Ocean7
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OCEAN7 2011-02

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Auch das gibt es: Eine junge Familie kauft in Griechenland eine Segelyacht, rüstet sie für die extremen Bedingungen im Süden des amerikanischen Kontinents und der Antarktis aus - und segelt mit ihrem kleinen Sohn von der Ägäis bis an das berüchtigte Kap Hoorn.

12 Laura und Mark waren

12 Laura und Mark waren da, unsere lieben, guten Segelfreunde. Auf dem Heimflug von Australien in die USA legten sie zu Neujahr einen Zwischenstopp in Wien ein. Nicht gerade üblich, aber unter Freunden … See you miss you love you! Alexandra Schöler ist

Kolumne 13 Laura und Mark lernten wir kennen, als sie uns in Galapagos das Taxiboot wegschnappten. Da lässt man nämlich sein Dinghi zu Hause – pardon, zu Schiff, wegen der Stinkrobben, die es sonst belagern, und leistet sich die 20 Cent für das Taxi. Zuerst ließ also der Taxler die Amerikaner einsteigen und erbarmte sich dann doch noch unser. Laura war mir gleich sympathisch und streitet heute noch vehement ab, dass sie den Taxiraub geplant hätte. Zwei Tage später trafen wir sie wieder. Auf Isla Isabella, noch immer Galapagos, hatten wir gerade den Hafenkapitän bestochen und durften illegal eine Woche bleiben, als Laura und Mark ums Eck bogen, ihre legale 400-Dollar-Ankererlaubnis vorwiesen – und den Hafenkapitain trotzdem bestechen mussten. Laura ärgert sich heute noch, dass sie so blöd war, diese Erlaubnis zu kaufen. Am Abend saßen wir dann gemeinsam im illegalen Grilllokal am Strand und wussten, dass es auch mit Mitte dreißig noch möglich ist, Freunde fürs Leben zu finden. Eine Beobachtung, die sich über all diese Reisejahre hinweg fortsetzen würde. Auf den Marquesas trafen wir Britta und Michael von der VERA aus Berlin – mit denen wir nun zurück in Österreich bereits zwei Skiurlaube verbracht haben. Zuvor in der Karibik waren wir in einer Runde von Engländern, Franzosen und einigen Schweizern zu finden. Sicher auch wegen der Kinder, aber vielleicht auch nicht. Neuseeland schließlich wurde unvergesslich durch Schelmi, den Tischler, seine französische Frau Isabelle und Antonio, den italienischen Millionär, der uns am liebsten adoptiert hätte. Dort trafen wir auch wieder auf unsere ESPISs – Ilse und Helmut wohnen jetzt praktisch bei uns ums Eck. Und schließlich der Red Sea-Konvoi – Skandinavien und Nachbarländer und die RISHOs. Große Aufregungen, tiefe Freundschaften. Und das alles zu einem Zeitpunkt in unserem Leben, an dem man denkt, tja, so, mein Freundeskreis ist komplett. Nix da. Und was ist nun der Schlüssel dazu? Natürlich das Segeln – eh klar. Man sitzt sozusagen in einem Boot, hat gleiche Erfahrungen, gleichen Mut bewiesen, alle sind irgendwie Träumer, Abenteurer, Fantasten. Und noch was? Noch ein Schlüssel? Ja. Englisch. Wir wunderten uns immer etwas über die abschätzigen Bemer- kungen einiger deutsch- bzw. österreichisch-beflaggten Schiffe Amerikanern gegenüber. Ein Schiff behauptete sogar, nicht zu den Marchesas zu segeln, weil dort ja alle „Amis“ seien. Wir waren auch dort, mit gezählten vier österreichischen Schiffen, drei Franzosen, zwei Australiern und unseren einzigen Amerikanern weit und breit – Laura und Mark – in der großen Bucht bei Nuku Hiva. Das erwähnte Schiff war aber tatsächlich zu den abgelegenen Gambier-Inseln gesegelt und hing dort bald in der Flaute. 16 Tage ohne Wind und ohne Amerikaner. Ich wunderte mich schon damals. Da segelt einer in die Welt und will vor allem nur deutschsprechende Leute treffen, da kann man doch gleich in Deutschland oder Österreich bleiben. Des Rätsels Lösung brachte Laura. Eines Tages am Ankerplatz in Papete, dort wo sich wieder sehr viele Nationen mischen, da jeder zum Carrefour-Supermarkt einkaufen gehen will, motorte Laura mit ihrem Dinghi auf ein deutsches Schiff zu, das sie schon mehrmals gesehen, dessen Crew sie aber nie kennengelernt hatte. Das besagte „Ich-segel-nicht-zu-den-Marchesas wegen-der-Amis“-Schiff. Davon wusste Laura nichts. Ich beobachtete das Treffen aus der Ferne. Naja – ein bisschen Schrebergarten darf doch sein. Die Konversation war kurz und unterkühlt, erzählte mir Laura. Das Problem? Die Leute konnten kein Wort Englisch! Das war es also! Sprachbarriere, nicht Vorurteil! Laura und ich tranken einen Cappuccino und ich vergaß ganz, dass wir Englisch sprachen. Peter begann Englisch zu träumen, und für Finn war Englisch irgendwann eine Zweitsprache geworden. Wie schön. Und wie schön vor wenigen Wochen, als Laura und Finn an unserem Küchentisch in Wien die Köpfe zusammensteckten und über einer Partie Mancala grübelten. Oder Peter Mark die Ingredienzien von Scheiterhaufen auf Englisch zu erklären versuchte. Und als wir dann wieder Adieu winkten, wussten wir einfach: Egal, wie viele Jahre wir uns vermissen würden, unsere Freundschaft würde standhalten. Bye, bye, see you, miss you, love you. Und nach den viereinhalb Jahren mit der RISHO MARU weiß Finn eines ganz sicher: Englisch lernt man nicht nur für die Schule – sondern für das abenteuerliche, aufregende Leben da draußen! WOMAN@ocean7.at

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