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OCEAN7 2009-05-06

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Schwerpunktthema in dieser Ausgabe: Segeln im kommunistischen Kuba, einem Tropenparadies mit Traumriffen, Stränden und vielen Hürden.

30 1 Käpt’n Iglo auf

30 1 Käpt’n Iglo auf kubanisch Ohne Umschweife stellte uns Adolf Platten unseren Skipper für die kommende Woche vor. Der kubanische Seefahrer Santiago verkörperte optisch die Idealvorstellung von Käpt’n Iglo auf kubanisch; sonnenverbrannt und salzwassergegerbt, mit Piratenbart und Surflehrer-Sonnenbrille. Er drängte uns nach kurzer, aber herzlicher Begrüßung, schnellstmöglich Proviant aufzunehmen – das Wetter gewähre uns ein günstiges Zeitfenster, um schnell und problemlos das 85 Seemeilen entfernte Cayo Largo im Westen zu erreichen. Ein lohnendes Ziel wie wir gehört hatten, und unser einheimischer Anvertrauter hatte es tatsächlich eilig. Die aufkeimende Frage, ob wir denn auch ostwärts in Richtung Trinidad segeln könnten, wiegelte mit dem Hinweis auf die ungünstige Windrichtung ab. Dank seiner tatkräftigen Unterstützung hatten wir binnen kürzester Zeit die notwendige Verpflegung an Bord. Was an Grundnahrungsmitteln im Marinashop nicht zu bekommen war, besorgten Winnie und Matt noch schnell aus einem nahen Supermarkt – während Santiago sein Fahrrad schnappte. „Ich hole noch ein paar wichtige Dinge von Zuhause.“ Wie sich herausstellte vor allen Dingen Rum, Zitronenlimo und Minze – die Zutaten für jede Menge Mojitos. Geschäftsreisen Noch während der letzten Vorbereitungen offenbarte sich uns eine skurrile Eigenheit der kubanischen Seefahrt. Setzt man auf Kuba nämlich einen Fuß aufs Boot und verlässt somit revolutionären Grund und Boden, so reist man im selben Augenblick automatisch mit Brief und Siegel aus. Das klingt an sich ja nicht ungewöhnlich, doch um dem Ganzen einen autoritären Touch zu verleihen, wird der Steg der Marina Cienfuegos durch ein stabiles Gittertor fein säuberlich von Restkuba abgeriegelt. Treibt einen in der Früh ein natürliches Bedürfnis zur Marinatoilette, so heißt dies also in der Praxis, dass man hierfür nach Kuba einreist und sein Geschäft verrichtet, um danach postwendend wieder auszureisen. Höhere Klodiplomatie quasi. Wobei jeder selbst entscheiden sollte, wann die konzentrierten Blicke der Wachleute in ihren Aufpasshäusln mehr stören – am Weg zum Klo oder danach. Höhere Klodiplomatie: Nach Kuba einreisen, sein Geschäft verrichten und danach wieder ausreisen. Nachdem alle ihre Geschäftsreisen erledigt hatten, legten wir endlich ab. Es war mittlerweile schon früher Nachmittag und der leichte Luftzug des Morgens hatte sich zur strammen Brise gewandelt. Am Steuer war Santiago offensichtlich froh, endlich wieder auf dem Meer zu sein. Seit acht Jahren fahre er nun schon zur See, seit sechs Jahren als Skipper für Adolf Platten, plauderte er plötzlich redselig drauf los, während unsere El Cambio – benannt nach Adolf Plattens Lieblingslokal – durch die Bucht von Cienfuegos dieselte. In unserem Fahrwasser folgten dichtauf zwei mit polnischen Crews besetzte Platten-Katamarane, allesamt mit Kapitänsmützen ausgestattet.

Vorbei an einigen leerstehenden Hotelkomplexen und dem einzigen, niemals fertig gestellten Atomkraftwerk Kubas, erreichten wir schließlich das offene Meer – den Golfo de Batabanó. Von dort aus nahm Santiago Kurs Südwest in Richtung der kahlen Felsinsel Cayo Guano del Este, erster Stopp und Ansteuerungspunkt aller Segler auf dem Weg in Richtung der paradiesischen Cayos im Westen. Der dortige 45 Meter hohe Leuchtturm soll laut Küstenhandbuch an eine startende Rakete erinnern und bildet nicht nur eine weithin sichtbare Landmarke, sondern gleichzeitig auch den südlichen Rand einer militärischen Sperrzone rund um die geschichtsträchtige Schweinebucht. Dieses Sperrgebiet im Bereich des Golfo de Cazones ist auch der Grund, warum allen nichtmilitärischen Booten der direkte Kurs der Küste entlang nach Cayo Largo verwehrt bleibt. (Noch, denn Adolf Platten steht nach eigenen Angaben kurz davor, einen Anlegesteg genehmigt zu bekommen, schon nächste Saison könnte es soweit sein.) Die Folge ist ein gehöriger Umweg über besagte Leuchtturminsel, der in unserem Falle besonders unangenehm werden sollte. Denn entgegen Santiagos Prophezeiung waren uns die Winde keineswegs gnädig. Im Gegenteil, nach etwa zwei Stunden Fahrt frischte der Wind mit Böen bis zu 48 Knoten nicht nur ordentlich auf, sondern drehte auch um 180 Grad auf West. Die Folge war, dass unsere El Cambio mit gerade einmal 4 Knoten Fahrt gewaltsam gegen Wind und Wellen anstampfen musste. An Segeln war unter diesen Umständen nicht zu denken, das verstand sogar der einzige Nichtsegler an Bord. Schiffschaukel Nun begibt es sich, dass sich eben dieser Nichtsegler vor dem Törn als relativ seefest gerühmt hatte. Zumindest hatten mir einschlägige Motorboottörns in der Vergangenheit magentechnisch nicht die geringsten Probleme bereitet. Nach geschätzten fünf Stunden Motorfahrt hatte ich in Ermangelung anderer sinnvoller Betätigungen schließlich jeden einzelnen der 47 Fuß unserer wild gebeutelten (Segel!)yacht nach bequemen Sitzgelegenheiten ausgetestet – mit dem großartigen Resultat, dass 2 3 4 5 1 Marina Cayo Largo. Perfekter Ausgangspunkt für Tagestörns und Belohnung für die Strapazen. 2 käpt’n Iglo. Skipper Santiago war Boots- und Reiseführer, Fischer, Koch und Entertainer in Personalunion. 3 Der Pionier. Adolf Platten hat auf Kuba eine tadellos funktionierende Charterbasis aufgebaut. 4 Schwieriges Revier. Kuba ist nichts für Anfänger, unzählige Wracks zeugen von gefährlichen Untiefen. 5 Barrakuda-Sushi. Roher Raubfisch ist nicht jedermanns Sache, da schon eher gegrillte Steaks. 6 Seichte Sache. Abseits der Fahrtrinnen ist die See um Cayo Largo oft nur einige Zentimeter tief. 6

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