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OCEAN7 2014-04

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Der bequeme Ocean Trawler Selene 58 im OCEAN7-Test. Ein Schiff für genussvolles, weltweites Reisen. Außerdem in dieser Ausgabe: Karibische Sternstunden! Eine Reportage über die schönsten Buchten der Windward Islands in der Karibik.

OCEAN7Revier Karfreitag, herausgeputzt sind nicht nur die Kirchen, sondern auch die Heimgereisten hier am Ort. Kinder gehen mit langer Schnur im Hafenbecken auf Fischfang. Petri Heil – wir müssen weiter. Passend zur Rückfahrt hat der Wind auf Süd gedreht. Rund 25 Seemeilen liegen vor uns. Die Angelschnur ist ausgebracht. Wir beeilen uns, zurück nach Korfu zu kommen, wollen schließlich nichts vom großen Fest verpassen – Prozessionen, fliegende Vasen, Musikkapellen – letzteren konnten man schon beim Proben zuhören. In den engen Gassen der Altstadt drangen schon seit Tagen die getragenen Klänge aus den weit geöffneten Fenstern. Vlacherna, die werbeträchtige von Korfuplakaten und -postkarten bekannte Klosterinsel, kommt in Sichtweite, dann die alte venezianische Festung, an ihrem Sockel der Yachtclub und schon hört man sie, die Musik. Getragen, langsam gespielt, die Tonlage tief, tieftraurig, es ist Karfreitag. Jede der 37 korfiotischen Gemeinden hält ihre eigene Prozession ab. Die Epitaphe werden aus den Kirchen zur Spinada, einem der größten und vielleicht auch schönsten Plätze Griechenlands, getragen. Es zischt, die Rolle dreht sich, irgendwas zieht an der Angelschnur. Stelios würde den Anblick eines leeren Blinkers vermutlich nicht überstehen. Schon einmal hat er nur die Fischattrappe mit frischen, starken Beißspuren aus dem Wasser gezogen. Das wäre der Fang seines Lebens gewesen. Geschwindigkeit drosseln, inzwischen laufen wir unter Maschine, die Marina-Ansteuerung ist in Sicht. Nur ja nicht wieder zu schnell sein, nicht den Fang verlieren. Leerlauf, kurz rückwärts, aufstoppen. Unser Kat bietet dem Wind auch ohne Segel und Maschine noch genug Angriffsfläche. Langsam die Leine einholen, Kurbel vorsichtig drehen und dann ist er da, der Fisch – „a kind of tuna“, meint Stelios ganz beseelt von seinem Fischerglück. Für mich sieht der Fang wie ein Bonito oder Skipjack aus, auch sein weißes Fleisch spricht dafür. Nur mit einer Tasse Meerwasser und Olivenöl in den Ofen – ein Festmahl. Das passt. Karfreitag ist schließlich Fischtag, zumindest bei den Katholiken. Korfiotische Küche Wer die Prozessionen auf der Spianada mit einem guten Essen verbinden möchte, geht ins Restaurant Aegli direkt im Liston und sitzt draußen unter den langen Arkaden: Seit über 40 Jahren wird hier gekocht. Jetzt hat Mario, Sohn des Hauses und Absolvent einer der renommiertesten Kochschulen der Welt, des Culinary Institute of America in New York, das Kommando übernommen mit dem Ziel, die alte traditionelle korfiotische Küche wiederzubeleben. Sein Vater ist übrigens Honorarkonsul der Bundesrepublik – www.aeglirestaurant.com, 1 Tel. +30 26610 31949. Das Werfen der Krüge ist ebenfalls auf der Spianada gut zu beobachten. Unmittelbar dabei und mittendrin ist man allerdings direkt in der Altstadt, zum Beispiel in der Nikiforou Theotoki, die zwischen den Arkaden direkt in die Altstadt führt. Den besten Fisch, falls man selber keinen an der Angel hatte, gibt es in Gouvia in der Taverne Gerekos. Der Fisch allein ist auf alle Fälle schon ein Grund wiederzukommen. Angeboten werden die Ostertörns von MasterYachting, www.master-yachting.de Da sich die griechischen Kirchenfeste nicht wie unsere nach dem Gregorianischen Kalender, sondern nach dem Julianischen richten, gibt es zeitliche Verschiebungen. Auf Korfu wird im kommenden Jahr (2015) vom 10. April (Karfreitag) bis zum 12. April (Ostersonntag) Ostern gefeiert. 2016 fällt der Ostersonntag auf unseren ersten Mai. 2

