Aufrufe
vor 7 Jahren

OCEAN7 2009-05-06

  • Text
  • Island
  • Island
  • Island
  • Island
  • Cay
  • Segelyacht
  • Cay
  • Key
  • Motorboot
  • Republik
  • Karibik
  • Inseln
  • Este
  • Largo
  • Cienfuegos
  • Kuba
  • Sozopol
  • Bulgarien
  • Odessa
  • Krim
Schwerpunktthema in dieser Ausgabe: Segeln im kommunistischen Kuba, einem Tropenparadies mit Traumriffen, Stränden und vielen Hürden.

22 Heute übt die Marine

22 Heute übt die Marine nur, wie wir erfahren, aber morgen ist „Navy Day“ – dann wird es ernst: Der Präsident wird hier sein, um die Demonstrationen seiner Marine zu bewundern. Barbarus hic ego sum, quia non intelligor ulli – „Hier bin ich ein Barbar, weil ich von niemandem verstanden werde“. Mit diesen Worten beklagte sich hier der römische Dichter Ovid (Publius Ovidius Naso) in seinen Epistulae ex Ponto (Briefen vom Pontus) aus seinem Verbannungsort am Schwarzen Meer. Vor genau 2.000 Jahren, im Jahre acht unserer Zeitrechnung, ereilte ihn die Botschaft, dass Kaiser Augustus ihn nach Tomis – dem heutigen Constanta verbannt hatte – vermutlich waren es seine freizügigen Hexameter über die Liebe, die dem prüden Kaiser missfielen. Vieles erinnert heutzutage noch an diese Zeit: Port Tomis – der Hafen, Piata Ovidiu, Bulevardul Tomis, eine Kopie der kapitolinischen Wölfin mit Romulus und Remus, Ausgrabungen und noch mehr verweisen auf das römische Erbe und den berühmten Ahnen. Darüber hinaus ist Constanta ein Paradies für Baufirmen – die bröckelnde Altstadt ist Zeuge der wirtschaftlichen Ohnmacht des Landes in der Vergangenheit. Viele Gebäude, die bisher scheinbar dem Verfall preisgegeben waren, haben nun offensichtlich ihre Eigentümer gewechselt, sind schon eingezäunt und auf dem Weg, saniert, umgebaut, revitalisiert zu werden. Der Blick vom Minarett der Moschee gleich neben der Piata Ovidiu macht offensichtlich, wie viele Dächer hier zu erneuern sind. Von allen Orten, die ich bisher rund ums Schwarze Meer besucht habe, ist Constanta die erste Stadt, die mich an meine Besuche hinterm Eisernen Vorhang vor 20 Jahren erinnert. Und dennoch pulsiert die Stadt – fast alle Lokale sind übervoll, die Jugend dominiert die nächtlichen, teilweise schlecht beleuchteten Straßen. Die Stadt lebt. Kyrillische Speisekarten Wir haben wieder eine Nachtfahrt geplant – um 18.00 Uhr werden wir hier in Constanta die Leinen loswerfen, um morgen noch vormittags in Varna/Bulgarien anzukommen. Ein Beamter der Einwanderungsbehörde kommt vorbei und wünscht uns weiterhin eine gute Reise. An Land begleiten uns Feuerwerke die Küste entlang, auch die Delfine sind wieder da, sind kaum mehr wegzudenken, erschei- 1 Do’s und Don’ts am Schwarzen meer In den türkischen Schwarzmeer-Häfen ist es immer einfach festzumachen, die Türken sind jederzeit hilfsbereit zur Stelle, was mir als Einhandsegler natürlich sehr geholfen hat. Du machst (mit dem gesunden Menschenverstand und in Absprache mit den Leuten vor Ort) fest, wo gerade Platz ist. Ob längsseits an einem Fischerkahn oder Frachter oder vor Anker mitten im Hafenbecken – recht ist, was Sinn macht. In der Ukraine sollte man besser nicht versuchen die Behörden zu ignorieren, vor allem nicht, bevor man ordentlich einklariert hat. Hier ist es angesagt, proaktiv am Funk zu lauschen, ob man schon wahrgenommen wurde oder eben selbst ehestmöglich „Lebed“ (die Küstenwache) benachrichtigen. Auch in Rumänien und Bulgarien gilt die Regel, dass man zuerst um Erlaubnis fragt, bevor man in einen Hafen einsteuert oder ihn verlässt. Die Behörden sind überall entgegenkommend und hilfsbereit.

