OCEAN7People Von Linz nach Gran Canaria Begegnung Altkanaren mit den Volkmar Baurecker ist ein echter Abenteurer. Der 72-jährige Linzer segelte per Anhalter um die Welt (Bericht in OCEAN7 Ausgabe 02/2013). Hier schildert er, wie alles begann. Wie es kam, dass es ihn in die Welt hinauszog. Die erste Etappe der spannenden Reise seines Lebens. Text und Fotos: Volkmar Baurecker 32 OCEAN7 03-2013 | Mai/Juni 2013
Volkmar Baurecker 2 Ich stehe auf einer Anhöhe und blicke nach Süden. Im Dunst sehe ich blaues Meer – den Atlantik, davor die Stadt Maspalomas mit ihrem Meer an Häusern und Hotels. Ringsum kahles Felsgebirge, Geröllhalden und tiefe Schluchten. Ich fühle mich schwach am Körper. Zwei Wochen hat die Fahrt von Mallorca nach Gran Canaria gedauert. Stets mehrere Nächte am Stück – ich weiß endlich, wie das ist und wie sich das hinterher anfühlt. Ich bin wirklich geschafft. 1 Im Freilichtmuseum 2 Blick auf die marokkanische Hafenstadt Agadir 1 Und nun treffe ich auf die Zeugnisse der Altkanaren. Deren grausame Ausrottung durch uns Europäer wird mir vor Augen geführt. „Mundo Aborigen“, heißt das Freilichtmuseum im Süden von Gran Canaria. Es berichtet vom Leben und Sterben der Guanchen, wie die Altkanaren auch genannt werden. Aus versteckten Lautsprechern dringt sanfte Musik an mein Ohr und tief ins Herz. Schritt um Schritt wandle ich durch die nachgebaute Guanchen-Siedlung. Ich schaue den lebensgroßen Abbildern von Altkanaren beim Tagwerk zu und fühle mich wie auf einem Kriegerfriedhof. In der Eroberung des Kanarischen Archipels hatten die Spanier die Nase vorn, vor den Portugiesen. Hier sei die planmäßige Invasion Mittel- und Südamerikas geprobt worden, schreibt Harald Braem (Harald Braem: Auf den Spuren der Ureinwohner ISBN 978-84- 934857-3-3, 2008 bei Zech, Santa Ursula, Teneriffa). Und Braem weiter: „Die Folgen der gnadenlosen, menschenverachtenden Invasionspolitik sind bekannt: Unterwerfung, Vergewaltigung und Versklavung fremder Rassen, die als minderwertig, weil heidnisch, eingestuft wurden, systematischer Völkermord im Namen des Kreuzes an den Ureinwohnern …“ So beginnen meine ersten Tage nach dem ersten Landgang zu Beginn meiner Reise um die Welt. Und so war das von Anfang an. Seit meine Augen sehen, blicken sie auf die Donau und die Schiffe auf ihr. In Puchenau, einem damals kleinen Dorf nahe Linz, kam ich 1940 zur Welt. Ziellos in die weite Welt zu fahren, versuche ich erstmals als 26-jähriger, spät reif gewordener Absolvent einer HTL. Per Autostopp durch Schweiz, Frankreich, Belgien und Deutschland finde ich auf einem Bananendampfer einen Job als Tellerwäscher. Die erste Fahrt geht nach Martinique und wieder zurück. Aufgemustert zum E-Assistenten komme ich nach Kolumbien. Es folgt ein Monat Seemannsheim in Hamburg. Tagsüber verkaufe ich Christbäume. Doch Liebesfäden ziehen mich nach Hause. Familie und berufliche Karriere verankern mich auf dem österreichischen Festland. Es ist Mai/Juni 2013 | OCEAN7 03-2013 33
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