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OCEAN7 2013-03

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Ein nahezu unberührtes tropisches Segelparadies. Das ist Kuba im Herzen der Karibik. Aber man muss sich auf so manches einstellen, wenn man in dem streng kommunistischen Land für seinen Törn einkaufen will. Dafür entschädigen dann wundervolle Korallenriffe und viel Ursprüngliches, meint OCEAN7-Autor Tahsin Özen.

OCEAN7Revier 2 1 Während wir unsere Blicke auf die hohen Berge richten, verbeißt sich unter uns in tiefer See ein gewichtiger „Dorado“ in die Schleppleine. Skipper Domingo macht kurzen Prozess und serviert uns seinen Fang nach einer knappen Stunde direkt aus der Bratpfanne auf den Tisch. Das feste und doch saftig-aromatische Fleisch der Goldmakrele wird uns noch lange in guter Erinnerung bleiben. 3 4 Trinidad – Tor in die Vergangenheit. Gut versteckt auf der Halbinsel Ancón liegt die Marina von Trinidad. Wer es nicht bei Tag in diesen sicheren Hafen schafft, hat nach Einbruch der Dunkelheit seine liebe Not. Neben mehreren Untiefen sind vor allem die letzten 50 Meter vor dem Ziel eine echte Herausforderung: Die kurvige Fahrrinne zwischen den dichtgewachsenen Mangroven ist nicht nur eng, sondern auch noch unbeleuchtet. Mit den letzten Sonnenstrahlen legen wir an einem leeren Schwimmsteg an und werfen uns in Schale, schließlich erwartet uns in der UNESCO-geadelten Stadt Kultur und Musik, wie sie hier schon seit Jahrhunderten gelebt und gefeiert wird. Zu verdanken ist diese einzigartige Konservierung einerseits der Tatsache, dass Trinidad zur Kolonialzeit als Zuckerrohr-Hochburg Berühmtheit und Reichtum erlangte – beides verging rasch nach der Sklavenbefreiung. Andererseits hatte die 1513 gegründete Stadt bis tief ins 19. Jh. keine Straßenverbindung ins Landesinnere und lag somit lange Zeit in einem Dornröschenschlaf. Heute karren täglich dutzende Busse Touristen aus allen Ecken und Enden der Insel hierher, doch gottlob machen sich diese vor Sonnenuntergang wieder aus dem Staub und die Stadt gehört uns. 20 OCEAN7 03-2013 | Mai/Juni 2013

