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OCEAN7 2011-02

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Auch das gibt es: Eine junge Familie kauft in Griechenland eine Segelyacht, rüstet sie für die extremen Bedingungen im Süden des amerikanischen Kontinents und der Antarktis aus - und segelt mit ihrem kleinen Sohn von der Ägäis bis an das berüchtigte Kap Hoorn.

1 18 Kurz vor dem

1 18 Kurz vor dem Weitersegeln von Lankawi in Malaysien nach Thailand kam mir im Yachtclub ein Werbemagazin für Phuket in die Hände. „Phuket im Dezember!“ stand da in großen Lettern über einem ernüchternden Foto. Man sah rot angeröstete Leiber in Liegestühlen zuhauf an einem Strand liegen, der auch in Lignano sein könnte. Zwei Thai-Masseurinnen mühten sich gerade mit zwei gewaltigen Fleischbergen im Vordergrund des Bildes ab. Es stellte sich heraus, der Artikel war nicht zynisch gemeint, sondern pries Phuket und seine vielen Freizeitmöglichkeiten in höchsten Tönen. Wir beruhigten uns mit der Tatsache, dass wir immer noch nach Malaysien zurücksegeln könnten, sollte es uns gar nicht gefallen. Der erste Ankerplatz Kho Lipe machte uns ein für alle mal klar, hier blühte der Tourismus. Erstmals flüchteten wir nach nur wenigen Stunden zum weniger überlaufenen Festland Thailands. Der Wind, der seit Monaten auf sich hatten warten lassen, frischte genau an diesem Tag auf – und zwar mit einem wunderschönen Dreh gegen uns. Wir landeten müde und entnervt am bislang schönsten Ankerplatz Thailands (wussten wir zu diesem Zeitpunkt zwar nicht, aber irgendwie ahnten wir es), Ko Bulan, ein stiller Fjord, Affen am Strand, Urwaldgeräusche in der Nacht. Aber wie der Mensch auf der Risho Maru so ist, war es dann doch ein bisserl gar einsam dort und wir segelten weiter nach Kho Muk, einer Insel, die berühmt ist wegen der Emerald Cave. Diese Höhle erreicht man nur, indem man durch einen finsteren Felsenschlauch schnorchelt, durch stockdunkles Wasser mit den bollernden Geräuschen der Brandung im Hintergrund, die durch die Felswände unheimlich verstärkt wurden. Für mich der Stoff, aus dem Albträume sind, und deshalb berichtete Peter von drinnen: Eine Öffnung nach oben ließ emeraldblaues Licht in die Höhle, der Himmel spiegelte diese Farbe zauberhaft wieder. Ein Minisandstrand und eine verkrümmte Palme. Stille. Ein richtiger Gral! 2

Revier 19 Fotos: Shutterstock (1) Resorts gibt es in Thailand offensichtlich an jedem freien Strand und wir beschlossen, uns das mal anzusehen! Und bereuten es keineswegs. Wir dinierten im kleinen Restaurant direkt am Sandstrand. Füße im Sand. Brandung als Backgroundgesang. Fackeln beleuchteten unsere köstlichen Thai- Gerichte: Green Curry mit Shrimps, Yellow Curry mit Huhn, und „Beef with Garlic, Ginger and Pepper“. Also diesmal hat der Weihnachtsspeck an unseren Hüften sicher nicht mit Weihnachtskeksen zu tun! Oder vielleicht saugt Adrenalin das Fett wieder ab. Die sanfte Brandung war im Laufe des Abends zu einem enormen Schwall angewachsen. Bei der Heimfahrt mit dem Dinghi – besser beim Ablegen vom Strand (natürlich im Stockdunklen) – stiegen drei Megawellen in das Dinghi ein. Nur mit Peters gut trainiertem Surfergefühl schafften wir es, 3 4 5 Discomusik übertönte das Gewittergrollen nicht wie viele andere kopfüber am Strand zu landen, dafür aber völlig durchnässt auf der Risho. Fahrtensegler können einfach nicht ohne ein bisschen Abenteuer – selbst nach einem romantischen Candlelight-Dinner! Am nächsten Tag durchstreiften wir die Insel vom Westresort zum Südresort. Dazwischen lag ein Thaidorf auf Stelzen, wiederaufgebaut nach der Tsunami-Katastrophe. An den Bäumen auf den umliegenden Hügeln, die als Evakuierungszone im Notfall gekennzeichnet sind, hingen schwarze Becher, die Bäume waren angeschnitzt und weißer Saft tropfte in die Gefäße. Dieser wird gesammelt, mit Wasser gekocht und nach einigen anderen Prozeduren von Frauen mit den Füßen platt getreten und zum Trocknen aufgehängt. Gummiherstellung! Leider mussten wir weiter, da die Offiziellen in Thailand es nicht gerne sehen, klariert man nicht nach mindestens einer Woche im Land ein. Natürlich stoppten wir in Ko Phi Phi – dort, wo der Film „The Beach“ gedreht wurde. Zugegeben, wir stoppten in eineinhalb Seemeilen Entfernung. Denn näher kamen wir nicht, kurz vor der Dämmerung fanden wir doch noch einen schlechten Ankerplatz zwischen den hunderten Ausflugsbooten. Die ganze Beachromantik ging dann gehörig flöten, als es sich einregnete und Sturmböen über uns dahinfegten. Die Touristen im Strandresort schien das nicht zu stören, nein, die Discomusik übertönte sogar das Gewittergrollen. Und so landeten wir schließlich in Phuket, Ao Chalong. Hoch auf dem Berg thronte ein enorm großer Buddha. Seglertreff, zahllose Schiffe, am Ufer Seglerlokale und, wie wir beim Abendspaziergang feststellten, Bars mit sehr willigen Damen! Vielleicht nicht ganz der richtige Ort für einen neunjährigen Finn, aber Ilse von der Esperanza meinte, ist schon gut, so geht er nicht ganz blauäugig in die Welt hinaus! Irgendwie machte sich leichte Enttäuschung auf der Risho breit, hier war es doch sehr touristisch, das Phuket im Dezember-Albtraumbild flimmerte wieder vor meinen Augen. Auf der Rückfahrt mit dem Dinghi überraschte uns wieder eine Regenwand und das Dinghi irgendein Felsen. Mit Blick am nächsten Tag auf die verbogene Schraube waren wir dann doch froh, in westlicher Zivilisation zu weilen. 1 traumstrand. Solche Idyllen findet man in Thailand zuhauf. 2 albtraumstrand. Weihnachten in Phuket sorgt bei Fahrtenseglern für Platzangst. 3 dorfleben. Das wahre, unverfälschte Thailand entdeckt man abseits der Nebenstraßen. 4 gummibaum. Aus diesen Bäumen wird Kautschuk gewonnen. 5 gummitreten. Harte Arbeit für die Dorffrauen.

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