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OCEAN7 2014-03

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Reggea, Rum und Rastamen in der Karibik: Eine OCEAN7 Reportage aus den Windward Islands von Saint Lucia bis zu den Tobago Keys. Außerdem: Seglerlegende Wolfgang Hausner über medizinische Notfälle an Bord einer Fahrtenyacht, weit ab von jedem Arzt.

OCEAN7Revier können uns auch Zeit lassen, denn als EU-Bürger können wir theore tisch unbegrenzt bleiben, praktisch ist das Aufenthaltslimit aber 18 Monate, denn nach Ablauf dieser Frist müsste man das Boot hier versteuern. Der Aufenthalt für andere Nationalitäten ist auf drei Monate in ganz Französisch-Polynesien beschränkt und so müssen unsere neuseeländischen, australischen und amerikanischen Freunde nach einem kurzen Aufenthalt schon wieder weiter. schmalen Grat ganz oben heißt es gut festhalten und Nerven bewahren, denn der Wind pfeift bedrohlich über die Felsen. Dafür bieten sich unglaubliche Ausblicke über die türkis schimmernde Lagune, die Brandung, die weit draußen gegen das Außenriff donnert, alle Inseln und das Rifflabyrinth dazwischen. Der Nachbarberg Mokoto ist beinahe genauso hoch wie Mount Duff und der Weg noch steiler. Eine Küstenstraße mit Aussichtspunkten führt fast ganz um die Insel herum, es gibt zwei Wanderwege über den Hügelkamm und wir können uns am Kontrast zwischen den alpin anmutenden, pinienbedeckten Hängen und der in Pastelltönen glitzernden Lagune nicht satt sehen. Die Vegetation verändert sich alle paar Höhenmeter: Palmen, dann Farne, verschiedene Nadel- und Laubbäume, dazwischen immer wieder Ruinen alter Straßen und Häuser. Die Gambier- Inseln wurden etwa 1000 nach Christus besiedelt, die verfallenen Überreste zeugen noch von dicht besiedelten Königreichen. Bald nach der Entdeckung durch Captain James Wilson 1798 wurde die einheimische Bevölkerung aber durch eingeschleppte Krankheiten, Ausbeutung und Abwanderung auf nur 500 Menschen reduziert, erst im 20. Jahrhundert stieg die Bevölkerungszahl wieder an. Der heutige Wohlstand der Gambier beruht auf der Zucht der berühmten schwarzen Perlen. Schwarze Perlen machten die Gambier wohlhabend taravai Mangareva Rikitea Mangareva – Kleinstadtleben und Wanderparadies. Nach einigen Tagen kennen wir uns in Rikitea schon gut aus, denn die Hauptstadt ist mit etwa 1.000 Bewohnern nur ein großes Dorf. Trotz holprigem Französisch kann man leicht Leute kennenlernen: Die Chefin unseres Lieblings-Minimarkets gibt bei jedem Einkauf einen Kurz-Sprachkurs in Mangarevan, der Bäcker probiert sein bisschen Englisch an uns aus. Früchte gibt es im Überfluss, riesige Pampelmusen liegen überall herum und wir haben gehört, dass man diese einfach aufsammeln kann. Bei einem verfallenen Haus steht ein Pampelmusenbaum und wir bücken uns kurz entschlossen nach dem Fallobst. „Non, non!” schreit ein Mann vom Nachbargrundstück – oh je, da sind wir wohl beim Stibitzen ertappt worden. Der sportliche Polynesier joggt zu uns herüber und schon klärt sich das Missverständnis: Wir sollen nicht die angeknabberten Früchte vom Boden aufheben, sondern die guten vom Baum pflücken. Strahlend zeigt er uns gleich den Rest des Gartens und schenkt uns noch Tomaten, Maniok, Rettich und Salat. Bei einem anderen Spaziergang läuft uns eine ältere Frau nach, lädt uns auf ihre Terrasse ein und gibt uns dann noch einen Sack Bananen mit. Bald haben wir immer ein paar kleine Geschenke im Rucksack, um uns für die spontane Großzügkeit der Einheimischen zumindest mit einer Kleinigkeit revanchieren zu können. Auf dem beliebten Ankerplatz vor Rikitea gleicht die Cruiser- Community auch einem kleinen Dorf. Jeder kennt jeden, Dingis brummen herum, man lädt einander zum Sundowner oder Abendessen ein und dabei werden die neuesten Infos, Karten, GPS-Tracks etc. ausgetauscht. Auf allen Booten wird repariert, denn auch fürs Material war der lange Segeltörn eine Herausforderung. Trotz einer langen To-Do-Liste auf Pitufa können wir den grünen Hügeln bald nicht mehr widerstehen und beginnen, Mangareva per pedes zu erkunden. Die Insel ist ein Wanderparadies: Über der Ankerbucht thront Mount Duff, der mit 441 Meter höchste Berg der Insel. Wir schnaufen in anderthalb Stunden den steilen Weg hinauf, die Schilder brauchen wir nicht, denn wir haben Bergführer mit: Zwei streunende Dorfhunde haben sich auf Wanderungen mit Yachties spezialisiert und begleiten uns bis zum Gipfel. Auf dem Heiva-Kulturfestival und Wintereinbruch. Das lange Außenriff mit einem Umfang von etwa 90 km schützt die Lagune großteils vor der Ozeandünung, die Abstände zwischen den Inseln sind jeweils nur wenige Meilen und so kann man gemütlich das ganze Archipel erkunden. Wir besuchen einige Ankerplätze, doch Anfang Juli zieht es uns nach Mangareva zurück, denn in ganz Polynesien finden zu dieser Zeit Kulturfestivals statt und wir wollen das Fest in Rikitea keinesfalls verpassen. Schon kurz nach unserer Ankunft Ende Mai hörten wir allabendlich Trommeln und Gesänge. Bald fanden wir die Ursache der exotisch anmutenden Geräuschquelle: Zwei konkurrierende Tanz- und Trommelgruppen übten tagtäglich mehrere Stunden in der Schule und in der Mehrzweckhalle. Innerhalb von drei Monaten wurden komplizierte Choreografien einstudiert, die Frauen schwangen unermüdlich die Hüften, die Männer wackelten im Gegenzug kriegerisch mit den Knien. Am 5. Juli ist es dann endlich soweit: Das Julifestival „Julliet” oder „Heiva” beginnt. Zwei Wochen lang finden täglich Tanz- und Nebenveranstaltungen statt und die besten Tänzer bekommen Preise. Liebevoll dekorierte Essensstandeln werden aufgebaut und die Leute feiern bis spät in die Nacht. Leider setzt im Juli der Winter in der südlichen Hemisphäre so richtig ein, wöchentlich ziehen Tiefs im Süden vorbei, bringen eiskalten Südsturm und viel 26 OCEAN7 03/2014 | Mai/Juni 2014