Kuba Oldies sind Goldies. Die Zeitreise in die Vergangenheit begehen wir passenderweise mit einem azurblauen Chevrolet- Oldtimer-Taxi Baujahr 1952 mit roten Ledersitzen, Rumba-Musik aus dem Originalradio begleitet uns auf dem rund zehn Kilometer langen Weg nach Trinidad. Am Schranken vor der Altstadt steigen wir aus und begehen mit gemischten Gefühlen das grob gehauene Kopfsteinpflaster, das von Sklaven unter unvorstellbaren Bedingungen in den Boden eingelassen worden war. Wenige Minuten später stehen wir auf dem prächtigen Plaza Mayor und bewundern die pastös gestrichenen Kolonialhäuser der ehemals reichsten und vornehmsten Gutsbesitzer. Bei einem Straßenverkäufer laben wir uns an einer eisgekühlten Piña Colada, ehe wir die Casa de la Trova betreten und uns im Hof des Hauses unter einer Laube niederlassen. Was sich nun vor unseren Augen und Ohren abspielt, ist pure Magie: Zwar stimmen die Musiker auf 5 ihr weißhaariger Tanzpartner mit der überdimensionierten Kapitänsmütze da entrückt aufs Parkett legen, geschweige denn mithalten. Berauscht von der kolonialen Pracht, den heißen Rhythmen und zwei weiteren Piña Coladas kehren wir so glücklich zurück an Bord, dass uns selbst das Schnarchen unseres Skippers vorkommt wie der Gesang einer (etwas schwerfälligen) Nachtigall. 100 Feuer und keine Zwiebel. Als wir am nächsten Tag wieder in der Marina von Cienfuegos anlegen, ist Proviant und Wasserfassen für die Überfahrt nach Cayo Largo oberstes Gebot. Doch wer meint, dass man in Kuba einfach in den nächsten Supermarkt geht und sich kauft, was man braucht, irrt gewaltig. Es gibt diese Supermärkte zwar, doch sind viele Regale nach altem DDR- Vorbild schlicht und ergreifend leer. „Wir benötigen einen Food- Guide“, so der gute Rat unserer blonden Kuba-Expertin. Wir finden ihn in Person eines Bici-Taxifahrers an der nächsten Kreuzung und machen uns sogleich auf die Jagd. Nach einem Dutzend aufgesuchter Märkte und Kleinmärkte dampfen wir unsere Einkaufsliste auf das Existenzminimum ein. Vier Passantenanfragen und neun aufgesuchte Miniläden später verzichten wir schließlich auch auf Zwiebel und begnügen uns mit einer Handvoll Schalotten, die kleiner sind als Walnüsse. Ernüchterndes Resümée: Die Stadt, in der dem Namen nach hundert Feuer leuchten, sind keine zehn Zwiebel zu bekommen. Aber immerhin haben wir auf diesem Weg die „sauberste Stadt“ Kubas kennengelernt und im Restaurante Las Mamparas vorzüglich zu Abend gegessen. Da uns nicht weniger als 80 (Hochsee-)Meilen von Cayo Largo trennen, einigen wir uns gleich im Anschluss an Bord auf eine Nachtfahrt und schwärmen bei einem Sundowner vom bevorstehenden Frühstück unter Palmen. Zum Bunkern braucht man auf Kuba einen „Food-Guide“ der kleinen Bühne noch ihre Instrumente, dennoch scheint sich die Luft elektrostatisch aufzuladen, der Boden unter den Füßen beginnt zu vibrieren – und von einem Augenblick auf den nächsten folgt die explosive Entladung, die einen fast vom Stuhl katapultiert. Die Band spielt mit transzendenter Leidenschaft den legendären Son, Voodoo-Vibrations durchdringen jede einzelne Pore und geht unter die Haut, das junge Publikum tanzt völlig losgelöst von Raum und Zeit den Salsa, begleitet von den strengen Augen der Alten. Sittenwächter? Weit gefehlt! Es wird nur darauf geachtet, dass die von Generation zu Generation tradierten Tänze auch perfekt wiedergegeben werden. Da lehnt die Big Mama vom Nachbartisch auch schon den Gehstock an die Hauswand und zeigt, was beim Tanzen bis zum Schluss nie fehlen darf: emocion. Wir können kaum fassen, was die mindestens 60-jährige Kubanerin in Rot und Wenn Träume in Erfüllung gehen. Das Bild, das sich uns am nächsten Morgen bietet, könnte einer Szene aus der Filmreihe „Fluch der Karibik“ entnommen sein: Wir liegen vor einem unendlich langen, weißen und menschenleeren Sandstrand. Eine sanfte Brise weht von den schön gewachsenen Palmen herüber, die Sonne strahlt uns freundlich ins Gesicht. Ein Gefühl von grenzenloser Freiheit 1 Cayo Largo – the Carribean at its best: weiße Sandstrände, türkises Wasser, volle Sonne und viel, viel Kuba Libre 2 Skipper Domingo mag Fisch, die meisten Kubaner essen ihn kurioserweise ungern … 3 … und ernähren sich lieber von der Sonne am Malecón wie hier in Cienfuegos 4 Der große Markt von Cienfuegos – die Auswahl ist bescheiden, die Ware dafür frisch vom Bauernhof 5 Zeitreisen: US-Oldtimer aus den 1950ern bringen Nostalgie und Lebensfreude auf die Straßen Kubas Mai/Juni 2013 | OCEAN7 03-2013 21

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