OCEAN7Revier 1 „Kuna Yala – ein Paradies auf Erden“ liest man in Reisebüchern, Berichte in Segelmagazinen schwärmen in den höchsten Tönen von dem Archipel an der Karibikküste Panamas und Segler, die schon dort waren, bekommen einen ganz verzückten Gesichtsausdruck, wenn man sie auf diese Inseln anspricht. Die Kuna-Indios haben sich nie den Spaniern ergeben, wurden zwar vom Festland auf die vorgelagerten Inseln vertrieben, haben es aber bis heute geschafft, sich der westlichen Zivilisation zu entziehen. Die Comarca de Kuna Yala hat einen autonomen Status innerhalb Panamas, es gibt etwa 365 Inseln, von denen 50 bewohnt sind. Die Dörfer liegen meist auf dicht besiedelten Inseln, die Familien pendeln in Einbäumen zu Gärten auf anderen Inseln und auf dem Festland. 2 Mit Bildern im Kopf von türkisfarbenen Ankerplätzen vor kleinen Inselchen mit weißem Strand und Kokospalmen und von lächelnden Indiofrauen in bunten, bestickten Trachten machen wir uns Anfang September mit viel zu hochgesteckten Erwartungen auf, dieses sagenumwobene Paradies zu erkunden – und sind prompt enttäuscht. In der Regenzeit toben täglich Gewitter über die Inseln, Starkwind aus wechselnden Richtungen und Blitzeinschläge in unmittelbarer Nähe rauben uns den Schlaf. Das Meer ist wegen des vielen Sediments aus den Flüssen trüb, was die Navigation zwischen den unzähligen Riffen zum Nervenkitzel macht. Wer in Panama cruisen möchte, muss zuerst in einem der offiziellen Häfen einklarieren, ein Visum (gültig für sechs Monate, kann problemlos verlängert werden) und ein Cruising Permit (ca. 200 USD, gilt ein Jahr) erstehen. Von Kolumbien kommend entscheiden wir uns, im Grenzort Puerto Obaldía einzuklarieren, andere Möglichkeiten wären in Porvenir am Nordende der Comarca de Kuna Yala oder in Colón. Das erhältliche Kartenmaterial ist sehr ungenau, der Revierführer von Eric Bauhaus („The Panama Cruising Guide“, 4 th edition) ist die beste Quelle für Infos und detaillierte Karten. Ausgerüstet mit diesem Führer und der Versicherung anderer Cruiser über dessen Genauigkeit machen wir uns zuversichtlich auf, durch die riffgespickten, trüben Gewässer zu navigieren und finden auf die harte Tour heraus, dass Bauhaus’ Karten im Südteil der Comarca de Kuna Yala nicht immer vertrauenswürdig sind. Logbuch Pitufa: Ich stehe am Steuer, mein Blick huscht zwischen dem Echolot, dem Kartenplot- 26 OCEAN7 05-2013 | September/Oktober 2013
Kuna Yala ter gleich neben dem Steuer und dem Laptop mit den Bauhaus- Charts unten auf dem Nav-Table hin und her. Die Karten am Plotter sind völlig falsch, aber ich kann Geschwindigkeit und Kurs ablesen und somit Strömungen einschätzen, die Karte unten am Laptop ist viel genauer. Sobald sich die Tiefenanzeige ändert, rufe ich sie laut aus, damit Christian vorne am Bug die Entwicklung mitbekommt. „13 Meter … 14 …“ Ich beuge mich nach links, damit unserer GPS-Spur retour!“, die Strömung geht in die Bucht, drückt das Boot herum, ein Blick auf den Kartenplotter neben mir zeigt, dass wir schon etwa 20 Meter nach links abgedriftet sind, die Spur ist rechts, also sollte rechts tiefes Wasser sein. „Felsen! Fahr links!“, schreit Christian. 0,1 Meter Anzeige und noch einmal sitzen wir auf. Impuls nach links und endlich geht die Anzeige wieder über einen Meter. Die GPS-Spur zeigt klar, dass wir westlich unserer alten Spur Ungenaue Seekarten machen die Riffdurchfahrt zum Abenteuer 3 4 5 ich zum Laptop sehe. „Alles ok., stimmt mit dem Chart überein! Kannst du was erkennen?“ „Keine Chance, das Wasser ist viel zu trüb!“ Christian steht auf der Reling, starrt angestrengt ins Wasser, versucht an Farbnuancen zu erahnen, wo die Riffe sind. Wir tasten uns mit nur 2 Knoten Fahrt in die mangrovengesäumte weite Bahia de Masargandi vor. Nach den Riffen kurz nach der Einfahrt zeigt die Karte keine Untiefen bis zum Ankerplatz weit hinten in der Bucht. „Immer noch 13, als nächste Angabe hab ich 15 auf der Karte!“ rufe ich nach vorn. Doch plötzlich zählt das Echolot rasend schnell nach unten. „11, 10, 8, 6 … Shit, siehst du was?“ „Na, gar nix“ tönt es vom Bug. Ich drücke den Ganghebel auf Leerlauf. „5, 3, links oder rechts? Siehst du was? 2, links oder rechts?“ „Scheiße, Felsen, voraus!“ Ich reiße den Hebel auf Rückwärtsgang, Pitufas Motor brüllt auf „0,5 – 0,2!“. „Rechts“ schreit Christian jetzt. Die Echolotanzeige springt auf 0,0 Meter unter dem Kiel – rumms. Ich spüre, wie der Kiel aufsitzt, das Steuer ist schon rechts im Anschlag, der Bug senkt sich leicht, ein scharfer Vorwärtsimpuls und Pitufa löst sich vom Riff, doch die Anzeige bleibt unter einem Meter. „Links oder rechts?“ brülle ich wieder verzweifelt. „Überall Felsen, fahr auf Wir steuern Ihren Erfolg sicher durch unruhige Gewässer! 1 Fischer und Bauern wohnen temporär hier in Puerto Escoses 2 Molas schmücken die traditionelle Tracht der Kuna-Frauen 3 Traditionelle Hütten 4 Tollkühne Einbaumsegler nutzen Gewitterboeen 5 Junge Fischer in den Cayos Holandes Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung Rechnungswesen mit Buchhaltung und Lohnverrechnung Vermögensberatung, Treuhandaufgaben TREUHAND UNION ÖSTERREICH mit Kanzleien in Ihrer Nähe in ganz Österreich www.treuhand-union.com
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