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OCEAN7 2011-04

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Alexandra Schöler ist Schriftstellerin, Schauspielerin und Weltumseglerin in einem Wharram-Katamaran. Sie schreibt über den Erfinder des Schiffes, mit dem sie gemeinsam mit ihrem Mann Peter und dem - damals - kleinen Sohn Finn erfolgreich die Welt umrundete.

40 1 Koch auf der

40 1 Koch auf der Atlantic Privateer, doch durch einen Kontakt mit dem König von Jordanien konnte sie sich mittels des königlichen Sponsors ihren Traum einer Whitbread-Weltumrundung mit eigener Yacht erfüllen. Michèle Paret, die im März 2011 mit Dominique Wavre ihr Barcelona World Race wegen Mastbruch beenden musste, war Teil der weiblichen Besatzung von Maiden und machte damals ihre ersten Erfahrungen im Weltumsegeln. Maiden war übrigens die 10 Meter lange Disque d’Or III von Pierre Fehlmann. Dawn Riley war auch an Bord der Mighty Mary, deren ausschließlich weibliche Besatzung beim America’s Cup (Taktiker Dave Dellenbough war die einzige Ausnahme) von Dennis Conner in den Regatten der Defender 1995 eliminiert wurde. Der Segel-Haudege Conner titulierte die gegnerische Yacht abschätzig als „Lesbian Boat“. Was wieder einmal beweist, dass es Frauen im harten Segelsport doppelt so schwer haben. Dona Bertarelli, die Schwester des Alinghi-Präsidenten, macht ebenfalls auf sich aufmerksam, allerdings in Wettkämpfen mit anderem Format. Sie gewann am Ruder der Ladycat im letzten Jahr die Segelregatta Bol d’Or Mirabaud und sensibilisierte die öffentliche Meinung über den Nutzen der Bluttransfusionen mit dem Motto „Ma vie ton sang“. Sophie Luther, Jahrgang 1980, die Kommunikationsmanagerin des Volvo Ocean Race mit Seglervergangenheit, segelt Regatten lieber mit Männern. „Ich ziehe Männer vor, aber ehrlich gesagt, segle ich gerne mit Personen, die ich schätze und von denen ich immer wieder etwas lernen kann. Nicht unbedingt Leute vom Kaliber einer Adrienne Cahalan oder eines Mike Sanderson, die ich sehr schätze, sondern auch ganz normale Segler.“ Für die graziöse Sophie ist die mangelnde körperliche Kraft bei mehr als nur einer Gelegenheit ein Problem gewesen: „Es kam vor, dass ich Sätze wie ‹Dear God, if I was only a guy!› Die Queen von Whale Cay: Marion Barbara „Joe“ Carstairs Alles begann 1905 im Londoner Zoo. Marion Barbara Carstairs, wie Joe damals noch hieß, wurde von einem wildgewordenen Kamel abgeworfen. Beim Sturz verlor sie das Bewusstsein, und als sie wieder zu sich kam, hatte sie sich einen neuen Namen verdient: „Tuffy“, was so viel bedeutet wie zähes Luder. Die kleine Episode enthüllt eine Menge über die millionenschwere Erbin von Standard Oil, Joe Carstairs, die damals im Alter von fünf Jahren ihre weiblichen Vornamen abwarf und sich fürderhin stets aufs Neue selbst erfand. Sie war von da an weder auf ein Geschlecht noch auf eine zeitliche Mode festgelegt und liebte schon früh die Welt der Schiffe und Meere. Mit elf Jahren kam Joe nach New York, und schon ziemlich schnell war sie sich über ihre sexuelle Präferenz im Klaren: Sie liebte Frauen, und daran hinderte sie auch die drohende Enterbung nicht. Mit 16 überquerte sie den Atlantik zum 17. Mal und meldete sich in Paris als Sanitätsfahrerein des Amerikanischen Roten Kreuzes. In den 1920er Jahren gewann Joe Carstairs alle Bootsrennen, bei denen sie gegen die Männer antreten durfte, in ihren teilweise selbst entworfenen Rennbooten. Die Erfolge verdankte sie nicht nur dem eigenen Fitnesstraining, zu dem auch Boxen gehörte, sondern auch ihren innovativen Booten, die sie eigens bauen ließ. Doch die Goldenen Zwanziger, in denen für eine Frau alles möglich wurde, was sonst nur Kerle durften, gingen rasch vorbei, und die 1930er Jahre brachten Rückschritt um Rückschritt. Joe Carstairs ließ sich nicht entmutigen. Sie kehrte der zivilisierten Welt den Rücken, kaufte von ihrem unglaublichen Vermögen 1934 die Bahamas-Insel Whale Cay, baute dort ihr eigenes Imperium mit Privatarmee auf und hieß Legionen von Liebhaberinnen willkommen. Wenn sie ihre Freundin Marlene Dietrich sehen wollte, setzte sie auf ihrem Schoner kurzerhand die Segel, nahm Kurs aufs Mittelmeer und ging vor der Villa der Diva in Südfrankreich vor Anker. Ihr lebenslanger Begleiter war ein Steifftier, dem sie den Namen «Lord Tod Wadley“ gab. 1975 verkaufte sie Whale Cay und verbrachte die beiden letzten Lebensjahrzehnte mit einem homosexuellen Lebenspartner an der Westküste Floridas, wo sie im Alter von 93 Jahren starb. Von Freundin Marlene wurde sie nur „Joe der Pirat“ genannt.

