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OCEAN7 2014-01

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Unter dem Titel "Pirat und Klabautermann berichten zwei Kids, 3 und 6 Jahre alt, über ihren ersten Hochseetörn. Perfekte Einstimmung für Eltern, die mit ihren Kindern das erste Mal einen Segelurlaub planen.

OCEAN7Service 1 Wir vertäuten Taboo III so tief wie möglich in den Mangroven, bevor es anfing wild zu blasen 7. November. Um zehn Uhr abends tuckerten wir um die Fischfarmen herum und steuerten unseren Mangrovenbaum an, blieben aber prompt im Schlamm stecken, weil von dieser Seite her der Grund leicht ansteigend war. Also zurück, einen Bogen schlagen und von der anderen Seite kommen. Dieses Mal klappte es. Mit der ansteigenden Tide konnten wir uns näher zu den Mangroven ziehen und vertäuen. Einen Anker hatten wir bereits vorher fallen gelassen und einen weiteren wollte ich noch ausbringen. 8. November. Während der Nacht fiel der typische Nieselregen und um acht Uhr morgens fing es zu blasen an. Die Vorhersage war, dass Haiyan über das nördliche Ende von Cebu drübergehen würde, 150 bis 180 Knoten nahe dem Zentrum, von dem wir zirka 2 3 4 5 40 OCEAN7 01/2014 | Jänner/Februar 2014

Taifun Haiyan 50 sm entfernt waren. Für Carmen würde das 90 kn ausmachen und damit konnte ich leben. Alles war gesichert. Der Tisch war maßgeschneidert, sodass er über die Maschinenverkleidung gestülpt und nicht davonfliegen konnte. Das Schlauchboot war davor im zentralen Cockpit niedergezurrt. Bald heulte der Sturm über die Berge in die Bucht und riss das Wasser von der Oberfläche. Der Kat Shameless lag an einer Mooring, aber wir konnten zusehen, wie er auf Drift ging, obwohl die Crew vorher auch Leinen zu einer weiteren Mooring ausgebracht hatte. Erst wickelte sich der Kat um das Netz einer Fischfalle und strandete damit im seichten Wasser. Das nächste Schiff unterwegs war ein großer Motor-Trimaran. Alle anderen Yachten hatten sich in weiser Voraussicht verkrümelt. Eindeutig die beste Position hatte der Australier Ben, der seinen Alu- Kat in einem Nebenarm in den Mangroven vertäut hatte – es war der Platz, den ich im Auge gehabt hatte. Vor ihm steckte Gary mit seinem Kimmkieler aufrecht im Sand. Er hatte sich zum Antifouling auf den Strand gesetzt und blieb dann gleich dort, mit dem Bug direkt in den Wind. Uns traf der volle Winddruck von der Seite, was den Mast zum Vibrieren brachte. Nicht optimal, aber zu dem Zeitpunkt saßen wir bei Niedrigwasser auf und Taboo III konnte sich um keinen Millimeter bewegen. Langsam drehte der Sturm auf West und das Barometer erfing sich von seinem Tiefflug. In den letzten Stunden war es von 1018 mb auf 990 mb abgestürzt. Mit der neuen Windrichtung wurden wir mit Mangrovenblättern bombardiert, aber ab jetzt konnte es nur noch besser werden und nachmittags begann der Sturm abzuflauen. Kurz vor Mitternacht kurvten wir wieder zu unserem normalen Ankerplatz, die Tide war bereits 20 cm weniger als am Vortag und es war die letzte Chance da rauszukommen, ohne für die nächsten 14 Tage hängenzubleiben. 6 Warum haben wir eigentlich nur etwas über 60 Knoten abgekriegt, also gerade noch Orkanstärke? Ganz einfach: Wir befanden uns im Süden des schiffbaren Halbkreises, in dem sich die rotierenden Winde um die Vorwärtsgeschwindigkeit des Wirbelsturmes reduzieren, was ca. 15 Knoten ausgemacht hat. Nördlich davon ist die Situation genau umgekehrt und das ist genau auf Malapascua passiert. Die Taucherinsel, nur wenige Meilen von der Nordspitze von Cebu entfernt, wurde dem Erdboden gleichgemacht und musste evakuiert werden. In anderen Worten: Jede Meile mehr, die man sich südlich des Zentrums befindet, zählt. Es kommt aber noch was dazu: Dieser ungewöhnliche Taifun war im Gegensatz zu den „normalen“ wie eine geballte Ladung, mit unvorstellbaren Winden von weit über 300 km/h im Zentrum, die sich aber rapide verringerten, sobald der Abstand zum Auge größer wurde. Eine Portion Glück gehört natürlich auch dazu. Wäre Haiyan über Carmen drübergegangen so wie Mike vor vielen Jahren, hätte ich vielleicht kein Schiff mehr. 7 Was hat sich eigentlich Angelika gedacht? Sie kam auf einen Segel - urlaub in die Tropen und fand sich plötzlich inmitten eines tropischen Wirbelsturmes. Kein Problem, sie steckte das locker weg und sagte, sie hätte die ganzer Palette erlebt: schönes Segeln, Flaute, Regen, Seegang und als Draufgabe dann noch einen Taifun. 1 Eine Fischfarm wird zerrupft 2 Der Kat Shameless strandete zuerst 3 Eindeutig der beste Platz 4 Zum Antifouling-aufbringen auf den Strand und dann gleich dort geblieben 5 Taboo III in den Mangroven vertäut 6 Nachher – Mangrovenblätter auf dem Rumpf 7 Eine gestrandete Minifischfarm wird zurückgebracht Jänner/Februar 2014 | OCEAN7 01/2014 41

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