dies sagt euch der Ringelnatz, erfahren in allen Untiefen und in mehr als dreißig Berufen.“ Filmschauspieler wie Hans Albers oder Kurt Jürgens („Kaschemmen- Lilly, Kaschemmen-Lilly, ihr Herz war so eiskalt wie Eis. Aber sie hat mich geliebt, wie man einmal im Leben nur liebt“) vermittelten dem Publikum die verruchte Romantik der Seemannsbars. Und der Segler von heute, auch er genießt alkoholisiert rund um den Globus die wehmutsvolle Stimmung. So wurde etwa das Peter‘s Café Sport auf den Azoren zu einem Muss für alle Blauwassersegler, die aus der Neuen Welt nach Europa unterwegs sind und die Bar als Wetterstation, Nachrichtenzentrale und Poststelle nutzen oder sogar Mitsegler finden. Zahlreiche Schriftsteller fanden in den schrägen Treffs der Fahrensmänner Anregungen und Romanstoffe. Das gilt vor allem für Jack London („Der Seewolf“), der sich an Seemannsgarn zu gleichen Teilen mit Rum und Gin in Heinold’s First und Last Chance in Oakland berauschte. Der Namenszusatz „First and Last Chance“ (dt. „Erste und letzte Gelegenheit“) verweist auf den Umstand, dass das Heinold’s in früheren Zeiten für viele Seeleute die erste oder die letzte Möglichkeit war, vor oder nach einer längeren Schiffsreise größere Mengen an alkoholhaltigen Getränken zu konsumieren. Das bis heute in seiner ursprünglichen Gestalt erhaltene Gebäude wurde im Jahr 1880 aus den Überresten eines alten Walfängerschiffes am Fuße der Webster Street in Oakland erbaut. Nachdem es in den ersten Jahren als Schlafstätte für die Arbeiter von den nahegelegenen Austernbänken gedient hatte, kaufte der deutschstämmige Johnny Heinold († 1933) es im Jahr 1883 für 100 US-Dollar und wandelte es mit der Hilfe eines Schiffszimmermanns in eine Kneipe um. Die nur spärlich beleuchtete Kneipe verwendet bis heute – und damit als letzte kommerzielle Einrichtung in Kalifornien – Gasbeleuchtung. Stühle, Tische und viele andere Einrichtungsgegenstände stammen noch aus der Zeit, als Johnny Heinold die Kneipe betrieb. An den September/Oktober 2014 | OCEAN7 05/2014 41

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