Ocean7
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OCEAN7 2013-04

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Diese Ausgabe von OCEAN7 ist dem Schwerpunktthema Jugend und Segeln gewidmet. Ein Rentner schildert in einer spannenden Reportage, wie er per Anhalter um die Welt gesegelt ist. Und OCEAN7-Redakteur Gernot Weiler besuchte eine Regatta mit klassischen Schiffen auf den British Virgin Islands.

OCEAN7Kolumne Als ich kürzlich eine kleinen Reise als Crewmitglied antrat, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Was bei mir, auf dem eigenen Boot, im Leben, ganz selbstverständlich ist, scheint so gar nicht im Wertesystem andere verankert zu sein. Seemannschaft – eine vergessenen Tugend? ? Wer geht an die Leinen Oder: Warum Leonardo diCaprio sterben musste 12 OCEAN7 04-2013 | Juli/August 2013

OceanWoman Früher war Seemannschaft auch eine Frage des Charakters Foto: Shutterstock Wikipedia sagt über „Seemannschaft“, dass man darunter „die Fertigkeiten versteht, die ein Seemann zur praktischen Handhabung eines Wasserfahrzeuges beherrschen muss“. Zwei Negativ-Beispiele: Wenn ich wegen überhöhtem Tempo gegen einen Eisberg knalle oder zu nahe am Ufer mit meinem Kreuzfahrschiff ein Riff ramme, nennt man das schlechte Seemannschaft. Was ist nun aber, wenn eine Crew die immense Kapazität von Außenlautsprechern am Ankerplatz testet? Jemand ganz schnell den Motorhebel auf Anschlag drückt, wenn er/sie das letzte Plätzchen an der Kaimauer erspäht? Wenn es regnet und niemand an die Leinen gehen will, weil man sonst nass werden könnte und der Kapitän das eh freiwillig macht? Oder was ist mit FKK-Ankermanövern? Oder Leuten, die mit der Badehose zum Hafenkapitän spazieren? Würden Sie in ihrer Heimatgemeinde oben ohne beim Bürgermeister antanzen? Und warum verführt manche das Schiffsleben dazu, Frauen auf die Venus und Männer auf den Mars zu schicken? Auf meinem letzen Trip drückte ich einem bekennenden Hausmann und Crewmitglied am dritten Tag charmant lächelnd das Geschirrtuch in die Hand und musste beifügen: „Jeder macht mal die Küche. Auch am Schiff!“ Und ich war nicht mal die Kapitänin. Oder vielleicht doch? Seemannschaft war früher neben der Überlebensfrage auch eine Charakter- und Stilfrage. Im Yacht Club de Monaco gibt es eine Charta, in der wichtige Leitbegriffe verankert sind, wie zum Beispiel: Die Beachtung der nautischen Etikette; die gegenseitige Unterstützung; die beiderseitige Hilfe; würdiges Verhalten an Land und auf See; Achtung vor der Umwelt. Mhm. Das klingt alles sehr nobel, klar, aber alles ist auch auf dem stinknormalsten Charterboot machbar. Dazu braucht es kein klassisches Rigg, keine Segel aus feinstem Tuch oder blitzblank polierte Messingbeschläge. Es reicht, die Vorrangregeln neben das Steuer zu kleben, zu schauen, ob man vielleicht doch zu nahe geankert hat, den Müllsack nicht in einer Bucht zu „vergessen“ und ja, anzupacken, wenn es nötig ist. Zum Beispiel die Leinen zu nehmen und danach wieder aufzuschießen. Oder einfach das Cockpit trockenzuwischen. Mit anpacken? Vielleicht ächzt jemand da draußen: Meine Güte, wie altmodisch, wie langweilig, wie unentspannt. Aber hey, wer hat mehr zu erzählen? Die SonnenliegerInnen am Vordeck oder die AbenteurerInnen am Steuer nach einem gelungenen Ankermanöver? Kann natürlich sein, dass es Leute gibt, die nichts erleben wollen. Aber vielleicht nur deshalb, weil sie noch nie etwas erlebt haben. Und mit Abenteuer ist nicht gemeint, mit Vollgas an anderen Seglern vorbeizudonnern, um als erstes die letze Boje zu kriegen. Sicher – man wird deswegen wohl nicht mit einem geschichtsträchtigen Untergang bestraft werden wie die Besatzung der Titanic, aber man trägt dazu bei, Höflichkeit, Hilfsbereitschaft, Respekt und Verantwortung – eben Seemannschaft – zu zeigen. Ein solches Verhalten „adelt“ den Seemann und es adelt die Mannschaft. Außerdem wäre doch schön gewesen, wenn Leonardo DiCaprio nicht wegen schlechter Seemannschaft hätte erfrieren müssen, oder? Alexandra Schöler ist WOMAN@ocean7.at ®

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