Aufrufe
vor 7 Jahren

OCEAN7 2010-05-06

  • Text
  • Ocean
  • Atlantik
  • Schiff
  • Segelboot
  • Motorboot
  • Seeanemone
  • Balearen
  • Malaysia
  • Penang
  • Singapur
  • Piraten
  • Strait
  • Griechenland
  • Diaporos
  • Pelagonisi
  • Alonnisos
  • Skopelos
  • Skiathos
  • Sporaden
  • Ankern
Segeln zwischen den griechischen Inseln der Sporaden und entlang der Küsten von Chalkidike: Wer träumt nicht davon! Auf insgesamt 26 Seiten berichtet ein OCEAN7-Reporterteam aus diesem ganz besonderen Revier, in dem sich immer noch neue Plätze entdecken lassen.

56 der Wind, wie im

56 der Wind, wie im Wetterfax vorhergesagt, auf Nordosten und frischt auf. Eine frische Brise freut das Seglerherz, doch leider bläst uns der Wind – wie schon öfters auf dieser Reise – direkt auf die Nase. Was solls, Hauptsache wir segeln, ein wenig Kreuzen hat noch keinem geschadet. In der Nacht gehts also im Zickzack-Kurs nach Nordosten Richtung Stiefelabsatz, wo wir unsere letzte Pause vor der Adriaüberquerung einlegen wollen. In der Nacht hat der Wind weiter an Stärke zugenommen, also rollen wir die Genua ein wenig ein und binden ein Reff ins Großsegel. Mittags bläst es schon mit 25 Knoten, die Wellenberge sind gut zwei Meter hoch und das Wasser spritzt über die Sprayhood ins Cockpit. Klar haben wir uns während der Flaute Wind gewünscht, aber das ist nun etwas zu viel des Guten. Kurz entschlossen schlagen wir unser neu erworbenes Buch „Storm Tactics” (Lin und Larry Pardey, 2008) auf. Dies ist zwar noch kein Sturm, aber wir wollen endlich Mittagessen kochen und das kann man laut Lin und Larry am besten, indem man beidreht. Die Beschreibung samt Zeichnung ist sehr anschaulich und so rollen wir die Genua ganz ein, drehen den Bug unserer PITUFA bis fast zur Wende in den Wind, fixieren das Ruder im Anschlag und – voila: zweifach gerefftes Großsegel und Ruder arbeiten wie prophezeit gegen die Windangriffsfläche des Boots. Unsere Schlumpfine liegt fast ohne Fahrt 50 Grad vom Wind deutlich ruhiger in den Wellen und wir können in Ruhe kochen und essen. Nach dem Essen geht der Ritt über die Wellenberge weiter. Der Wind bläst den restlichen Tag und die folgende Nacht mit unverminderter Stärke aus Nordosten und wir kommen unserem Ziel nicht näher. Im schwankenden Salon beraten wir über die Karte gebeugt unsere Optionen. Wir können weiter hart am Wind zickzack abwechselnd nach Norden und Osten kreuzen und ohne Zwischenstopp unser nächstes Ziel Dubrovnik ansteuern. Das ständige Wache gehen bei rauen Bedingungen hat aber so sehr an unseren Kräften genagt, dass wir uns für die gemütlichere Variante entscheiden: Auf einem Halbwindkurs liegt Korfu direkt vor uns. Als wir am nächsten Tag um 6 Uhr morgens im Nordwesten der Insel in einer kleinen Bucht ankommen, gratulieren wir uns zu dieser Entscheidung. Wir hätten kaum einen idyllischeren Platz als diese Bucht mit ihren grün bewaldeten Hängen und dem kleinen Fischerdorf finden können. Der Ankerplatz ist ausreichend geschützt und wir haben ganze 24 Stunden Zeit uns endlich auszuschlafen, schwimmen zu gehen und auszuspannen. Rush hour in der Straße von Otranto und Bora vor Albanien Der nächste Tag bringt gutes Segelwetter. Bei 16 Knoten Wind aus Nordwest kommen wir gut vorwärts, doch in der Nacht wird es ungemütlich. Wir haben bisher wenig Schiffsverkehr gesehen, doch vor der albanischen Küste kommen plötzlich von allen Seiten Schiffe auf uns zu. Zwischen ihrer dekorativen 1

