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OCEAN7 2010-09-10

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Ein Türkei-Törn mit einer Motoryacht; ein ausführlicher Testbericht der Bavaria Cruiser 40 und eine Reise mit einem 20 Fuß kleinen Boot unter dem Titel "Die inneren Werte entscheiden" bilden die Schwerpunkte dieser Ausgabe.

64 1 Werftchef Janusz

64 1 Werftchef Janusz Konkol steuerte das merkwürdig kistenförmige Gebilde aus der Box in die enge Gasse und drehte es dort auf dem Teller. Dann übergab er mir das Steuer, weil er einen offenbar wichtigen Anruf erhielt. Vor Bug und Heck war zwischen den schmalen Stegauslegern gerade noch die berühmte Handbreit Platz und ich kam ganz schön ins Schwitzen. Ein völlig unbekanntes Schiff in einer schwierig engen Hafensituation zu steuern, das kann ja heiter werden, dachte ich. Doch es war völlig problemlos, die mini Reporter von Haber zentimetergenau an den anderen Yachten vorbei in das freie Fahrwasser zu manövrieren. Sie reagiert unmittelbar auf jede kleine Ruderbewegung und auf den fein dosierbaren Gashebel. Das änderte sich allerdings sehr schnell, als wir freies Wasser erreichten und ich das Schiff in Fahrt brachte. Sie schlingerte und torkelte wie betrunken herum. Ich konnte sie einfach nicht stabil auf Kurs halten. Janusz, immer noch telefonierend, löste so nebenbei mit seiner einen freien Hand die Klemmen am Heck. Die beiden hinteren Schwerter klappten nach unten ins Wasser. Dann – immer noch telefonierend – holte er mit einer Hand zwei andere Leinen dicht und hob damit die beiden Seitenschwerter an. All das dauerte nur ein paar Sekunden, aber die Wirkung war verblüffend: Es war, als wäre ich plötzlich auf einem anderen Boot. Ruhig und stabil zog die Haber mini Reporter jetzt ihre Bahn. Wir erreichten einen der zahlreichen größeren Masurischen Seen. Dort ging es mit Vollgas dahin. Janusz, der inzwischen sein Telefonat beendet hatte, erklärte: „Jetzt kann kaum noch was die Mini vom Kurs abbringen. Die völlig neue Konstruktion der vier Schwerter macht das möglich. Du kannst ohne weiteres das Ruder loslassen, wir gehen jetzt unter Deck und kochen uns einen Frühstückskaffee“. Er verschwand in der Kombüse und ließ mich verblüfft an Deck zurück. Tatsächlich. Das merkwürdig aussehende Hausboot fuhr wie auf Schienen. Nur zögernd verließ auch ich das Cockpit. Aber selbst auf Gewichtsverlagerung reagierte die mini Reporter mehr als gutmütig und lief beharrlich weiter ihren Kurs. Während Janusz am zweiflammigen Spirituskocher hantierte und ich auf der bequemen Bank Platz nahm, hatten wir stets den perfekten Rundumblick. Möglich macht es das, was auf den ersten Blick hässlich aussieht: der für diese Schiffslänge von nur sechs Metern klobige Aufbau des kleinen Hausbootes. Der Raum-Zauberer. Ich blickte mich erstaunt um. Das sollen tatsächlich nur 20 Fuß sein? Dass in ein derart kompaktes Hausboot so viel Lebensraum reinpasst, ist unglaublich. An der Steuerbordseite lädt eine bequeme Tisch-Bank-Kombination für vier ausgewachsene Menschen zum gemütlichen Beisammensein ein. Diese Sitzgelegenheit kann bei Bedarf schnell in eine Doppelkoje verwandelt werden. Gegenüber ist die Küche mit zweiflammigem Herd, Kühlbox und Abwasch unterge- Ich baue sichere Schiffe für schweres Wetter, nicht für die Flaute. 2

YACHTEN 65 3 bracht. In der Ecke ist sogar ein Flachbildschirm montiert, den man vom gesamten Salon gut einsehen kann. Aber das Unglaublichste an dem zentralen Raum der mini Reporter ist die erstaunliche Stehhöhe. Um mich von dem enorm hohen Raum zu überzeugen, strecke ich mich und erreiche mit der Hand gerade die Decke. In dem Durchgang zwischen dem Salon und der Vorschiffskabine befindet sich auf der Steuerbordseite hinter einer Tür eine Nasszelle, die WC und Waschbecken enthält. Gegenüber der Nasszelle gibt es einen großzügig dimensionierten Schrank, in dem man viel Platz für Kleidung und sonstiges Zubehör findet. Ganz vorne im Bug der Haber ist die Vorschiffskabine untergebracht, ein wahres Glanzstück der optimalen Raumnutzung. Die Kabine hat einen eigenen Zugang über eine kleine Leiter an Deck. Klappt man diese weg, bietet die Liegefläche drei Erwachsenen ausreichend Platz. Als zusätzlichen Raumgewinn präsentierte Janusz zuletzt das Cockpit, das mit einer perfekt passenden Persenning zu einer Erweiterung des Wohnraums gemacht werden kann. Die wasserdicht imprägnierten Textilwände sind mit Fenstern versehen und schließen so gut, dass die im Cockpit installierte Heizung den Raum innerhalb kürzester Zeit auf eine gemütliche Temperatur bringt. Mit den Kaffeetassen in der Hand waren wir wieder im geräumigen Cockpit und ich genoss die urtümliche Landschaft, so wild und unberührt, als gäbe es außer uns noch keine Menschen Jezioro Mamry Węgorzewo Jezioro Dargin Giżycko Jezioro Niegocin 4 1 Schwenkbrücke. Hier muss auf den Gegenverkehr geachtet werden, man befindet sich mitten in einer Stadt. 2 Schilfgürtel. Hinter schmale Durchfahrten im Schilf verstecken sich manchmal die schönsten und ruhigsten Buchten. 3 Natur pur. In den menschenleeren Buchten zwischen grandiosen Wäldern kann man richtig die Seele baumeln lassen. 4 Übersichtlich. Der Steuerstand der Haber ist einfach praktisch und man hat den perfekten Überblick über das Schiff. 5 2.700 Seen auf 1.700 km². Die Masurische Seenplatte ist das größte Süßwasserreservoir Polens. Mikolajki Jezioro Šniardwy 5

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