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OCEAN7 2013-01

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Das waren noch echte 1.000 Meilen quer durch das Mittelmeer - bei Sturm und Flaute. Da war alles geboten, als noch Kurt Ecker, der Pionier des Chartersegelns, seine legendäre Regatta veranstaltete. In dieser Ausgabe gibt es eine große Reportage dazu.

OCEAN7People 1 2 3 Nachts über Bord. Es ist der Albtraum jedes Seglers: Bei Nacht, im Gewittersturm, über Bord! Zwar angegurtet, aber an der langen Lifebelt-Leine, wird der Salzburger Franz Zeitelhofer (59) in der Straße von Otranto neben dem Schiff mitgerissen – minutenlang unter Wasser, immer nur Sekunden an der Oberfläche nach Luft ringend. Ertrinkend, erstickend, den sicheren Tod vor Augen. „Jetzt weiß ich, wie sich die amerikanische Foltermethode Waterboarden anfühlt. Ich habe es erlebt,“ sagt Zeitelhofer, dessen Körper mit Hämatomen übersät ist, dessen Finger aufgeplatzt sind wie zu heiß gekochte Frankfurter. Später, zu Hause, wird im Krankenhaus ein Muskel- und Sehneneinriss im rechten Brustbereich diagnostiziert. Doch Franz Zeitelhofer scheint gar nicht unglücklich darüber: „Ich war sicher, zu sterben, hatte mit meinem Leben abgeschlossen. Aber ich habe überlebt! Eine lange Segelsaison wurde mit einem Erfolgserlebnis abgeschlossen. Und wir wurden mit der Adora, einer Bavaria 50 cruiser, Klassensieger beim Ecker Cup.“ Wie kam es zu dieser dramatischen Situation? Franz Zeitelhofer berichtet: „Es war stockdunkle Nacht, immer wieder von grellen Blitzen erhellt. Rings um uns herrschte intensives Wetterleuchten, als ob ein Fliegergeschwader am Horizont ein Flächenbombardement durchführen würde – ein grandioses Naturschauspiel! Steuerbord die Lichter von Brindisi, achteraus einige Lichter von Yachten, die wir während der vorangegangenen Wache eingeholt hatten. Es herrschte eine frische Brise mit ruppigem Seegang. Da bereits Sturmwarnung mit Böen bis zu 70 kn ausgegeben wurde, hatte die Wache davor die Segel bereits gerefft. Als ich den langen Lifebelt einhaken wollte, wurde irrtümlich mein Schwimmkragen aufgeblasen. Ich hab’ keine Reserve Parone dabei – verdammter Mist! Zieh’ entnervt den Kragen aus und werfe ihn den Niedergang hinunter. Da die Freiwache bereits in den Kojen liegt, wirft mir niemand eine andere Rettungsweste an Deck und ich geh’ – aus Bequemlichkeit? – nicht mehr nach unten, um mir eine zu holen. Vermutlich ein fataler Fehler! Co-Skipper Marijan am Ruder bespricht noch kurz, was zu machen ist, wenn die erwarteten Böen einfallen. Wir besetzen unsere Positionen – Erich und Michael die Genuaschoten, ich übernehme die Großschot und den Traveller. Ein greller Blitz zuckt ganz in der Nähe, macht die finstere, mondlose, wolkenverhangene Nacht zum Tag und blendet uns für einige Sekunden. Marijan erkennt die Böen-Walze, die auf uns zukommt und brüllt: „Großschot los!“ – doch es herrscht bereits ein so starker Zug, dass ich die Klemme nicht mehr aufbekomme. Will zur Winschkurbel greifen, als mit einem Knall wie aus einer Pistole eine Böe über uns herfällt – das Windmessgerät zeigt 48 Knoten an. Die Adora wird flach auf das Wasser gedrückt. Michael, Erich und ich werden wie von einem Katapult im Bogen über das Cockpit geschleudert. Michael bleibt wie ein angeschlagener Boxer an der Reeling hängen, Erich fällt auf ihn und rutscht mit dem Oberkörper zwischen den Reelingsdurchzügen außenbords. Ich finde nirgendwo Halt und lande in hohem Bogen im Wasser. Ich denke noch, um Himmelswillen, nur nicht ins Wasser! – aber der Gedanke ist noch nicht zu Ende, da schlagen schon die Wellen über mir zusammen. Jetzt wird mir auch noch bewusst, dass ich keine Schwimmweste anhabe! 26 OCEAN7 01-2013 | Januar/Februar 2013

