46 1 2 3 Weitere Hürden für Fahrtensegler Man könnte meinen, dass sich die Segler an die häufigen (im weiteren Umkreis täglichen) Gewitter auf der Fahrt durch Indonesien gewöhnt haben. Die Hoffnung, dass von Singapore an mit jedem weiteren Breitengrad nach Norden die Blitze abnehmen, wird normalerweise nicht erfüllt. So werden sie, zumindest an Bord der SLEIPNIR2, als umso unangenehmer empfunden. In jedem Fall unangenehm wäre das Auftreten eines sogenannten Sumatras, östlich ziehende Squalls mit Regen und Gewittern, die hohe Windgeschwindigkeiten erreichen – bis Ende November muss mit diesen Starkwinden eher im nördlichen Abschnitt der Wasserstraße gerechnet werden. Die Strömungen zwischen Malaysien und Indonesien können durchaus drei Knoten betragen, kentern allerdings mit den Tiden und gleichen sich derart über den Tagesverlauf aus. Einige Segler, vor allem jene mit starker Motorisierung, meistern die Straße von Malakka mit bescheidenen Mühen. Vermutlich spielt ein wenig Neid mit, wenn wir immer wieder den Eindruck bekommen, dass eine nicht geringe Zahl von Cruisern weniger um die Welt segelt, als vielmehr fährt … Der Canossagang der SLEIPNIR2 Für die SLEIPNIR2-Crew wird dieser Abschnitt der Reise zum ganz persönlichen Drama. Trotz eines 1.100 Euro teuren 1.000-Stunden-Services der Yamaha-Motoren in Singapore bekommen wir bereits drei Stunden nach Verlassen des Stadtstaates Probleme mit einem der beiden Außenborder. Nach einem wind- und strömungsbedingten Notstopp reagiert der Anlasser des Backbord-Motors erst auf dosierte Hammerschläge. Abends am ersten Ankerplatz treffen wir den uns gut bekannten Holländer Hans mit seiner LIBERTIJN. Um die jeweils langen Tagesetappen zu bewältigen, wird in der Malacca Strait üblicherweise der Anker im (oder sogar vor dem) Morgengrauen gelichtet. Unsere Außenborder erweisen sich als Morgenmuffel und verweigern beide (!) den Dienst. Wolfgang rudert den hilfsbereiten Hans zur SLEIPNIR2, der die Maschinen im Schein der Stirnlampe wieder zum Leben erweckt und beschließt, darüber hinaus, die nächsten Tage mit uns gemeinsam zu fahren. 4
PEOPLE 47 Tatsächlich wiederholt sich das Szenario am nächsten Morgen, allerdings eine halbe Stunde früher – also fast noch nachts. Am dritten Tag gelingt Wolfgang der Startversuch zur Abwechslung wieder selbst unter bewährter Hammermethode, wobei dieser schon im Cockpit bereitliegt. In Port Dickson werden die Außenborder von einer Zweigstelle des Yamaha-Workshops aus Singapore abgeholt und erneut einem Service unterzogen. Um verlorene Zeit gutzumachen, versuchen wir – entgegen der Empfehlung der Seehandbücher keine Nachtfahrten zu unternehmen – nach Langkawi ohne weitere Zwischenstopps durchzufahren. Wir wollen entlang des Verkehrstrennungsgebietes weiter nach Norden – eine Taktik, die nicht aufgeht, da die Fischereiflotten mutig oder übermütig auch innerhalb der Großschifffahrtsroute agieren. Der aufkommende Seegang und vor allem starker Gegenwind zwingen uns ohnehin wieder zurück zur Küste, wo wir in einer Flussmündung Schutz suchen wollen. Mann über Bord Morgens, bei etwa zwei Meter hohen Wellen, mäßiger Sicht und 20 Knoten Wind von querab, verliert Wolfgang während einer an sich unwichtigen Arbeit an den Pinnen das Gleichgewicht und kann sich gerade noch an der Holzleiste, die ähnlich einer Fußreling seitlich das Deck abschließt, festklammern. Jahrelanges Krafttraining machen sich in diesem Moment mehr als bezahlt, und Wolfgang kann sich aus eigener Kraft rasch wieder an Bord ziehen. In Fischernetzen gefangen Bei nächtlicher Ansteuerung der Südbucht von Penang zwei Tage später übersehen wir offenbar eine schwarzgeflaggte Fischerboje und verfangen uns mit der Ankerkette erstmals in einem Fischernetz. Am folgenden Tag geraten wir durch Übermüdung und daraus resultierender Unachtsamkeit wieder in ein Fischernetz – diesmal können wir uns jedoch ohne Messereinsatz befreien und erreichen wenig später die Tanjong Marina, nahe Georgetown/Penang.Die Marina ist eine Fehlkonstruktion der besonderen Art. Über die halbe Länge der Schwimmstege fallen bei Niedrigwasser selbst Katamarane trocken – die im Hafenbecken schwimmenden toten Ratten laden darüberhinaus auch nicht zum längeren Verweilen ein. Am Ziel in Langkawi Am 4. Dezember ankern wir einen Tag nach Wolfgangs 50. Geburtstag endlich vor der Insel Langkawi. Diese nördlichste Insel Malaysiens und natürlich das 120 Seemeilen entfernte Phuket/Thailand sind beliebte Tummelplätze für Segelaussteiger – auch einige österreichische Yachten fühlen sich hier wohl und verbringen gerne mehr als ein Jahr in diesem Revier. Die Straße von Malakka hat uns viel abverlangt, und so fühlen auch wir uns erholungsbedürftig und liebäugeln mit der Möglichkeit, eine Saison in Thailand und Langkawi „anzuhängen“. Letztlich brechen wir aber gemäß unseres Zeitplans mit Westkurs über den Indischen Ozean auf und müssen uns von vielen liebgewordenen Freunden – darunter einige Landsmännern/ frauen – verabschieden. In diesem Jahr scheint leider nur die SLEIPNIR2 unter Rot-Weiß-Rot weiterzusegeln. 1 Schiessübungen. am Schießstand in Neuseeland, trotzdem haben wir keine Waffen an Bord. 2 riesig. Ölplattform vor Singapur. 3 modern. Abstecher nach Kuala Lumpur, Hauptstadt Malaysiens. 4 romantisch. Abendstimmung Kuah, Langkawi. 5 eng. Knappe Begegnung zwischen SLEIPNIR2 und einem Frachter. 5
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98 Inserentenverzeichnis 85 Adria Y
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