Revier 23 2 3 4 nen an jedem Segeltag wie selbstverständlich, um uns ein Stück des Weges zu begleiten. Der Schwell ist maximal unangenehm. MARY LOU wird gnadenlos hin- und hergerissen, die Lee segel in den Kojen bekommen wie so oft zuvor auch heute Nacht ihre Berechtigung. Um Mitternacht setzen wir die Segel, der Nordwind hat ein wenig an Kraft gewonnen und mit voller Genua wird die Fahrt etwas angenehmer. 4.15 Uhr – über Funk gebe ich unsere Daten an die bulgarische Grenzpolizei bekannt – wir werden herzlich willkommen geheißen. Fünf Stunden später machen wir am Passagierterminal von Varna fest. Die Einreiseformalitäten sind unkompliziert und schnell erledigt. BAPHNA – Varna – ist der größte Seehafen und die drittgrößte Stadt Bulgariens. Breite Alleen dominieren das Straßenbild im Zentrum, die Stadt ist modern, lebhaft und quirlig. Kyrillische Zeichen haben mir schon in der Ukraine einiges Kopfzerbrechen beim Entziffern der Speisekarten bereitet – hier in Bulgarien ist es wieder soweit. Nur ein wenig Risikobereitschaft ebnet hier den Weg zu hervorragenden kulinarischen Erlebnissen. Wir werden nicht lange in Varna bleiben – planen, schon morgen weiter in die denkmalgeschützte alte Stadt Nessebar, dem touristischen Nabel der bulgarischen Schwarzmeerküste, zu segeln. Für Thomas wird es die letzte Station auf diesem Törn sein, meine Reise geht dann wieder singlehanded weiter nach Sozopol, Tsarevo, Igneada und schließlich durch den Bosporus zurück nach Istanbul. 40 Kirchen in Nessebar Um 2.00 morgens fällt der Anker ins Hafenbecken von Nessebar. Am Kai wartet schon ein Beamter der Grenzpolizei, macht unsere Achterleinen fest und fragt uns, ob alles in Ordnung sei, wie der Kontakt bisher zu den bulgarischen Behörden gewesen sei, ob wir sonst noch etwas benötigen. Ich bin sprachlos. Am nächsten Morgen kommt Christophorus, der freundliche Hafenmeister – ein schrulliger Kerl mit Stroh-Hut und Feder darauf. Er schenkt mir eine Handvoll herrlich reifer „Sliva“ (Zwetschgen) zur Begrüßung und kassiert eine Handvoll Leva für den Liegeplatz. Die alte Stadt, denkmalgeschütztes Weltkulturerbe der Unesco, ist vom Tourismus geprägt. Ein einziger Markt, so stellt sich das auf einer Halbinsel gelegene alte Nessebar dar. Ein Laden reiht sich an den nächsten. Restaurants, Souvenirs, Imbissbuden. Und Kirchen. Vierzig Kirchen sind es angeblich, die hier auf engstem Raum gebaut wurden. Im Hafen von Nessebar wird demnächst eine moderne Marina entstehen – Modelle und Pläne dafür werden bereits jetzt überall am Hafen präsentiert. Im Sommer 2009 soll die neue Marina in Betrieb gehen, von Bauarbeiten ist derzeit allerdings noch nichts zu bemerken. Wieder einhand Thomas sitzt bereits im Flieger, während ich um 13.00 Uhr die Achterleinen löse, den Anker hoch hole und wieder unterwegs bin. Wieder einhand. Heute sind es nur etwa 20 Meilen nach Sozopol. Kaisersegeln ist angesagt – mit 17 Knoten halbem Wind, Sonnenschein, flacher See und meinen Freunden, den Delfinen, bin ich kurze Zeit später in Sozopol. Hier drin, gleich hinter dem Wellenbrecher, gibt es eine nagelneue Marina, voll mit schicken Motoryachten. Sozopol ist wie Nessebar – nur besser. Die Stadt ist pittoresk und liegt ebenso zum Teil auf einer Halbinsel, hier gibt es aber auch noch ganz normale Läden und Lokale. Beim Einkauf bemerke ich, dass ich mich langsam wieder der Türkei nähere, das Angebot ähnelt sich teilweise. Es gibt zum Beispiel auch Ayran, das türkische Yoghurtgetränk. Angeln, Musik hören, Kochen, Abendessen – und dann kommt Georg, ein Bulgare, den ich in Nessebar kennen gelernt habe und lädt mich zum Muschelessen in das Haus seiner Freunde ein. Der Abend wird sehr lang, um 2.00 Uhr falle ich todmüde in die Koje. Morgen werde ich bei der Mündung des Ropotamo ankern – ein Naturschutzgebiet, das früher nur der kommunistischen Elite vorbehalten war. Der Ankerplatz ist wunderschön, lädt zum Schnorcheln und Baden ein – mit kleinen Ausflugsschiffen kann man den Fluss hinauffahren, hinein in das große Naturreservat im Mündungsgebiet des Ropotamo. Für Schlauchboote mit Außenborder ist die Zufahrt verboten. 1 versteckt. Sandige Ankerbuchten, versteckt hinter schroffen Felsen. 2 seebad. Service wird hier ganz groß geschrieben: Varna ist die drittgrößte Stadt Bulgariens und war früher die erste Endstation des Orient-Express. 3 welt-kultur-erbe. Das bulgarische Nessebar ist ein gesamtes Freilichtmuseum und ein UNESCO-geschütztes Gesamtdenkmal der Städtebaukunst.

Ocean7 Magazin

Blog

© 2017 by Ocean 7, Satz- und Druck-Team GmbH - Impressum und Privacy