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OCEAN7 2011-01

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Hier haben wir ein ganz außergewöhnliches Motorboot ausgiebig getestet: die Ipanema aus der Graf-Werft in Bayern. Seglerlegende Wolfgang Hausner berichtet, wie er drei Taifune überlebt hat.

16 1 Taifun Muifa, 20.

16 1 Taifun Muifa, 20. November 2004. Ich hatte Gäste an Bord genommen und bei Einbruch der Dunkelheit segelten wir von Boracay die kurze Distanz zur Nachbarinsel Carabao. Einer der Neuankömmlinge meinte, so ein kleiner Taifun wäre eine tolle Sache. Der war schon im Kommen – aber noch wussten wir nichts von unserem Glück. In der zweiten Nacht begann das Barometer zu fallen, der Wind kam böig aus Nordwest und um 4:48 hörte ich adrenalinträchtige Wetter - nachrichten von WWV Hawaii: Taifun Muifa mit Windgeschwindigkeiten von 90 bis 110 Knoten befand sich auf 13.9° Nord und 123° Ost. Ein Hammer war allerdings die ungewöhnliche Zugrichtung: Südsüdwest mit neun Knoten. Es war derselbe tropische Sturm, der vor ein paar Tagen seinen Abzug nach dem Nordwesten vorgetäuscht hatte, dann eine Schleife zog und jetzt wieder zurückgekommen war. Unsere Position war 12,2° Nord und 121,9° Ost, das Zentrum war also nur 120 sm weit weg und bewegte sich auf uns zu. In wenigen Stunden würden uns heftige Winde um die Ohren sausen. Ich startete die Maschine, und sobald der erste Kopf im Niedergang auftauchte, brüllte ich: Es kommt ein Taifun auf uns zu, wir müssen sofort weg. Da war nichts zu überlegen, in Kürze rauschten wir mit rund 12 Knoten nach Osten, um in den schiffbaren Halbkreis zu gelangen. Da sich unser Abstand zum Zentrum verringerte, legte der Sturm noch zu. Jetzt, da wir wirklich mit einem Taifun konfrontiert waren, war die Situation nicht mehr ganz so toll für meine Gäste, aber Helmut, Franz und Alfred waren erfahrene Segler und ich sah da kein Problem. Ein paar Stunden später wurde der Himmel hinter uns pechschwarz, das Barometer wollte weder rauf noch runter, unser Abstand zum Auge war für kurze Zeit konstant. Danach drehte der Wind langsam von Nordwest auf Südwest und der Luftdruck sprang um 6 mb in die Höhe. Damit bewegte sich das Zentrum rapide von uns weg und wir hatten keinen Grund mehr, weiter ostwärts zu segeln. WWV Hawaii bestätigte das, allerdings erst kurz vor 11.00 Uhr, vorher war außer Statik nichts zu hören: Muifa schraubte sich jetzt mit 14 Knoten nach dem Südwesten und war außerdem etwas schwächer geworden. Zu dem Zeitpunkt segelten wir bereits mit südlichen Winden zurück nach Carabao und ankerten dort am späten Nachmittag. Am Abend aßen wir in einem netten Restaurant und taten, als ob nichts vorgefallen wäre. Foto: Shutterstock (1)

Revier 17 Taifun Nanmadol, 1. Dezember 2004. TABOO III ankerte wieder vor Boracay und ich hatte vor, nach Cebu zu segeln, mit einem geplanten Stopp auf der Insel Sicogon, die etwa 85 Seemeilen weiter östlich liegt. Taifun Nanmadol befand sich auf 10.8° Nord und 134.5° Ost. 100 Knoten heulten um das Zentrum, das sich mit flotten 24 Knoten nach Westnordwest bewegte. Manche Taifune sind kompakt und machen sich in einer Entfernung von einigen hundert Seemeilen kaum bemerkbar. Nicht so Nanmadol, er war großflächig, zwar noch beträchtliche 750 sm weit weg, aber bereits zu spüren. Der Wind frischte auf, drehte auf Nord und blies den typischen Nieselregen vor sich her. Die große Bucht Looc Bay auf Tablas, nur etwas weiter nördlich, ist zwar als hurricane hole angeführt, aber auf Grund der großen Tiefe und umgebenden Riffen für Yachten denkbar ungeeignet. Die richtige Taktik war also naheliegend: nach dem Süden ausweichen und die Distanz zum Zentrum vergrößern. Aber ich wollte am nächsten Tag in Sigogon sein, also pflügte ich in die beginnende Nacht hinein nach Osten. Solange der Taifun seine Richtung beibehielt, sollte sich das zeitmäßig locker ausgehen. In so einer Situation spielt sich das Leben im Zeitraffer ab, hat aber den schwachen Trost, dass innerhalb von 20 Stunden alles vorbei sein wird. Irgendwann in der Nacht würde der Abstand zum Auge am geringsten sein, vorausgesetzt, die momentane Zugbahn ändert sich nicht. Damit würde ich immerhin 200 sm südlich des Auges sein – mit dem konnte ich leben, trotzdem musste ich mich überwinden, direkt in den Taifun hineinzusegeln, dessen Position noch immer etwas südlich von meinem Kurs war. Umso mehr, als der Wetterdienst von Hawaii Stunden später Nanmadol mittlerweile zum 130-Knoten-Supertaifun erhoben hatte. Das stimmte nicht ganz, wie sich am nächsten Tag herausstellte, aber momentan war es die einzige Information, die ich hatte. Die Vorwärtsbewegung hatte sich auf 19 Knoten verringert, aber die Zugrichtung war beruhigenderweise gleich geblieben. Nach Mitternacht begann der Sturm etwas nachzulassen und das Barometer reagierte auf Klopfen mit einem Sprung nach oben. Etwas später knallten 40 Knoten aus West in die Segel. Damit war klar, dass sich das Auge von Nanmadol bereits nördlich von mir befand. Im Morgengrauen segelte ich an der kleinen Insel Zapato Mayor vorbei und surfte auf die Nordostecke von Panay zu. Sobald ich im Lee dieser großen Landmasse war, beruhigte sich die See. Bald ankerte ich hinter der kleinen Insel Bayas und schlief einmal. Als ich zwei Stunden später aufwachte, hatte der Wind auf Südwest gedreht und die Sonne war rausgekommen. Taifun Roke, 15. März 2005 Drei Monate später hatte ich gerade einen Törn mit Freunden in Boracay beendet und wollte anschließend wieder einmal nach Cebu segeln. Mike Allen, ein amerikanischer Freund, der in Carmen Katamarane baut, wusste von meinen Plänen und schickte mir am selben Abend eine SMS per Handy: Da bewegt sich ein tropischer Sturm auf die zentralen Philippinen zu, du wirst direkt hineinsegeln. 1 lautlos. Der 18-Meter Katamaran gleitet bei ruhigem Wetter auf die nächste Tropeninsel zu. 2 verheerend. Der Super-Taifun „Nanmadol“ hinterließ 2004 eine Spur der Verwüstung. 3 glasklar. Ankerplatz-Idylle vor einer der zahlreichen Traum-Inseln der Philippinen. 2 3 Ich musste mich überwinden, direkt in den Taifun hineinzusegeln

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