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OCEAN7 2011-06

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Sie gelten als die Rolls Royce unter den Segelyachten - die Schiffe aus der Hallberg Rassy Werft in Schweden. In einem großen OCEAN7-Test geht unser Team in dieser Ausgabe dem legendären Ruf der schwedischen Yachten auf den Grund.

46 1 Zuckerbrot und

46 1 Zuckerbrot und Peitsche. 50 Seemeilen. Das ist es, was wir zwischen dem Morgengrauen und der Abenddämmerung gegenwärtig hinbekommen können und wollen. Auf eine maritime Nachtschicht legen wir weiterhin keinen gesteigerten Wert. Zu viel Verkehr und unmarkiertes Zeug im Wasser, kaum Sicht, zu wenig Orientierung. Es genügen die Unsicherheitsfaktoren bei Tageslicht, denn der Funkwetterdienst gibt nach wie vor Rätsel auf. Das Wenige, was wir dem rumänisch-englischen Gebrabbel entnehmen, stimmt zwar mit dem Ausgedruckten aus der Hafenmeisterei von Mangalia überein, aber leider nicht mit dem Ist- Zustand. Wir bekommen nach wie vor alles und vor allem reichlich viel auf die Nase und hanteln uns im Schneckentempo die rumänische Schwarzmeerküste entlang. Da wir oben auf den Wellen umgeblasen werden, reduzieren wir die Angriffsfläche, was zur Prüfung wird und entsprechend dauert. Danach liegen wir zwar nicht mehr ständig am Ohr, doch die wenigen Quadratmeter, die übrig bleiben, lassen uns in den windarmen Wellentälern beinahe verrecken. Also ziehen wir Honda hinzu und sind bemüht, ihn unter Wasser zu halten, doch der 4,5 PS starke Japaner heult bei den unvermeidlichen Schrägfahrten regelmäßig auf. Die rückläufige Küstenwelle und eine eingegraute Novemberstimmung runden das ganze Theater beinahe dramatisch ab. Aufgrund der eingeschränkten Sicht lassen wir die Schifffahrtsstraße weiterhin links liegen und segeln direkt unter Land. Die felsige Kulisse bietet keinen Unterschlupf und ist mit seinen schroffen Ecken und Katen eher etwas für Bergziegen oder geübte Kletterer. Blöderweise sind wir Segler und haben keine Lust auf eine Erstbesteigung. Wir wechseln uns an der Pinne und Großschot ab, dopen uns mit furztrockenen Schokoladekeksen und schweigen einander, ob der frustrierenden Durchschnittsgeschwindigkeit von 3,8 Knoten, fassungslos an. Um dem Ganzen einen Sinn zu geben, beschließen wir, jede Regenpause mit einem Bier zu begießen. Völlig durchnässt, ziemlich erledigt und ohne einen einzigen Tropfen Alkohol im Blut, biegen wir nach einem zwölfstündigen Gewaltmarsch und dem dritten Höllenritt in Folge in die Bucht von Varna, wo Balchik und erstmals bulgarisches Festland auf uns warten. Wir müssen zur Grenzpolizei, also tuckern wir zu einer mächtigen Betonpier, wo sich zwei Uniformierte winkend zu erkennen geben. Wir gehen längsseits und kombinieren aufgrund der Prellfender messerscharf, dass hier normalerweise eine andere Belegschaft verkehrt. Einen Meter oberhalb unseres Decks baumeln zwei riesige Traktorreifen, der dämpfende Effekt kommt also maximal unseren Wanten zu Gute. Ich klettere mit dem Belegseil um die Hüfte den Gummi empor, stelle mich auf dem 40 Zentimeter Profil auf die Zehenspitzen und blicke auf zwei Paar schwarze Militärstiefel. Während Andi mit einer überschminkten Beamtin im Zoll-Container abtaucht, unterhalte ich mich mit den Stiefelträgern - über nichts. Ohne slawischen Wortschatz ist man in diesen Breiten auf seine Hände und eine gute Phantasie ange- Fotos: Shutterstock (2) Von Wien nach Griechenland OCEAN7-Redakteur Dominic Marsano und Andreas Handl, ein freiberuflicher Kameramann aus Wien, bringen ihre betagte Shark 24 von Wien nach Griechenland. Von klein auf zwischen der Luvtonne und dem Leegate beheimatet, bewegen die beiden erstmals ihre bescheidene Einzimmerwohnung ohne Regattafieber und in Zeitlupe über Gewässer, die keine Seen sind. Keine Internationale Wettsegel-Bestimmungen, keine Stressmanöver, kein Angleichen und schon gar nicht in irgendwelchen Ausreitgurten hängen. Auf die Donau (siehe letzte Ausgabe) folgt das Schwarze Meer, anschließend warten weitere unbekannte Größen, jede Menge Seemeilen und verdammt viel Wasser. In Volos wird das Schiff auf Stelzen gestellt – dass es von dort aus weitergehen wird, ist längst beschlossene Sache. Wann, ist derzeit noch unklar und wohin, fast egal.

People 47 Allahu Akbar: Gott ist größer wiesen, dass Englisch und Spanisch als Weltsprachen gelten, hat sich ebenfalls noch nicht herumgesprochen. Das Gespräch läuft wild gestikulierend ab und erinnert an die ebenfalls unterhaltsame Kommunikation mit rumänischen Behörden. Überhaupt sind die beiden Länder ziemlich artverwandt, beide sind seit vier Jahren Mitglied der Europäischen Union und beiden ist der Euro völlig fremd. Das Leben ist da wie dort bescheiden, die Menschen waren und sind sehr nett, eine maritime Infrastruk- 3 3 2 tur bleibt auch in Bulgarien das Wunschdenken und wir beginnen schön langsam männlich zu riechen. Dann ändern sich drei wesentliche Faktoren und der Trip bekommt plötzlich Farbe. Das Wetter wird besser, die Küste sandiger und wir duschen im Yachtclub von Varna das erste Mal seit Ewigkeiten mit tatsächlich warmem Wasser aus einem Brausekopf. Bedingt durch den angenehm kräftigen Rückenwind bewältigen wir die bulgarische Küste in zwei entspannten Segeltagen, die Sonne verfrachtet uns erstmals in Badeshorts und wir surfen unter Spinnaker und 1 Unterschlupf. Unsere vorteilhafte Größe kennt keine Platznot. 2 muezzin. Fünfmal täglich wird per Lautsprecher zum Gebet gerufen. 3 zeitzeuge. Manches erinnert an eine prunkvolle Vergangenheit. 4 Preiswert. Türkische Hotelanlage mit Frischluftzuschlag.

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