22 The sinking ship. Ein einsamer Motorsegler tuckert ziellos im Schutz von Archangelos auf und ab. Letztlich verlässt er den Schutz der Bucht und zieht unentschlossen aufs offene Meer hinaus. Es ist kurz nach Sonnenuntergang. „Schau doch mal, das schaut aus, als würde das Schiff sinken.“ So ganz glaube ich noch nicht, was ich da sehe, als ich den Feldstecher an meine Frau weiterreiche. Doch auch sie kann meinen ersten Eindruck nur bestätigen. Der Motorsegler über backbord voraus hat eindeutig schwere Schlagseite. Beim Näherkommen wird es klar ersichtlich. Das Deck ist überspült, das Deckshaus vollgeschlagen. Der verbleibende Luftpolster schafft aber offensichtlich noch genug Auftrieb, um ein endgültiges Sinken zu verhindern. Es ist der Motorsegler von gestern Abend ... Wir schalten den Funk ein und rufen das Boot an. Keine Reaktion. Kein Wunder auch. Es befindet sich offenbar niemand (mehr?) an Bord. Auf einen weiteren Anruf meldet sich die Küstenwache, die gerade mit ihrem Schnellboot von achtern auftaucht. Ja, man wäre informiert. Ein weiteres Schiff zum Leerpumpen und Abschleppen wäre schon unterwegs. Nein, es bestehe keine Gefahr für Menschenleben, es wäre niemand an Bord, unsere Hilfe wäre nicht vonnöten. Danke. Wir drehen ab und gehen wieder auf unseren Kurs Richtung Patmos. Das Erlebnis verfolgt uns im Gedanken noch länger. Wir kannten das Schiff vom Sehen bereits. Vor einigen Wochen lag es im Stadthafen von Kos in unserer Nähe. Junge, deutsche Crew. Alle sehr „cool“. Die Rieseneisbox am Heck war permanenten Entnahmen von Alkoholika ausgesetzt. Die jungen Ladys rekelten sich barbusig am Vorschiff. Nicht gerade sehr einfühlsam, wenn man das Sittenverständnis der Bewohner des Gastlandes kennt. Die Griechen sind aber „cool“ genug, kein großes Aufhebens drum zu machen. Solche Dinge werden nicht einmal kopfschüttelnd ignoriert. Aus der langjährigen Erfahrung wissen wir aber, dass derartiges Verhalten sehr wohl irritiert und als Affront wahrgenommen wird. Selbst in einer hochtouristischen Stadt wie Kos. Das Ganze bleibt ein Rätsel. Auch nach einigem Nachfragen, Blättern in Lokalzeitungen und Internetrecherche finden wir keine Lösung, was da genau passiert sein möge. So bleiben wir mit unserer Annahme von einer „windigen G’schicht“ allein. 1 Patmos – die Johannesinsel. Diesmal nähren wir uns Patmos also von Süden. Über das Inselchens Tragos mit seinem bizarren Felsen und dem schönen Strand (in der Grikos Bucht). So schön der Badestopp auch ausfällt, am Abend zieht es uns wieder nach Skala, in den bewährten Stadthafen, die sogenannte „Marina“. 2 3
Revier 23 Die Bucht der vielen Kreuzfahrtschiffe 5 Der Evangelist Johannes und die Apokalypse Die Forschung geht davon aus, dass der in Eremitage lebende und in Askese versunkene Johannes hier auch die Offenbarung (Apokalypse), eine der in der Bibel vorkommenden Weltuntergangsszenarien in visionären Fieberträumen verfasst haben soll. Und zwar verortbar in der sog. Eremitenhöhle, heute landläufig als „Höhle der Apokalypse“ bekannt. Die Johannesgrotte ist eines der wichtigsten Heiligtümer der griechisch-orthodoxen Kirche. Dorthin gelangt man vom Kloster am besten zu Fuß. Auf einem guten Fußweg geht’s zurück zum Hafen Skala. Man liegt dort bei Meltémi – der seitlich auf die Boote einfällt – nicht unbedingt perfekt, aber sicher genug. Die Nähe zur Altstadt und der unvergleichliche Blick auf das Johanneskloster sind jedoch Bonuspunkte, die wir nicht missen wollen. Der Vollmond leuchtet und der Blick ist frei auf das nächtlich erleuchtete Kloster. Spät abends sitzen wir in einer der Bars am Strand. Die „Fias im weißen Sand“ und eine „Bottle Weißwein“ auf dem Tisch. Daneben steht das Babyphon. Die Jungs schlafen friedlich. Derzeit gibt es keine schöneren Häfen für uns als jene, in denen die Tavernen im Funkbereich des Babyphons liegen. Am Morgen zieht es uns hinauf zum Johanneskloster und in die Chora. Beide sind seit 1999 in der Liste der Weltkulturerbestätten der UNESCO vertreten. Wir wollen unseren Söhnen schließlich auch ein bisschen Kultur vermitteln. Am Eingang steht schon eine lange Warteschlange. D. h., dass zumindest ein 4 Kreuzfahrtschiff vor Anker liegt. In Patmos liegen sie meist vor der Stadt auf Reede. Und tatsächlich, der Blick über die Bucht zeigt, dass sich in der Nacht (oder am frühen Morgen) noch ein Kreuzfahrtschiff eingefunden hat. Die trutzigen, wehrhaften Außenmauern des Johannesklosters stehen in krassem Gegensatz zu seinem fragil erscheinenden Inneren mit den vielen Innenhöfen, Torbögen und den vielen versteckten, für die Besucher unzugänglichen Lebensbereichen der Mönche dieses weltberühmten Klosters. Dazwischen ist es gespickt mit unzähligen kunst- und kulturhistorischen Schätzen der griechisch-orthodoxen Tradition. Und ist damit eines der touristischen Aushängeschilder der Ägäis und Anziehungspunkt für viele Tausend Besucher pro Jahr. Um das Kloster herum hat eine Reihe von Devotionalienhändlern Stellung bezogen und bietet eine reichhaltige Palette an Souvenirs in einer atemberaubenden Bandbreite von Kulturschatz bis Touristenkitsch feil. Im Zentrum steht neben der im orthodoxen Griechenland hochverehrten Jungfrau Maria natürlich das Bildnis des Heiligen Johannes, der, auch historisch gesichert, hier auf Patmos in der Zeit von etwa 70 n. Chr., eventuell bis 96 n. Chr. in Verbannung lebte. Das Kloster wird von einer wunderschönen Chora flankiert, die in den letzten Jahren mit Hilfe der EU und der UNESCO nach historischem Vorbild behutsam renoviert wurde. Die engen Gassen winden sich alle dem Kloster zu, die weiß getünchten 1 typisch. Seitengasse von Chora Patmos. 2 versunken. Die Ägäis hat ihre Tücken. 3 trutzig. Die Außenmauern des Johannesklosters. 4 geschäftstüchtig. Devotionalien rund um das Kloster. 5 idyllisch. Buchtentraum rund um Patmos.
oCEAN7 Guide Charter 2012 Jetzt anf
yachten 75 Wenn Sie hier einen lang
Yachtcentrum Yachtcentrum Yachten 7
Yachten 79 fürs Hinterteil! Aber j
NEWS REGATTA 81 Der America’s Cup
Regatta 83 Nahaufnahme. Wer auch im
yca-news 85 YACHT CLUB AUSTRIA The
yca-news 87 Crew Wien, Nö,Burgenla
Bücherschapp 89 Mehr maritime Lite
Number 1 iN OneWay SAILMAKERS Ab he
Laden...
Laden...
Laden...
Follow Us
Facebook
Twitter