48 1 von ökologischen Nischen, die von diesen Spezialisten ausgefüllt werden. Um diese ökologischen Nischen erfolgreich besetzen zu können, sind gewisse Anpassungen erforderlich. Und diese Anpassungen sind es oft, die uns als Betrachter auffallen. Das können so unterschiedliche Ausprägungen sein wie lange Stacheln, gefiederte Arme, fächerförmiger Wuchs, knallige Farben, Transparenz, spezielle Körperform und unendlich viel mehr. Das sind keine Zufallsprodukte, sondern das Ergebnis einer langen Evolution, die das Überleben dieser Arten bis heute möglich gemacht hat. Das Freilandlabor der Natur experimentiert seit Milliarden von Jahren. Da sich die Umweltbedingungen immer wieder ändern, gibt es ein stetes Kommen und Gehen von Erfolgsmodellen. Lebensformtypen Die verschiedenen Lebensräume erfordern unterschiedliche Anpassungen. Ein anschauliches Beispiel sind submarine Sandböden. Die monotone Sandoberfläche bietet wenig Versteckmöglichkeiten. Wer dort lebt, sollte sich daher entweder eingraben können oder sehr flach gebaut und gut getarnt sein. Dieses Modell haben Plattfische wie Schollen, Seezungen und Butte perfekt verwirklicht. Auch Stechrochen sind Sandbodenbewohner, besitzen einen abgeplatteten Körper mit hochstehenden Augen und Atemöffnungen. Dadurch können sie auch flach eingegraben sehen und atmen. Ganz andere Anforderungen stellt das Leben zwischen den Sandkörnern. Um dort zu leben, muss man winzig klein sein und 2 3
SERVICE 49 5 1 Tarnkappe. Während manche Riffbewohner in Farben schwelgen, setzen andere auf die Strategie des Tarnens. Manche Garnelen-Arten leben mit Seeanemonen vergesellschaftet. Um von Fressfeinden nicht gesehen zu werden, reduzieren sie ihre Pigmente und werden dadurch fast durchsichtig. Bei der abge - bildeten Garnele sieht man von rechts nach links: Kopf mit zwei Augen, Scherenbeinen und zwei langen Antennen, Thorax (Brustbereich) mit weißen Pigmentflecken, Schwanzfächer mit weißer Basis und braunen „Scheinaugen“ (Periclimenes brevicarpalis). 2 Graziös. Die delikate Schönheit der Haarsterne (Crinoidea) erschließt sich dem Betrachter, sobald diese Tiere ihre Arme voll entfalten. Die Funktion der gefiederten Arme ist es, aus der Wasserströmung Plankton und Kleinpartikel aufzufangen. Diese Partikel werden in Armrinnen in das Zentrum des Haarsternes transportiert, wo sie von einer Mundöffnung aufgenommen werden. Haarsterne bevorzugen strömungsexponierte Sitzplätze, wo sie sich mit speziellen Füßchen (Cirren) festhalten. Der braune Stiel gehört nicht zum Haarstern, sondern ist eine Drahtkoralle, an der der Haarstern hochgewandert ist. 3 Hochsee-Segler. Die Strahlenqualle Porpita porpita ist ein Hightech-Produkt im Miniatur-Maßstab. Sie hat nur wenige Zentimeter Durchmesser, ist aber hochseetüchtig. Ihre zentrale, chitinartige Scheibe dient als Auftriebskörper. Sie ist umgeben von einem blauen, elastischen Band, das im Fall einer Kenterung die Kolonie wieder aufrichtet. An der Unterseite der Scheibe befinden sich viele kleine Polypen, die mit ihren winzigen Tentakeln Plankton fangen. 4 Riesenmuschel. Die Muscheln der Gattung Tridacna sind die größten weltweit. Nicht nur ihre Größe macht sie interessant, sondern auch ihre Symbiosepartner, einzellige Algen. Um ihnen genügend Licht zu bieten, breiten die Riesenmuscheln ihr weiches Gewebe, den sogenannten Mantel, weit aus. Das sieht nicht nur schön aus, sondern fungiert auch als effizienter Lichtkollektor, um den Symbiosealgen die Photosynthese zu ermöglichen. Davon profitiert wieder die Muschel, da sie neben Plankton auch die Photosynthese-Produkte als Nahrung verwendet. 5 Verborgene Formen. Das Skelett dieses Herz-Seeigels verrät die Funktionen der einzelnen Strukturen. Auf den vielen kleinen Höckern waren die Stacheln befestigt. Aus den sternförmig angeordneten Löchern traten kleine Füßchen aus, die der Atmung und weiteren Funktionen dienten. Das große runde Loch im linken Bildbereich verrät uns die Todesursache des Seeigels: er wurde von einer räuberischen Nabelschnecke (Naticidae) angebohrt und aufgefressen.
AEZ RÄDER Revier 99 DESIGN AND QUA
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