Ocean7
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OCEAN7 2009-05-06

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Schwerpunktthema in dieser Ausgabe: Segeln im kommunistischen Kuba, einem Tropenparadies mit Traumriffen, Stränden und vielen Hürden.

20 1 2 3 Odessa und die

20 1 2 3 Odessa und die Treppe Morgen zum Sonnenaufgang werde ich am Kap Tarkhankut sein. Dann bleiben noch knapp 100 Meilen durch das relativ flache hellgrüne und salzarme Wasser bis Odessa. Große Zuflüsse zum Schwarzen Meer sorgen dafür, dass sein Niveau stets über dem des Mittelmeers bleibt: Donau, Dnjestr, Bug und Dnjepr speisen in dieser Region ihre süßen Wassermassen ein. Stunden später ist es dann auch so weit – Kurs 310, mit halbem Wind von Steuerbord segle ich die letzten 40 Meilen nach Odessa. Die übliche Prozedur beginnt von neuem: Positionsreport an die Küstenwache, Hafenbehörde anfunken, Erlaubnis zum Einlaufen abwarten. In den riesigen Hafen von Odessa, vor dem Passagierterminal am Fuße der Potemkinschen Treppe, ist eine moderne Marina integriert. Der Papierkram feiert hier wieder fröhliche Urständ’, ich werde gnadenlos von Büro zu Büro geschleppt, angeblich fehlt mir irgendein Dokument, das ich bei der Einreise in Jalta hätte bekommen sollen – von Pontius geht’s zu Pilatus und wieder zurück, eine attraktive Soldatin in geschecktem Tarnanzug und Stöckelschuhen prüft meine Unterlagen auf Herz und Nieren, bis ich nach zweieinhalb Stunden endlich entlassen werde. Morgen Nachmittag kommt Thomas in Odessa an – gemeinsam werden wir weiter nach Rumänien und Bulgarien segeln. Die Potemkinsche Treppe erregt durch ihre perspektivische Bauweise besondere Aufmerksamkeit: Sie ist am unteren Ende beinahe doppelt so breit wie oben, was sie – von unten gesehen – extrem verlängert und von oben gesehen irgendwie aus der Perspektive nimmt. Sie sieht dann über die ganze Länge gleich breit aus. Donau so blau Nachdem Svetlana, die hübsche Grenzpolizistin, sich höchstpersönlich von unserer Abreise überzeugt hat – trotz Regenwetters stöckelte sie mit Stempel und Formularen über die wackeligen Stege, vom Verwaltungsgebäude bis zum Liegeplatz von MARY LOU – nehmen wir nun Kurs auf Sulina/Rumänien. Etwa 100 Meilen südwärts entlang der flachen Küste. Es regnet, Gewitter drohen, der Wind ist nur ein Hauch und kommt von vorne. Es ist jetzt 22.00 Uhr – langsam scheint sich das Gewitter aufzulösen. Der Wind dreht auf NW und frischt ordentlich auf – mit gerefftem Groß und der Fock segeln wir in die Nacht. Am Vormittag werden wir die Grenze nach Rumänien passieren. Um 10.00 Uhr sehen wir die Ansteuerungstonne von Sulina. Die Sonne scheint, rechts und links unzählige Vögel auf den Felsbrocken der Wellenbrecher, die Donau strömt uns mit etwa einem Knoten entgegen. Wir passieren alte Leuchttürme und verfallene Gebäude, Seitenarme, einen Bauernhof, rostige Fischer kähne. Endlich machen wir in Sulina fest. Meine Informationen über geeignete Liegeplätze sind ungenau, wir müssen das Boot zwei 4