Ecker Cup 2012 Gesamtwertung Endergebnis nach berechneter Zeit (Ecker Cup) Platz Gruppe Yachtname Ber. Zeit Yacht-Type Skipper 1 E Gemini 264 h 41 m Elan 45 Helmut Ratzer 2 E Inschallah 267 h 30 m Sun Odyssey 49 Klaus Czap 3 C Sun Cloud 275 h 12 m Bavaria 46cruiser Reinhard Bleicken 4 E Ganymed 279 h 31 m Solaris One 48 Peter Wimmer 5 F Summer Wind 287 h 03 m Hanse 400 Jürgen Brunner Gruppensieger A Adora 292 h 07 m Bavaria 50cruiser Erich Muhr B Mary one 297 h 20 m Bavaria 49 Jürgen Preusser C Sun Cloud 275 h 12 m Bavaria 46cruiser Reinhard Bleicken D Emilia 311 h 25 m Bavaria 44 Stephan Schlewitz E Gemini 264 h 41 m Elan 45 Helmut Ratzer F Summer Wind 287 h 03 m Hanse 400 Jürgen Brunner G Gorki 309 h 15 m Salona 37 Armin Walter Rainer 4 Über Bord, überlebt, gewonnen Vom Lifebelt mitgerissen. Ich sehe noch, wie das Boot in den Wind dreht und sich wieder aufrichtet. Ich werde vom Lifebelt mitgezogen, tauche aber immer wieder unter Wasser – so muss sich wohl waterbording anfühlen! Weiß nicht, wie lange ich das noch durchhalten kann. Seh’, wie Erich mit seinen Händen um sich schlägt, denke, er versucht mir zu helfen. Er erklärt mir aber später, dass er selbst in einer äußerst prekären Lage war und nur um Halt gerungen hat. Ich schau die mir endlos hoch vorkommende Bordwand hoch und sehe keine Chance, wie ich die hochkommen und wieder an Bord gelangen soll. Als sich Panik in mir breit macht, kommt es mir vor, als ob jemand meinen Kosenamen ruft, den aber außer meiner Frau niemand kennt – als hörte ich sie sagen: „Du warst immer verrückt nach dem Meer, jetzt hat es dich zu sich geholt“. Von dem Moment an spüre ich keine Panik mehr, ich bin plötzlich seltsam gelassen, als ob ich mich dem Schicksal fügen wollte – bin ich noch in dieser Welt oder bereits am Übergang in eine andere? Als das Boot nochmals in einer weiteren Böe sehr stark krängt, gelingt es mir, mich mit meinem rechten Arm am unteren Draht des Reelingsdurchzuges festzuklammern, ebenso kann ich mich mit der rechten Ferse an der Reelingsstütze festhalten – hänge nun außenbords wie früher die Comanchen auf ihren Pferden. Ich hoffe, dass mich bald jemand aus dieser miesen Lage befreit, denn diese Position ist alles andere als gemütlich. Doch dann macht das Boot eine ruckartige, aufrichtende Bewegung und es gelingt mir mit einer übernatürlichen Kraftanstrengung, den Oberkörper zwischen die Reelingsdurchzüge zu zwängen, ehe ich eine helfende Hand spüre, die mich ins Cockpit zerrt.“ Im Ziel Alanya feierte Franz dann nicht nur den zweiten Geburtstag, sondern auch noch den Klassensieg in der Gruppe A und den 7. Gesamtrang von 58 teilnehmenden Yachten. 1 Dioe Adora am Wind 2 Franz Zeitelhofer zeigt seine Kampfwunden 3 Stark eingerefft im hohen Wellengang 4 Die Crew der Adora im Siegesrausch Januar/Februar 2013 | OCEAN7 01-2013 27

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