People 57 2 'Weihnachtsbeleuchtung' ist es unmöglich Positionslichter auszumachen und so versuchen wir hektisch mit dem Fernglas herauszubekommen, welchem der bunt beleuchteten Riesenkähne wir als nächstes ausweichen müssen. Unser Radarwarner schlägt nicht an, das heißt, dass die Großschiffe ihre Radargeräte nicht eingeschaltet haben. Sie rasen wie auf Schienen blind und taub durch die Nacht, denn auch auf unseren vor einer Beinahe-Kollision ausgesendeten Warnruf auf Funk antwortet niemand. Wir sind heilfroh, als wir die Straße von Otranto passiert haben und wieder weniger los ist. Meine Wache beginnt um Mitternacht. Erst habe ich noch das Gefühl, das Boot gut im Griff zu haben, doch gegen Ende der Wache sind die Wellen schon über zwei Meter hoch, der Wind heult aus Nordost mit konstant über 30 Knoten und Böen bis 37 Knoten. Die Nacht ist stockfinster, der Mond zeigt sich nicht und nur die Schaumkronen der Wellen sind schemenhaft sichtbar. Von Zeit zu Zeit bricht eine Welle über der Bordwand und ergießt sich ins Cockpit. Um 3 Uhr morgens haben wir genug und beschließen beizudrehen. Die Bewegungen der Pitufa werden sofort ruhiger. Wir können im Cockpit nicht mehr viel tun, und fallen samt Sicherheitsgurt und Regenzeug im Salon in einen erschöpften Halbschlaf. Unter Deck scheint es, als ob sich die Situation beruhigt, doch beim Rundumblick alle 20 Minuten zeigt sich, dass die Wellen noch weiter an Höhe zulegen. Wir haben eine typische Bora abbekommen, vor der uns weder unser Wetterfax noch der Funkdienst gewarnt haben. Obwohl uns Zweifel und Ängste plagen, sind wir doch auch stolz auf unsere Schlumpfine, die sich – noch immer beigedreht – tapfer über die heranrollenden Berge hebt und ganz ohne Hilfe die Nase in den Wind hält. Zu Mittag stellen wir erleichtert fest, dass der Wind schwächer wird und bald darauf können wir unsere Reise fortsetzen. Endlich können wir unsere nassen Sachen aufhängen, duschen und es kehrt wieder friedlicher Alltag ein. In der Nacht schläft der Wind ganz ein und als wir am Morgen des 1. September in Dubrovnik ankommen, wissen wir, dass wir eine wichtige „Segelprüfung” bestanden haben. Endspurt und Lust auf mehr! Leider bleibt uns auf dieser Fahrt keine Zeit mehr, die kroatische Inselwelt zu erforschen. Tagsüber sind unzählige Segelyachten unterwegs, doch nachts sehen wir kaum ein Positionslicht und viele der kleinen Inseln, die wir passieren, sind unbeleuchtet. Auch wenn Karte und GPS einen ausreichenden Abstand zum Ufer bestätigen, verursacht der Geruch der nassen Felsen in der stockdunklen Nacht doch ein mulmiges Gefühl. Der konstante Jugo trägt uns schnell nach Norden, wird langsam stärker und so kommen wir nach einer etwas unruhigen Kvarner-Überquerung am Morgen des 5. September nach genau drei Wochen in Pula an. Hinter uns liegen 1.600 Seemeilen, zahlreiche Nachtfahrten, viel Angstschweiß und Bauchweh, aber auch jede Menge wertvolle Erfahrungen und wunderschöne Eindrücke. Wir freuen uns auf die interessanten Destinationen, die hinter dem Horizont noch auf uns warten. 1 farbenrausch. Die Sonne verschwindet hinter den Balearen: Unsere erste Nachtwache beginnt. 2 schroff. Vulcano: Pitufa liegt vor der Insel Vulcano zwischen spitzen Vulkanfelsen vor Anker.

Ocean7 Magazin

Blog

© 2017 by Ocean 7, Satz- und Druck-Team GmbH - Impressum und Privacy