42 Wir werden nur schützen, was wir lieben. Wir können nur lieben, was wir kennen. Und wir können nur kennen, was uns gelehrt wurde. Dieses schöne Zitat gilt vor allem für die biologische Artenvielfalt. Ohne die Arten zu kennen, werden wir ihren Verlust nicht einmal bemerken. 1 Der Ozean und seine Vielfalt. Es ist allgemein bekannt, dass der Artenreichtum der Meere gewaltig ist. Aber niemand weiß, wieviele Arten tatsächlich im Meer leben. Heute sind mehr als 200.000 marine Tierarten wissenschaftlich erfasst. Wesentlich mehr Arten sind aber wahrscheinlich noch unentdeckt. Das betrifft vor allem Kleinstlebewesen und die Bewohner der Tiefsee. Die Gründe für diese Wissenslücken sind vielfältig: wissenschaftliche Forschung im marinen Bereich ist teuer, technisch und organisatorisch aufwändig und ein wirtschaftlicher Nutzen ist nicht immer sofort ersichtlich. Als Beispiele seien die Erforschung so extremer Lebensräume wie die Tiefsee, schwarze Raucher am Meeresgrund mit 400 °C heißem Wasser, untermeerische Salzseen, sauerstofffreie Becken, Felder von gefrorenem Methan und Tiefseegräben in 11.000 Meter Tiefe genannt. Überall dort gibt es Leben, Spezialisten, die an diese extremen Verhältnisse angepasst sind. Extrem sind aber nicht nur diese Lebensbedingungen, sondern auch der technische und finanzielle Aufwand, um diese Extrembiotope zu erforschen. Dementsprechend wenig wissen wir noch von ihren Lebensgemeinschaften. Ein anderer, weitgehend unbekannter Bereich der Meere ist die Welt der Mikroorganismen. Ein Zahlenbeispiel: In einem Kubikmeter Meerwasser oder in einem Gramm Meeresboden 2 3
SERVICE 43 4 finden sich Tausende taxonomische Gruppen von Mikroorganismen, von denen weniger als 1 % bekannt sind. Diese Organismen sind zwar winzig klein, durch ihre riesige Anzahl aber wichtig für die großen bio-geo-chemischen Kreisläufe der Meere. Warum ist Biodiversität für uns wichtig? Biologische Vielfalt sichert funktionierende Ökosysteme. Diese sind für uns Menschen in vielerlei Hinsicht wichtig: Gesundheit, Ernährung, Energie und viele weitere Dienstleistungen haben eine intakte Umwelt zur Voraussetzung. Nur intakte marine Ökosysteme können auch in Zukunft reiche Fischereierträge liefern, nur gesunde Planktongemeinschaften können durch ihre Photosyntheseleistung den Anstieg des Kohlendioxids in der Atmosphäre verlangsamen. Darüberhinaus stellt das Genom von Meeresorganismen eine wertvolle Bibliothek der Evolution dar. Wir können daraus über Anpassungsmechanismen an wandelnde Umweltbedingungen lernen, über Regulierungen des Immunsystems und über Strategien, in extremen Lebensräumen zu existieren. Dieser genetische Schatz ist von uns noch ungehoben und wir sind dabei ihn zu vernichten, bevor wir ihn erforschen konnten. Entlang der Kontinentalränder gefährdet die Tiefseefischerei die Riffe der Kaltwasserkorallen, die erst 1 Blumentiere. Sie sehen wie Blumen aus, zählen aber zu den Tieren. Die abgebildeten Lederkorallen sind Tierkolonien mit langgestielten Korallenpolypen. Sie wachsen im Korallenriff und auf Sandböden. Da sie kein massives Kalkskelett abscheiden, tragen sie nur indirekt zum Wachstum des Korallenriffs bei (Lederkoralle, Sarcophyton sp.). 2 Alarmzeichen. Der weiße Korallenstock sieht zwar schön aus, lässt aber beim kundigen Betrachter die Alarmglocken schrillen! Diese Koralle wurde Opfer der berüchtigten Korallenbleiche. Sie hat ihre Symbiosealgen verloren und ist dadurch abgestorben. Nur noch das weiße Kalkskelett ist übrig. Korallenbleiche zählt weltweit zu den größten Bedrohungen der Riffe. Sie kann verschiedene Ursachen haben, ist aber oft mit dem Klimaphänomen El Niño und der Erwärmung des Meerwassers verbunden (Skelett einer Steinkoralle, Acropora sp.). 3 Biologische Sonnenkollektoren. Tischkorallen zählen zu den wichtigsten Baumeistern der Korallenriffe. Diese raschwüchsigen Korallen besitzen in ihrem Gewebe symbiontische Algen, die für die Ernährung und für die Kalkproduktion der Koralle wichtig sind. Der horizontale, tischförmige Wuchs dieser Korallenstöcke ermöglicht maximale Lichtausbeute für die Algen (Tischkoralle, Acropora sp.). 4 Liebling der Taucher. Jeder Taucher will sie sehen, die Meeresschildkröten. Diese eindrucksvollen Tiere gehen leider in ihrem Bestand zurück. Sie verlieren durch Küstenerschliessungen ihre Niststrände, ertrinken in Fischernetzen und an Fischhaken und leiden an der zunehmenden Verschmutzung der Ozeane (Echte Karettschildkröte, Eretmochelys imbricata).
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94 Leserbriefe Endlich was für Seg
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98 Inserentenverzeichnis Foto: Shut
Spektakuläres Windsurfen in Halle
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