PEOPLE 41 dachte, aber selbst verständlich waren diese nur durch das Unbehagen in dem Augenblick bestimmt. Ich habe mir mitten im Atlantik in der Nacht zwei Rippen gebrochen, aber wenn es sich um einen Mann gehandelt hätte, wäre es trotzdem passiert … Die Schwäche kann ein Problem werden, und es wäre unsinnig, dies zu verneinen. Aber zum Glück gibt es an Bord eines Regattaboots immer viel zu tun, und die Aufgaben werden notgedrungen aufgeteilt.“ Die Argumentation stimmt haargenau: In einer Besatzung, gemischt oder unisex, ist es natürlich, dass die Stärkeren die schwereren Arbeiten übernehmen. Bei der Einhand-Navigation sind die Dinge komplexer. Dame Ellen MacArthur ist gerade mal 1,70 groß und hat dennoch auf brillante Weise Francis Joyon Paroli geboten, dem sie vorübergehend den Rekord der Weltumsegelungen im Jahr 2005 abnahm. „Das Großsegel meines Trimarans Castorama wiegt mehr als hundert Kilo. Theoretisch wird das Segel nie gestrichen, wenn man aber die Welt umsegelt, musst du dies auch tun können. Im Notfall musst du alles geben, was du kannst.“ Karinne Fauconnier, eine weitere Expertin der Mehrrümpfer, sagte dazu: „Ich kann an Land feinfühlig und weiblich sein, aber sobald ich mein Ölzeug trage, werde ich zur Dampfwalze und schöpfe meine Energie zu 200 Prozent aus. Ich versuche, nichts dem Zufall zu überlassen, und hierbei hilft mir sicherlich meine weibliche Seite.“ Karinne ist außerdem auch Mutter: „Die Tat sache Mutter zu sein, ist für meine Arbeit positiv, weil ich mich loslösen kann und mir dadurch viel Druck genommen wird. Ein Kind tut dir gut, da du alles relativierst.“ Ein weiteres Kind der französischen Segeltradition ist Marie Tabarly, Jahrgang 1984, Anstatt auf Optimisten zu segeln, hat sie sich ihre Seebeine auf der Pen Duick von Papa Eric, Frankreichs Segellegende Tabarly, verdient. Nach ersten Gehversuchen in der Regattawelt zieht sie heute zwar die Dressur und die Rassepferde vor, vom Vater Eric hat sie „die Entschlossenheit, die unbändige Lust nach Ferne und den Respekt für die Natur und die Elemente“ geerbt. Es ist also nicht so wichtig, ob man als Frau oder Mann geboren wurde: Mit so einem Meister in der Familie kann das Geschlecht gar kein Nachteil sein. Frauen-Power Wie Karinne Fauconnier ist auch Sofia Bekatorou Mutter, Goldmedaillengewinnern in Athen 2004 (Klasse 470) und Bronze in Peking 2008 (Yngling). Aber für sie und die Art des Segelns, die sie betreibt, ist die Mutterschaft ein Hindernis: „Als Mutter“, sagte uns die griechische Spitzensportlerin, „muss ich kämpfen, um die Mutterliebe mit der Karriere in Einklang zu bringen, aber ich bin sicherlich nicht die Einzige in dieser Lage! Ich liebe die See und meine Arbeit, und deshalb werde ich mich auch dieser für mich neuen Herausforderung unbeschwert stellen. Ich stelle mir sie gern als ein Boot vor, das manchmal durch einen Sturm segeln muss. Ich lasse auch diese Wolken hinter mir, wie ich es immer getan habe ...“ 1 Hartes Erbe. Marie Tabarly trägt den Namen einer Seglerlegende. 2 Ellen MacArthur. See- und geschäftstüchtiges One-Woman-Unter - nehmen. 3 Champagner für alle. Tracy Edwards und Crew beim Round the World Record 1997. 2 3

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