OCEAN7People 1 Wir befinden uns mitten in den Grenadinen. Tobago Cays heißen die fünf unbewohnten Inseln östlich von Mayreau. Sie sind umringt von Korallenriffen. Je nach Tide liegen sie knapp unter oder über der Wasserlinie. Seegang erzeugt Schaumkronen. Bei Windstille möchte ich auf das GPS nicht verzichten. Dem Georg ist der Weg bekannt. Er fände ihn auch ohne die Satelliten. Georg hat mich im Internet gefunden. Seit ein paar Tagen bin ich Gast auf seiner Happy Hour, einer 15 m langen, modernen Segelyacht. In den Tobago Cays gibt es bestimmte Bereiche, wo geankert werden darf oder Bojen liegen. Die Schildkröten kennen kaum Scheu. Sie grasen hier auf drei bis fünf Metern Tiefe. Wir segeln weiter nach Union Island, Petit Martinique und Petit St. Vincent. Dann geht es an die Ostküste im Süden der Insel Grenada in die Marina „Le Phare Bleue“, der blaue Leuchtturm. Eines Abends legen wir ab und segeln ins 80 Seemeilen südlicher gelegene Trinidad. Der neue Tag ist da. Uns geht schnell noch ein Thunfisch an die Angel. Dann umgibt uns jede Menge schwimmender Plastikmüll. Ein Ölfilm bedeckt das Wasser und es stinkt entsprechend. Wir sind vor den Marinas von Chaguaramas. Unser Weg führt zum Immigrations-Büro, um dem Staat „Trinidad und Tobago“ unsere Ankunft zu melden. Gefrühstückt wird zur Feier des Tages in der nahen Konditorei. 2 4 3 Ankern im Naturparadies Tobago 30 OCEAN7 01/2014 | Jänner/Februar 2014
Trinidad liegt südlich des Hurrikangürtels. Viele Segler, so auch Georg, nützen das, um hier ihre Boote abzustellen, während in der nördlicheren Karibik die Stürme wirbeln. Wir geben dem blauen Rumpf neuen Glanz. Am Abend bin ich rechtschaffen müde. Schließlich wird die Happy Hour gekrant und zum Übersommern an ihren Platz in der Trockenmarina gekarrt. Spaziergang in Trinidads Regenwald. Nahe der Marina, gleich nach der Feuerwehr, biege ich nach links ab in den Regenwald. Er steht unter Naturschutz. Die Straße führt auf Trinidads höchsten Berg. Sie ist gesäumt von üppigen Pflanzen: Laubbäume mit herabhängenden Luftwurzeln, Schlingpflanzen, die an den Stämmen und Ästen hochklettern, riesige Bambus-Büsche, niedrige Farne, Palmen und Sträucher säumen die Straße. Ein Auto kommt. Dunkelbraune Arme winken aus den Fenstern. Ich winke hellbraunarmig zurück. Man lädt mich ein und bringt mich hinauf zum Berggipfel. Die vier Männer haben etwas zu tun am Neubau des Radarturmes. Als sie fertig sind, steige ich zur Talfahrt wieder ein. Ich lade meine neuen Freunde zum Umtrunk ein. Bushell, der Schweißer, geht mit mir in einen Laden, bestellt weißen Rum, Fruchtsaft und Becher dazu. Das Geschäft ist übrigens schwer vergittert. Ware und Geld werden durch einen breiten Spalt getauscht wie bei uns bei der Nachtdienst-Apotheke. Auf dem Parkplatz wird gemixt und mit hocherhobenen Bechern heißt es dann: „For our health“. Der bodenständige Rum fährt mir augenblicklich ein. Wir sind eine fröhliche Runde: Oran, der Maurer, Ming, der beste Ingenieur der Firma, Ruben, der junge Techniker und ich. Leicht illuminiert verlasse ich das Sammeltaxi am Halt bei der Peake-Marina – dank des aufmerksamen Fahrers. Meine Freunde hatten ihm offenbar klar gemacht, dass ich dort auszusteigen habe. Zwei Wochen später, in Port of Spain, treffe ich Bushell wieder. Diesmal gibt es einen Sitzplatz für uns. Am Sockelvorsprung eines Hauses 6 7 nehmen wir erst ein Bier, dann ein zweites zu uns. Bushell berichtet von seiner Arbeit als Schweißer aller Metalle, auch über Kopf und mit Spiegel, und über das wenige Geld, das er dafür bekommt. Ein heruntergekommener Mann bettelt uns die leeren Bierflasche ab, nimmt sie, trinkt den letzten Tropfen aus und stellt sie wieder hin. Das bringt unsere Besprechung auf die soziale Situation im Lande. Selbstbewusst vorbeischreitende Frauen und deren prächtige Hinterteile lassen uns auch dieses Thema nicht vergessen. Schließlich stellt Bushell mir die Gretchenfrage: Was hältst du von Jesus Christ. Ich bin die Wahrheit, das Leben und das Licht, fällt mir da immer ein – und meine Antwort fällt entsprechend positiv aus. Da hält er mir die Hand her und ich nehme sie. Cays 5 1 Naturpark Pigeon Point, Tobago 2 Der Tempel im Wasser 3 Wasserfall im Naturpark bei Roxborough 4 Der Asphaltsee auf Trinidad 5 Kokosnuss-Genuss 6 Mandala an einem Meditations-Haus in Trinidad 7 Besuch im Hindu-Tempel Jänner/Februar 2014 | OCEAN7 01/2014 31
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