OCEAN7Revier Südsee Paradies am Rande der Tropen Das südöstlichste Archipel Französisch-Polynesiens liegt knapp über dem südlichen Wendekreis am Rand der Tropen auf 23° S, 135° W. Ein fast durchgehendes Außenriff schützt die Lagune, vier hohe Inseln und dutzende niedrige Inselchen vor der Gewalt des Pazifik. Pitufas Crew (Birgit Hackl, Christian Feldbauer und Bordkatze Leeloo, www.de.pitufa.at) hat Kurs auf das abgelegene Archipel genommen. Text: Birgit Hackl | Fotos: Christian Feldbauer
Îles Gambier 1 2 Land in Sicht! Nach 24 Tagen auf See erscheinen uns die grünen Berge der Îles Gambier wie eine Fata Morgana in der weiten, blauen Wüste des Pazifik. Wir sind direkt von den Galapagos Inseln hierher gesegelt und haben uns schweren Herzens gegen Zwischenstopps auf der Osterinsel oder auf Pitcairn entschieden. Im vorherrschenden Südostpassat mussten wir schon für den Kurs Richtung Gambier im ersten Drittel 60 Grad am Wind segeln, für die anderen beiden Destinationen hätten wir noch viel härter gehen müssen. Nach einem schnellen Start in der ersten Woche mit Etmalen um die 170 Seemeilen hofften wir auf eine schnelle Überfahrt, dann entschieden wir uns aber „abzubremsen”, um eine Schlechtwetterfront im Süden zu vermeiden und hingen fast eine Woche in einer Zone mit drehendem Leichtwind fest. Rundherum bedrohliche Wolkentürme, Regengüsse und manchmal mehrere Regenbogen gleichzeitig, aber kaum Wind zum Segeln. Nur die langgezogene, meterhohe Dünung erzählte von Stürmen weiter unten im Süden. Letztendlich setzte der Passat doch wieder ein und nun ist es soweit: Nach 2.900 Seemeilen liegt der breite, mit Bojen markierte Kanal durchs Außenriff vor uns. Ein letzter „Squall” schickt uns noch 30 Knoten Wind, Pitufa stampft in der Düse zwischen den bergigen Inseln gegenan, doch die Dünung des Pazifik muss draußen bleiben und bricht beeindruckend am Außenriff. Wie meist bei Reiseplanungen haben wir absichtlich keine Fotos der Gambier-Inseln angeschaut, um offen für eigene Eindrücke zu sein, und so ist jetzt die Überraschung groß, als wir die wenig tropisch anmutenden, mit Pinien bewaldeten Berge bestaunen. Zumindest die Küste mit Kokospalmen und Sandstrand entspricht unserem Südseeklischee. Die Ankerbucht von Rikitea, der einzigen (kleinen) Stadt auf der Hauptinsel Mangareva liegt hinter einem wahren Rifflabyrinth. Der Kanal ist markiert, doch was auf der Karte so klar wirkt, sieht in natura aus wie ein Wald aus Bojen. Wir tasten uns im Zickzack hinein und dann fällt der Anker: Das erste Mal seit 24 Tagen herrscht Ruhe. Etwa 15 Boote liegen schon vor Anker, alte Bekannte aus dem Funknetz kommen gleich im Dingi vorbei: Einklarieren muss man bei der Gendarmerie, Geld wechseln auf der Post, Internetminuten, Wasser und Waschmaschine gibt’s bei Fritz, dem Deutschen, und morgen sind wir zum Potluck („Topfglück” bedeutet, jeder bringt ein Gericht mit) eingeladen. Leeloo, die Bordkatze, marschiert auch gleich auf Deck, sie hatte die Hoffnung auf ein Ende der Schaukelei wohl schon aufgegeben. „Hm, sollten wir nicht eigentlich euphorisch überglücklich sein?” frage ich zweifelnd. „Dafür sind wir zu fertig, vielleicht morgen.” Wir haben uns auf dem langen Törn nicht nur auf AIS- oder Radaralarme verlassen, sondern haben durchgehend Nachtwachen gehalten. Wir zelebrieren noch unser Ankunftsritual – eine Flasche Sekt und Tapas – und fallen dann völlig erschöpft in die Koje. Beim Spaziergang durch den hübschen Ort Rikitea am nächsten Morgen setzt die erwartete Euphorie ein. Schmucke Häuser, üppige Gärten, davor große Autos und überall lächelnde Gesichter – der Großteil mit polynesischen Zügen, nur einige wenige Franzosen arbeiten hier. „Bonjour!” tönt es aus jedem Garten, Leute in vorbeifahrenden Autos winken, wir kommen mit Lächeln und 3 Grüßen gar nicht nach. Das Einklarieren im Büro der Gendarmerie könnte nicht einfacher sein, schnell ein Formular ausgefüllt und schon sind wir legale Besucher. Gut, dass ich auf der Überfahrt einige Male in mein „Französisch-in-30-Tagen-Kursbuch” geschaut habe, denn der freundliche Gendarme spricht kein Wort Englisch. In der ersten Woche gehen wir‘s langsam an, denn die Strapazen der Zeit auf See sitzen uns tiefer in den Knochen als erwartet. Wir 1 Blick von Mt Duff nach Taravai 2 Versorgungsschiff in Rikitea 3 Frühstücksbaguettes Mai/Juni 2014 | OCEAN7 03/2014 25
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