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OCEAN7 2011-04

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Alexandra Schöler ist Schriftstellerin, Schauspielerin und Weltumseglerin in einem Wharram-Katamaran. Sie schreibt über den Erfinder des Schiffes, mit dem sie gemeinsam mit ihrem Mann Peter und dem - damals - kleinen Sohn Finn erfolgreich die Welt umrundete.

46 die Mörder. Es war

46 die Mörder. Es war der bisher blutigste Fall dieser Art vor Venezuelas Küste – aber nicht der einzige: Zwei Briten wurden überfallen, als ihre Yacht Raven Eye den Hafen Puerto Santos verlassen hatte. Dabei büßten Peter und Betty Lee nicht nur Geld, Laptop und Navigationsgeräte ein, sondern auch ihren Hund Kankutu, der sich den Piraten entgegenwarf. Am 5. Dezember 2001 ankerte der bekannte neuseeländische Segler und Umweltschützer Peter Blake in der Amazonasmündung vor dem Hafen von Santana. Mit seinem Zweimaster Seamaster hatte er eine ausgedehnte Antarktisexpedition unternommen und wollte nun den Amazonas aufwärts fahren. Blake war ein erfahrener Segler. Er hatte mehrere bedeutende Hochseeregatten gewonnen. Im Jahre 1995 wurde der Sportsmann für seine Verdienste um den Yachtsport von der britischen Queen geadelt. An diesem Dezemberabend ging ein kleines Boot bei seiner Seamaster längsseits, vermummte Piraten enterten das Schiff. Blake selbst versuchte Widerstand zu leisten, doch seine Waffe hatte eine Ladehemmung. Die Piraten erschossen ihn. Nicht nur die vergleichsweise langsamen Segler sind in der Karibik in Gefahr, ein beliebtes Ziel sind gerade schnelle und hochmotorisierte Motoryachten. Die Besatzungen werden kurzerhand erschossen, die Namen der Schiffe umgepinselt und anschließend fahren sie als Kuriere im Drogenhandel zwischen südamerikanischen Staaten und den USA. Schon Joshua Slocum, der erste Weltumsegler, musste im Jahr 1895 mit Piratenüberfällen rechnen und hatte sich darauf eingestellt. An Deck seines Seglers Spray verstreute er Reißnägel, als er in der Region von Feuerland ankerte. Tatsächlich enterten barfüßige Indianer das Schiff, sie sahen aber von weiteren Raubzügen ab, als sie sich die Füße verletzten. So einfach lassen sich die heutigen Seeräuber nicht mehr abwehren. Besonders vor der somalischen Küste, bis weit in den Indischen Ozean hinein sind sie schwer bewaffnet und gehen skrupellos vor. Lange Zeit hielt sich die Meinung, für Yachtsegler sei das Risiko in diesem Gebiet kalkulierbar, da die Piraten es nur auf große Frachtschiffe abgesehen hätten, für die millionenschwere Lösegelder erzielt werden könnten. Aber mittlerweile haben Seeräuber auch in diesem Gebiet eine Reihe von Yachten überfallen. Oft mit dramatischen Folgen. Mehrmals fielen bei Befreiungsversuchen durch Marinesoldaten Schüsse und es waren Todesopfer zu beklagen. Eine dieser tragischen Fälle ereignete sich im Februar 2011. Die 58 Fuß lange Segelyacht Quest des amerikanischen Segler-Ehepaares Jean und Scott Adam war vor der Küste Omans von somalischen Piraten gekapert worden. Die beiden hatten sich selbst die Aufgabe gestellt, an abgelegenen Orten Bibeln zu verteilen. An Bord war ein weiteres amerikanisches Ehepaar. Doch die Reise in friedlicher Mission endete tödlich. Kurz vor einem Befreiungsversuch durch US-Marine-Soldaten, 1 3 2

SERVICE 47 Manche Opfer sind ganz einfach unbelehrbar 4 noch während der Verhandlungen, fielen auf dem Schiff Schüsse. Als Soldaten die Quest stürmten, mussten sie feststellen, dass alle vier Geiseln tot waren. Im folgenden Schusswechsel kamen zwei Piraten um, 13 wurden festgenommen. Tödlich endete auch die Befreiung der Geiseln auf der französischen Yacht Tanit. Nachdem die Piraten ein Lösegeldangebot abgelehnt hatten, stürmten Soldaten das Boot. Dabei wurde der Skipper Florent Lemacon vor den Augen seiner Ehefrau und des dreijährigen Sohnes erschossen. Auch zwei Piraten wurden getötet. Angesichts der wachsenden Bedrohung vor der Ostküste Afrikas überlegen viele Skipper, wie sie das Gebiet meiden können. Es gibt zwei Alternativen: Das Verladen einer Yacht als Decksladung auf einem Frachtschiff oder die längere Fahrt rund um das Kap der Guten Hoffnung. Wobei auch es auch dort vor der afrikanischen Küste berüchtigte Piratengebiete gibt, zu denen besonders der Golf von Benin und der Bereich der Kapver - dischen Inseln zählen. Angesichts dieser Situation entscheiden sich viele Skipper für die kürzere, aber gefährlichere Strecke ums Horn von Afrika. Es gibt aber auch Skipper, die sind unbelehrbar. So wie der 62-jährige Jürgen Kantner, der im Sommer 2008 52 Tage lang in der Gewalt somalischer Piraten war und gegen ein Lösegeld von angeblich 400.000 Euro, gezahlt vom deutschen Staat, freigelassen worden war. Er will seine bei dem Überfall beschädigte Yacht Rockall, die in einem somalischen Hafen liegt, wieder flottmachen und erneut durch den Golf von Aden nach Malaysia segeln. Wenn er mit dem Plan auf Unverständnis stößt, sagt er nur trotzig: „Mein Boot ist mein Leben und ich will es nicht verlieren, Piraten und Regierungen kümmern mich nicht“. Er beklagt sich im Gegenteil darüber, dass die Bundesrepublik Deutschland, die sich um ihn kümmerte, für die Bemühung um die Freilassung und den anschließenden Flug nach Hause mehr als 26.000 Dollar in Rechnung stellte. Er sei sich bewusst, dass dieser Törn an Selbstmord grenze, kommentierte Kantner emotionslos, aber er hoffe, dass ihn die Piraten diesmal nicht erwischen. Die moderne Piraterie. Darüber gibt es immer wieder falsche Vorstellungen. So wird in der öffentlichen Diskussion oft der Eindruck vermittelt, bei den Piraten handle es sich selbst um Opfer, um Menschen, denen gar nichts anderes übrig bleibe, als Schiffe zu überfallen, weil ausländische Fangschiffe sie illegal aus ihren Fanggründen vertrieben hätten. Tatsächlich haben sich die somalischen Fischer zunächst mit Waffengewalt gegen das Eindringen ausländischer Trawler gewehrt und von den Besatzungen eine Art Schutzgeld erpresst. Gewissermaßen als Kompensation für entgangene eigene Fänge. Dabei hätten sie es bis heute möglicherweise belassen. Aber es gibt Hinwei- 1 Erfolge. Festnahmen einzelner Gruppen lösen keine Probleme. 2 brisant. Für den Waffentransporter FAINA forderten Piraten 35 Mio. Dollar. 3 Getarnt. Moderne Piraten erkennt man nicht auf den ersten Blick. 4 task force. Marineeinheiten im Einsatz vor Somalia.

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