Îles Gambier 1 Regen. Bei solchen Bedingungen kostet der Besuch des Festivals einiges an Überwindung. Wir packen uns in unser Schlechtwetterzeug ein, denn die Gischt spritzt übers Dingi. Das Spektakel an Land ist den Aufwand aber allemal wert: Die Tanzgruppen präsentieren sich in verschiedenen, aufwändigen Kostümen, die Trommler legen sich ins Zeug, bis die Hände rauchen, und die Tänzer geben alles. aukena Die Menschen hier haben die Musik eindeutig im Blut – nicht einmal die Missionare konnten ihnen das austreiben. Gleich nach der Ankunft der ersten katholischen Missionare im Jahr 1834 taten diese allerdings ihr Möglichstes, alle Aspekte der polynesischen Kultur zu verbieten und durch einen strengen Gottesstaat zu ersetzen. Tanzen, Singen, Tätowierungen, die eigene Sprache und scheinbar jegliche Lebensfreude wurden den freundlichen Polynesiern ausgetrieben – heutzutage wird glücklicherweise aktiv und erfolgreich daran akamaru gearbeitet, die alte Kultur wiederzubeleben. Nach dem Abschluss des Heiva wollen wir so schnell wie möglich weg in wärmere Gefilde. Jedes Mal, wenn ein Tief vorbeizieht, dreht der Wind erst auf Norden und dann über Westen wieder auf Süden – die Wetterfenster sind einfach nicht lang genug, um mit vernünftigem Wind die warmen Marquesas weit im Norden zu erreichen. Wir backen viel, essen heiße Suppe und nutzen die Schlechtwettertage für kleine Jobs an Pitufa. Der Motor freut sich über einen Ölwechsel, Batteriewasser wird nachgefüllt, das Sofa im Salon bekommt einen neuen Bezug, eine Wasserfangplane mit Seitenteilen fürs Bimini – es gibt immer was zu tun. Die Decksausflüge unserer Katze Leeloo werden immer kürzer, wenn der Wind durch den Schnurrbart pfeift und die Ohren flattern, ist es drinnen am gemütlichsten. Mitte August sieht der Wetterbericht endlich gut aus für eine Überfahrt: konstanter Wind zwischen 20 und 25 Knoten aus Südost bis Ost. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge schauen wir auf die Gambier-Inseln zurück, die hinter uns schon in einer dunklen Regenwolke verschwinden, während Pitufa auf den Sonnenschein im Norden zufliegt. Wir freuen uns, dass wir Schi - unterwäsche und Socken bald wieder ausziehen können, sind aber traurig, unsere neu gewonnenen Freunde zurückzulassen. Wir haben es in den drei Monaten nicht geschafft, alle Inseln hier zu besuchen, waren wegen der sinkenden Temperaturen nie am Außen riff tauchen. Nana (Servus), Gambier – vielleicht kommen wir ja im Sommer hierher zurück. 1 Perlfarmen 2 Streuner als Bergführer 3 Tanzfest 2 3 Mai/Juni 2014 | OCEAN7 03/2014 27

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