Ocean7
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OCEAN7 2012-02

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Seglerlegende und Bestsellerautor Bobby Schenk verrät exklusiv die besten Tipps und Tricks für Skipper. Dazu gibt es Tests von Yachten und Zubehör, spannende Reiseberichte und opulente Fotostrecken.

26 1 Spröder Charme

26 1 Spröder Charme eines Geisterdorfes tristomo-Bucht (ormos tristomo) an. nomen est omen. Die Bucht bezieht ihren spröden Charme tatsächlich von der tristesse eines Geisterdorfes, der windumtosten, kargen Berglandschaft rundum und der absoluten Abgeschiedenheit. Südgeorgien lässt grüßen! Wer’s nicht glaubt, sollte es probieren. Doch Vorsicht! Die Einfahrt auf der windumtosten Westseite ist wirklich tückisch, da sich die Wellen in der flaschenhalsartigen Verjüngung zwischen den bedrohlich aufragenden und auszackenden Felsen gehörig auftürmen. Wer unter Segel vor dem Wind einlaufen möchte (Sie wissen schon, der thrillfaktor), der findet nach der Engstelle in der weiträumigen Bucht noch ordentlich raum zum Manövrieren. Die Bucht ist als „Plastiksackerlbucht“ in unsere Schiffsannalen eingegangen. Wenig rühmlich, aber traurige Gewissheit in einer Welt, in der die Meere als Müllhalde missbraucht werden. Heute heißt Abgeschiedenheit leider oft auch, dass keiner da ist, der den Dreck wegräumt! Die Plastiksackerl damals waren besonders tückisch, weil sie sich wie ein riesiger Quallenteppich über die ganze Bucht verteilt hatten. Abgesehen von der Irritation der ganzen Ende-Der-Welt-Atmosphäre stellten sie auch eine reale Bedrohung für Wellenanlage und Ansaugstutzen der Wasserkühlung dar. Irgendwie kamen wir aber wieder aus der umklammerung frei und diesmal war die Bucht weitgehend plastikfrei. Was aber nicht heißt, dass sich an den Stränden derartiger Buchten nicht noch haufenweise Zivilisationsschrott türmen kann. Die Erinnerung an die Plastiksackerl verdrängte im rückblick beinahe eine weitere Eigenart der Bucht. Der weit einschneidende „Schlauch“ wirkt auf der Seekarte wie ein gut geschützter Fjord. Doch Irrtum! Der Westwind steht hier fast ungehindert herein und sorgt für unruhige nächte und wenig Beruhigung nach der Aufregung durch die enge Einfahrt. Das Ausbringen eines Zweitankers ist unbedingt zu empfehlen und sorgt zumindest für ein bisschen mehr ruhe: innerlich beim Skipper und äußerlich durch den derart etwas gebändigten Schwojradius. Warum man sich so etwas überhaupt gibt? nun, wie gesagt, es ist die Einsamkeit. Außerdem locken an Land das Faszinosum eines Geisterdorfes und die option auf ausgedehnte Wanderungen in unverfälschter mediterraner natur. Die Wanderung zum berühmten Bergdorf olymbos wird in diversen Wanderführen mit 2 bis 3 Stunden angegeben. So gesehen ist es kein Wunder, dass die von der Seekrankheit des Vortages und der unruhigen nacht vor ruckenden Ankerketten geschlauchte Crew meinen Ehrgeiz bremst. traurig bin ich darob bis heute, doch steigt mit wenigstens einem guten Grund die Chance auf eine Wiederkehr. Kann man die Einfahrt in die tristomo-Bucht durch die Enge vor dem Wind gedanklich noch ganz gut fassen, so drehen sich Foto: Shutterstock (1)

RevieR 27 die Vorzeichen bei der Ausfahrt um. Der Westnordwest steht immer noch mit voller Wucht gegen die Einfahrt, die Wellen türmen sich unvermindert. Zum Glück hat die FortunA eine kräftige Maschine. Wenn da nicht die Erinnerung an den Aussetzer vor Alimia wäre … So spiele ich im Gedanken – wie eigentlich immer bei schwierigen Situationen – ein notfallsszenario durch. Diesmal Gefahrenhalse nur unter Vorsegel an der engste Stelle. ob sich das Zusammenspiel der Crew, das rasche Ausrollen eines Fuzels Genua, deren Dichtholen und wieder Fieren ausgegangen wäre, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Ich denke aber schon. Sie wissen, der neusiedler See … Die Crew verlässt uns in Pigadia, dem Haupthafen von Karpathos. Irgendwie würden sie ja gerne noch weiter mitgekommen, sagen sie. Irgendwie scheinen sie auch froh, denke ich. Also kämpften wir uns alleine wieder zurück nach norden. So schlimm ist es dann gar nicht. Zwischenstopps in Kassos und dem „robinson-Juwel“ Astakida versüßen den Weg zurück gegen norden, der in der Ägäis bekanntlich immer der schwerste ist. Der Westnordwest hält tapfer über die nacht und treibt uns bei halbem Wind und voller Welle ohne weiteren Zwischenhalt nach Simi. Warum erscheinen uns die alleine, ohne Crew gesegelten Meilen immer leichtfüßiger als die mit voller Mannschaft? Simi – Kronjuwel der Dodekanes. Die großartige natur eines natürlichen, fjordartigen Einschnitts. Verblassender Charme einstiger Größe. touristenmassen aus rhodos in den Sommermonaten. Beschauliche, aber nicht leblose Inselidylle im restlichen Jahr. Das ist Simi-Stadt. Der Hafen ist angenehm. Der Liegeplatz an der Mole des Hafenortes hat was. Auch wenn der hiesige Hafenkapitän gefürchtet ist. Einer der wenigen in Griechenland, der seinen Job ernst genug nimmt, um auf Yachten zu achten. und der darüber hinaus den legalen Grenzübertritt überwacht. Der Buchteneinschnitt als Ganzes ist großartig. Steile treppen führen zu den ansehnlichen Herrenhäusern, dem archontikó. Manchmal ragt nackter Fels zwischen den Häusern hervor. Manchmal bröckelt die Fassade. Dazwischen ständig Hausruinen. Sie zeugen von vergangener Größe und schweren Erdbeben, die die griechische Inselwelt über die Jahrhunderte wiederholt erschüttert haben. Wer eine Klettertour wagt, bekommt ungewöhnliche Ausblicke auf die ankernden Yachten und den Fjord. Direkt unter einem die Boote, fast aus der Helikopter-Perspektive. oder anderenorts der Blick auf ein lebendiges Einsprenksel inmitten einer kahl-bizarren, fast trostlosen Inselnatur. In ihr glänzt dieses Kronjuwel der Dodekanes ganz besonders strahlend. 1 bilderbuchdorf. Mühsam erreichbar ist Olymbos auf Karpathos.

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