Revier 21 Mal verlegen, bis wir endgültig festgemacht haben. Bei diesen Anlegemanövern drücke ich an einem riesigen Gummifender, der an der bröckelnden Mole hängt, das Fenster des Maschinenraums ein. Meine Stimmung ist stark gedämpft – drückende Hitze, stundenlanges Warten, Manövrieren, Verholen, und dann – endlich am Ziel – ein kaputtes Fenster – MARY LOU ist so nicht mehr seetüchtig … Nach kurzer Zeit kommen die Leute von der Einwanderungsbehörde, Zoll und der Hafenmeister zum Boot, fragen äußerst höflich, ob sie an Bord kommen dürfen und heißen uns herzlich willkommen in Rumänien. Nur ein wenig Papierkram, und dann ziehen die Leute wieder ab – Stefan, der Hafenmeister, fragt nach einem Bier und bleibt noch an Bord. Sulina wirkt wie eine Geisterstadt. Der Glanz alter Zeiten ist abgebröckelt – seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts verlor Sulina stetig seinen Status als blühende Handelsstadt. Kilometerlange Sandstrände am Schwarzen Meer, Pelikane, Seidenreiher & Co., faszinierende Naturerlebnisse im Donaudelta – der Tourismus könnte Sulina wieder zu altem Ruhm verhelfen, steckt aber noch in den Kinderschuhen. 2008 ist hier nur mehr „Wilder Osten“ – einzig die erste Straße am Südufer wirkt lebendig – dahinter Staubstraßen und Felder. Das Nordufer ist geprägt von verfallenden Industriebauten, skelettierten Schiffsrümpfen und rostigen Stahlruinen aus der Ceausescu-Ära. Die Stadt ist nicht an das rumänische Straßennetz angeschlossen, kann nur per Boot erreicht werden. Alles Leben spielt sich an der langen Hafenstraße ab, einige Restaurants, Verwaltungsgebäude, Schule, Supermärkte. Mit einem Stück Karton nehmen wir die genauen Maße für das kaputte Fenster ab – der Fensterrahmen ist mit versenkten Imbusschrauben montiert. Nachdem ein Ersatz des Fensterglases hier kurzfristig nicht möglich scheint, werden wir eine Stahlplatte bündig auf das Fenster schrauben, abdichten und in der Bootsfarbe lackieren. Für morgen haben wir mit Stefan, dem umtriebigen Hafenmeister, eine Fahrt ins Delta vereinbart. Er hat eine eigene Lothka, ein hölzernes Fischerboot, mit dem wir weit ins Innere des Donaudeltas zu den Fischern und Pelikanen fahren werden. Eine Menge Wels und Karpfen haben wir im Kühlschrank, fachmännisch zerlegt und gut verpackt. Nachdem sich an meinem Angelhaken bisher nur Plastikfetzen und dergleichen verfangen hat, nutzten wir im Delta die Gelegenheit und kaufen den Fischern einen kleinen Teil ihrer Beute ab. Der Ausflug war nicht nur kulinarisch lohnend – neben dem großartigen Naturerlebnis bot er uns auch Gelegenheit, viel über Rumänien und im Besonderen Sulina zu erfahren. Die Fahrt mit dem Holzkahn führt uns weit hinein in das Labyrinth des Donaudeltas, zu einem alten mit Schilf gedeckten Fischerhaus, auf große und kleine Seen, die sich plötzlich vor uns öffnen und durch enge Kanäle, die nur den Eingeweihten bekannt sind. Port Tomis & Ovid Jetzt fahren wir wieder hinaus, zurück ins Schwarze Meer. Die letzten Tage waren drückend heiß und auch jetzt noch, am frühen Abend, ist jede kleine Bewegung schweißtreibend. Kurs 228 – mit schwachem Rückenwind, ausgebaumter Genua und Unterstützung durch die Strömung segeln wir nach Constanta – vor Port Tomis ankert scheinbar die gesamte rumänische Marine – hinter der äußeren Mole steigt eine Rauchwolke auf, der kurz danach mehrere laute Detonationen folgen. Wir haben bereits Einfahrtserlaubnis für Port Tomis, aber sicherheitshalber erkundige ich mich nochmals – die Detonationen hinter der Mole beunruhigen ein wenig. „Mary Lou - you have the permission …“ antwortet Constanta Port Control, also fahren wir weiter, hindurch zwischen den Militärschiffen, in den Hafen am Fuße der Altstadt von Constanta. 1 Im Delta. In das Labyrinth der Donaumündung kann man mit Ausflugs - booten fahren. 2 Folklore. In farbenprächtigen, traditionellen Kostümen wird gefeiert und getanzt. 3 keine StraSSen. Sulina im Donaudelta ist nicht an das rumänische Straßennetz angeschlossen und daher nur mit dem Boot erreichbar. 4 am kai. MARY LOU hat einen Logenplatz. 5 frischer fang. Einkauf bei einem Fischer vor Ort.

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