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OCEAN7 2011-02

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Auch das gibt es: Eine junge Familie kauft in Griechenland eine Segelyacht, rüstet sie für die extremen Bedingungen im Süden des amerikanischen Kontinents und der Antarktis aus - und segelt mit ihrem kleinen Sohn von der Ägäis bis an das berüchtigte Kap Hoorn.

46 Das System Fundak

46 Das System Fundak Text und Fotos: Dominic Marsano Er gilt als Architekt des heimischen Segelwunders und hat Österreich im olympischen Zirkus zu einer fixen Größe geformt. Als Betreuter und Betreuer blickt Georg Fundak auf vier Jahrzehnte waterworld zurück, OCEAN7 bittet das Energiebündel vor den Vorhang und fasst die Sternstunden und Visionen des Heilbringers zusammen. Ob der Wecker um fünf Uhr morgens eine hysterische Panikattacke reitet, oder erst 90 Minuten später aus der Fassung gerät, hängt davon ab, wo sich Georg Fundak gebettet hat. In Budapest, wo der mittlerweile 57-Jährige aufgewachsen ist, studiert und jahrelang als Bauingenieur gearbeitet hat, lebt seine Familie, in Neusiedl am See, wo der gebürtige Ungar einen Steinwurf vom Verbandsbüro ein kleines Apartment bewohnt, wartet die Arbeit. Doch die Pendlerfrage stellt sich weniger oft, als Fundak lieb ist – das Olympische Segel-Business hält den Sportdirektor und diplomierten Segeltrainer permanent auf Trab. Um am maritimen Puls der Zeit zu sein, spult der lebensgroße Duracell-Hase monatlich mehr Straßenkilometer herunter als der Durchschnittsösterreicher im Jahr. Die Intensität und Art und Weise wie der Segelenthusiast sein Gewerbe gelebt hat und lebt, reduziert die Freizeit auf Null und die tägliche Nachtruhe auf maximal fünf bis sechs Stunden. Kombiniert mit dem Stressfaktor sind gewisse Abnutzungserscheinungen nicht zu leugnen, doch selbst nach vier Jahrzehnten Wasserarbeit ist der Mann, dem Österreich den Zusatz „Seemacht“ verdankt, voll gepumpt mit Visionen und bis in die mittlerweile grauen Haarspitzen hinein motiviert. Boykottierter Erfolg. Es gibt ganz offenbar eine Menge zu tun, denn Georg Fundak in einer ruhigen Minute zu erwischen ist quasi ein Ding der Unmöglichkeit. Mit einer stattlichen Kolonie Ameisen im Arsch zieht der Erfolgsmensch die sportpolitischen Fäden, perfektioniert Netzwerke und Systeme und bringt den heimischen Olympiakader von heute und morgen auf Erfolgskurs. Seit 24 Jahren im Dienste des österreichischen Segel-Verbandes, weiß der Doppelstaatsbürger, dass der Olym-

