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OCEAN7 2010-05-06

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Segeln zwischen den griechischen Inseln der Sporaden und entlang der Küsten von Chalkidike: Wer träumt nicht davon! Auf insgesamt 26 Seiten berichtet ein OCEAN7-Reporterteam aus diesem ganz besonderen Revier, in dem sich immer noch neue Plätze entdecken lassen.

38 Pyrgadikia etwa. Das

38 Pyrgadikia etwa. Das ist ein winziges, abgelegenes Fischerdorf auf der Halbinsel Chalkidike. Es soll kein Pauschalurteil sein, aber hier in Pyrgadikia scheinen Menschen zu leben, die es mit der Ordnung und dem Erhalt von Werten nicht so ganz genau nehmen – um den Eindruck, den wir bekommen haben, übervorsichtig zu formulieren. Die asphaltierte Straße entlang dem Ufer, direkt vor relativ neu erbauten, aber dennoch bereits total heruntergekommen wirkenden Häusern, die sich „Hotel“ oder „Taverne“ nennen, sieht aus, als wäre das schwere Erdbeben von Haiti unter ihr hin- hier verkommen milliarden euro Griechenland am Abgrund. Sie haben Steuern hinterzogen, betrogen, bestochen. Bis das Land nicht mehr zu retten war. Jetzt durfte die EU erneut Milliarden zur Sanierung zahlen. Dabei hat Griechenland bereits seit vielen Jahren regelmäßig EU-Gelder für dubiose und teils nutzlose Projekte abgegriffen. Teure Werte verkommen und verrotten, ohne je genutzt worden zu sein. Hier ein paar Beispiele. Text und Fotos: Thomas D. Dobernigg OCEAN7-Reporter waren zwei Wochen in Griechenland unterwegs und dabei in sehr vielen Ansiedlungen, die peinlich sauber und gepflegt sind. Wo freundliche und fleißige Menschen leben. Wir haben uns wohlgefühlt. Es waren ehrliche und besorgte Griechen, die uns auf das „andere“ Griechenland aufmerksam machten und uns Beispiele lieferten, die niemand wirklich verstehen kann. 11 Millionen verkommen im Schmutz weggebraust. Es kümmert niemanden. Viele noch unverputzte Neubauten sind völlig verdreckt, die Scheiben zerbrochen und im Grunde ist alles bereits wieder renovierungsbedürftig. Vor den Häusern und in den Innenhöfen lagert massenweise Müll. Gut. Das mag Angelegenheit jedes Einzelnen zu sein. Individuelle Freiheit eben, ob jemand im eigenen Dreck leben möchte, oder es lieber sauber hat. Ganz so einfach ist es allerdings nicht mehr, wenn man sieht, wie hier mit Investitionen umgegangen wird, die von der EU bereitgestellt wurden. Also von jedem von uns mit seinen Steuern bezahlt wurden. Ein gewaltiger Hafen wurde aufwändig ausgebaut. Eine massive, solide Uferbefestigung geschaffen, sehr schön aus Stein und elegant gepflastert. Breit genug, dass selbst die amerikanische Armee hier eine Parade abhalten könnte. Mit Besuchertribünen, Truppeneinheiten, Panzerfahrzeugen und anderen Schwerfahrzeugen. Palmen wurden angepflanzt und Sitzbänke aufgestellt, Anschlüsse für Strom und Wasser vorbereitet.

Revier 39 2 3 4 5 Schwimmstege, mehrere hundert Meter lang, bilden eine Anlage mit zwei riesig großen Becken. Eines gedacht für die Fischerboote, das zweite als Marina, um den Tourismus als Wirtschaftskraft anzuschieben. Gekostet hat das Ganze vor einigen Jahren, wie uns versichert wurde, elf Millionen Euro. Jetzt ist es vielleicht noch ein paar Hunderttausend wert. Die schweren Eisenketten als Verbindungen zwischen den Schwimmstegen sind entweder durchgerostet oder sie wurden absichtlich von Fischern durchtrennt, damit man von einem Steg nicht zum anderen und dadurch auch gar nicht erst an Land gelangen kann. Weil Urlauberyachten ja vermutlich doch nur Arbeit bedeuten und somit stören würden. Fischer haben zudem im Wildwuchs Mooringleinen und Ketten kreuz und quer durch die Becken gespannt. Die Schwimmstege selbst sind halb versunken. Ein Kühlhaus verfällt In einem anderen Hafen, und zwar in Ayos Nikolaos, hat die EU vor Jahren ein perfektes Kühlhaus hingestellt. Gedacht für die heimischen Fischer, damit sie ihren Fang entsprechend lagern können. Das Kühlhaus, komplett mit solidem Gebäude und leistungsstarken Generatoren, wurde dem Staat Griechenland übergeben. Der wiederum übertrug es der Kommune, wo jetzt ein kleiner Beamter das Ding verwaltet. Besser gesagt verwalten sollte. Weil sinnvolles Verwalten einer derartigen Einrichtung aber Arbeit bedeutet, lässt er es lieber gleich bleiben. Das Kühlhaus war noch keine einzige Minute in Betrieb. Generatoren, Motoren, Leitungen sind wie am Tag der Lieferung vor etlichen Jahren dick in Plastik verpackt. Die wertvolle Anlage wird wohl auch nie in Betrieb gehen: Alle Maschinenteile sind unter dem durchsichtigen Plastik bereits so verrostet und verkommen, dass man sie nur noch wegwerfen kann. Das Problem liegt aber nur zum Teil an den Griechen. Die hochbezahlten EU-Herren aus Brüssel, die mit unseren Geldern spendabel umgehen, hätten die verdammte Pflicht, objektiv überwachen zu lassen, was aus den Investitionen wird. Es gibt zwar Kontrolleure der EU in Griechenland. Aber wen erstaunt es zu hören, dass es Griechen sind, die Griechen überwachen. Wollen Sie zum Abschluss noch wissen, warum tolle Autobahnen, zum Beispiel die von Thessaloniki nach Athen, vierspurig kilometerweit durch das Land führen – und dann abrupt enden? Ganz einfach: Die EU hat vor Baubeginn 50 Prozent der Gesamtkosten überwiesen und nach Fertigstellung der Hälfte des Gesamtprojektes die zweiten 50 Prozent bezahlt. Die mögen zwar dem einen oder anderen Griechen geholfen haben, zum Weiterbau der Autobahn jedenfalls wurden sie nicht verwendet. 1 zahlmeister eu. Millioneninvestitionen verkommen und verrotten. Aber die EU-Flagge markiert die Fischernetze. 2 sinnlos. Diese Millioneninvestition war total daneben. Seit Jahren rosten die Maschinen dieses Kühlhauses dahin. Es war noch nie in Betrieb. 3 nutzlos. Fischer haben die Verbindungen zwischen den einzelnen Elementen der Schwimmstege gekappt. 4 unbrauchbar. Von keinem der halb versunkenen Stege hat man Land - zugang. 5 verkommen. Die einzige Zufahrt zum Hafen – aufgebrochen wie nach einem schweren Erdbeben.

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