Ionisches Meer Ein ganz besonderes Törnziel: die Osterfeierlichkeiten auf Korfu 3 4 5 Die orthodoxen Griechen hingegen essen am Sonntag vor Ostern das letze Mal Fisch. In der Karwoche kommen dann nur noch Lebensmittel ohne Blut auf den Tisch. Muscheln, Kalamar, Sepia oder Oktopus sind als blutlose Tiere dagegen erlaubt. So kommt man durch die Woche. Am Karfreitag wird das Fasten zur wahren Herausforderung, dann wird auch noch auf Olivenöl verzichtet – für Griechen wahrscheinlich gleichzusetzen mit Folter. Doch unser Fisherman kann sich heute nicht an die Regeln halten, dazu duftet sein Fang im Ofen zu gut. Während in Kerkyra getrauert wird, laben wir uns noch an dem frischen Fisch. Vom Dorf wehen die traurigen Klänge herüber. In Korfu-Stadt versammeln sich schon seit dem frühen Nachmittag die Gemeinden, bis in die Nacht werden die Prozessionen durch die Stadt ziehen. Verdis Trauermarsch dringt durch die Gassen, während „Jesus“ schwer an seinem Kreuz trägt und die alten Frauen sich in ihren Fenstern bekreuzigen, sobald dieser an ihnen vorüberzieht. Bilder, die berühren, eine Stimmung, der man sich nicht entziehen kann. Man kommt ihnen so ganz nah, den Griechen oder besonders den Korfioten, durch deren Segelrevier man sonst bei Sonne und Licht so urlaubsversonnen kreuzt. Doch das ist noch lange nicht alles, weshalb man Ostern nicht so schnell wieder auslaufen sollte. Am Samstag wird es laut und bunt. Die Krüge fliegen. Doch erst ziehen ab 9 Uhr wieder die Kapellen durch die Straßen, begleitet von Schul- und Pfadfindergruppen. Dann werden auch die Gebeine des heiligen Spiridon, des Inselheiligen, durch die Straßen getragen. Jeder soll so auf die verehrte Reliquie einen Blick werfen können. Mit dem Gongschlag um 11 wird es dann richtig laut und nass. Spiridon ist schon lange wieder zurück in seiner Kirche, die Priester ebenfalls. Mit Wasser gefüllte tönerne Gefäße knallen auf die Straßen. In der Altstadt drängen die Zuschauer zurück an die Häusermauern, wenn aus den Fenstern gerufen wird. Nach vielen Ahs und Ohs beim vorangegangen Präsentieren der Krüge folgt nun der Applaus, während die Gefäße auf dem Pflaster zerbersten und das Wasser aus ihnen bis zu den Knien heraufspritzt. Ungewohnt für Segler, kommt sonst das Wasser doch eher direkt von vorn. Doch jetzt schnell bücken und ein, zwei Tonstücke aufsammeln, sie bringen Glück fürs nächste Jahr. Auslaufen lohnt nicht mehr, so bleibt auch noch Zeit für mehr Musik und anschließend fürs Abendprogramm. Auf der Spianada wird um 11 Uhr nachts die Messe gefeiert. Die Kirchen sind inzwischen zu klein dafür. Um Mitternacht ist es soweit. „Christos Anesti“ verkündet der Metropolit. „Christus ist auferstanden!“ Kerzen werden entzündet und über Meer und alter Festung knallt das Feuerwerk. Sie wissen, wie man für Stimmung sorgt, die Griechen, und das natürlich wieder mit Musik, die selbst im Yachtclub noch zu hören ist. 1 Mario, Herr der Küche des Restaurants Aegli in Korfu 2 In Korfus Altstadt warten die Anwohner aufs Signal zum Vasenwerfen 3 „Jesus“ trägt während der Karfreitagsprozession das Kreuz durch die Straßen 4 Ist an den roten Uniformen zu erkennen: der „alte“ Musikverein 5 Kirchlicher Würdenträger zieht mit der Karfreitagsprozession 6 Segeln vor der alten Festung Korfus 6 Juli/August 2014 | OCEAN7 04/2014 27

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