PEOPLE 47 pische Traum langfristig und exakt geplant sein muss, um auch tatsächlich in Erfüllung zu gehen. Fundak kennt die Höhen und Tiefen des Leistungssports, die Erfolge und Fehler aus der eigenen Vergangenheit haben ihn geprägt. Bei den Olympischen Spielen vor Seoul segelte der 470er-Lenker für Ungarn knapp an den Top 6 vorbei, vier Jahre später beendete er seine vielversprechende Karriere. Der Olympiaboykott seines Landes raubte dem damaligen Mitfavoriten die sportliche Ambition; ehe es zum Höhepunkt kam, trat Fundak 1984 frustriert von der olympischen Bühne ab. Damit endete die aktive Bewegungsphase, die im Kindesalter noch von Handball und Geräteturnen geprägt war. Die seglerische Leidenschaft überkam den Schüler im Alter von 13 Jahren. Als Bootsjunge verdiente sich der damalige Teenager unvergessliche Ausfahrten mit einem Schärenkreuzer, der Plattensee wurde zur Brutstätte des begnadeten Seglers, der 1986 wieder auf das Wasser zurückkehrte, diesmal als Trainer. Als solcher ist der begeisterte Jazz- Hörer mittlerweile sechs Olympiaeinsätze schwer. Die Spiele vor Sydney und Athen bleiben unvergessen, drei Olympiasiege und eine Silberne hievten Segel-Österreich in die Schlagzeilen und bescherten Fundak zweimal die Auszeichnung Trainer des Jahres. Den Seglern brachte der Medaillenregen das, was für Wintersportler längst Alltag war und von Fundak bereits seit Jahren vehement gefordert wurde: ein eigenes Bundes-Leistungszentrum, und das in Neusiedl am See. Vorjahr zum Jugend-Olympiasieg coachte. Das internationale Blut auf der österreichischen Betreuerbank ist Fundak extrem wichtig, Egoisten haben in seinem Team dafür keine Chance. Die Kombination aus individueller fachlicher Klasse, Flexibilität und gelebtem Teamgeist macht den Unterschied aus – ein Modell, das im vergangenen Jahrzehnt erfolgreich angewendet wurde und durchaus den gewünschten Nebeneffekt erzielt hat. Der norwegische Spitzentrainer Jan Steven Johannessen puschte Laser-Segler Andreas Geritzer zu Olympia-Silber und nach der kurzen, aber umso intensiveren Zusammenarbeit mit dem britischen Skiff-Guru Paul Brotherton waren Nico Delle Karth und Niko Resch endgültig in der Weltspitze angekommen. Die Elefantenrunde. Die Basis für diese sportlichen Meilensteine wurde in Atlanta, respektive nach den Coca-Cola- Spielen von 1996 gelegt. Zur Halbzeit lag man noch mit zwei Booten in Führung, am Ende mussten sich die Tornados An - dreas Hagara und Florian Schneeberger aber ebenso mit Blech begnügen wie Finnsegler Hans Spitzauer. Die Medaillen gingen im Kopf verloren, worauf die Arbeit im mentalen Bereich intensiviert wurde und sukzessive mehr Experten vor den segelolympischen Karren gespannt wurden. Ob die renommierten Sport-Psychologen Günter Amesberger und Patrick Bernatzky, der italienische Spitzen-Meteorologe Alessandro Pezzoli, oder die Zusammenarbeit mit diversen sportmedizinischen Abteilungen – alle Parameter bürgen für Qualität und sollen den heimischen Assen physische wie psychische Vorteile garantieren. Ebenso hochwertig ist die heimische Coaching- Zone besetzt. Neben Peter Krimbacher und der kroatischen Power-Achse Ivan Bulaja und Mate Arapov wurde mit dem Spanier Toni Ripoll der nächste Erfolgsgranat an Bord geholt. Mit dem dreifach vergoldeten Olympiatrainer gelang Fundak ein weiterer genialer Schachzug, der nur aufgrund alter Seilschaften und blendender Kontakte möglich wurde. Darüber hinaus verfügt der Verband mit Stefan Hess und Olympiasieger Christoph Sieber über zwei erstklassige Nachwuchstrainer, hinzu kommt der Ungar Sigmond Adras, der Lara Vadlau im 1 Systematische Wertsteigerung. Nicht nur an den Schwächen arbeiten, sondern gleichzeitig die Stärken optimieren, jedem seinen Weg und dabei nichts dem Zufall überlassen – so lautet eine der Erfolgsformeln, die in der Vorbereitung auf die Sydney-Spiele erstmals nach Wunsch umgesetzt wurden. Perfekt ins Fahren gebracht, mit einem mentalen Plus ausgestattet und erstmals mit einer segelnden Österreicherin an der olympischen Startlinie, wusste Fundak bereits im Vorfeld, dass die Zeit für die Ernte gekommen war. Die Goldmedaillen von Hagara, Steinacher und Sieber kamen mit Ansage, mit Andreas Geritzer (Rang fünf) klopfte bereits die nächste Generation lautstark am Erfolgstor an. Das Umfeld war perfekt, die Stimmung und der Teamgeist vor, während und erst recht nach der Entscheidung exzellent und am Punkt. Während Segel-Österreich auf der Wolke Nummer sieben schwebte, dachten Fun dak und Co. bereits an den zweiten und weitaus schwierigeren Teil der maritimen Meisterprüfung. Der Beweis, dass Sydney kein 1 mittendrin. Georg Fundak immer im Zentrum des Geschehens.

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