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OCEAN7 2009-01-02

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Österreichisches Lehrer-Paar segelt mit einem selbst gebauten Katamaran um die Welt. Ein Bericht aus den Tropen. Außerdem: Zwei völlig unterschiedliche Reisen in ein und demselben Revier der Türkei.

86 Das Spielzeug des

86 Das Spielzeug des diktators Seit 17 Jahren verschollen, letzten Winter in Nizza wieder aufgetaucht und nun zum Verkauf feil geboten: Die Ocean Breeze alias Qadissiyat Saddam, die 82-Meter-Luxusyacht des Ex-Despoten Saddam Hussein. Text: Tahsin Özen Wer sagt, dass Diktatoren geschmacklos sind? Saddam ließ sein schwimmendes Spielzeug (so die Bedeutung des Namens „Qadissiyat“) jedenfalls mit allem erdenklichen Pomp beschicken, ehe sie ihm 1981 von der dänischen Helsingor Vaerft auftragsgemäß übergeben wurde. Ganz nach dem Motto „Nobel geht die Welt zu Grunde“ wurden beispielsweise sämtliche im arabischen Stil gehaltenen Räume, Pools und Saunen mit Gold, Silber, Mahagoni oder Marmor aufgemotzt – für einen gesunden Schlaf des Despoten sollte ein überdimensionales Himmelbett im „Großen Schlafzimmer“ Sorge tragen. Und weil Geld keine Rolle spielte, bekam Saddam ein Raketenabwehrsystem und ein eigenes Mini-U-Boot gleich dazu, um bei Gefahr im Verzug rasch untertauchen zu können. Die Freude an seinem mit zwei Mal 3000 PS bestückten Spielzeug aber währte nicht lange – beziehungsweise ist überhaupt umstritten, ob der Ende 2003 nicht aus dem Mini-U-Boot, sondern aus einem Erdloch herausgefischte Diktator jemals auch nur einen Fuß auf seine Luxusyacht gesetzt hatte, ehe er den Dreidecker 1986 (während des Ersten Golfkriegs) in den sicheren Hafen von Dschidda überführen ließ, wo sich dann seine Spur verlor … Wieder aufgetaucht ist die Qadissiyat Saddam im Dezember 2007 in Nizza – und wurde ab Dezember unter dem Namen Ocean Breeze vom englischen Broker „Burgess Yachts“ für 23,5 Millionen Euro zum Verkauf angeboten. Doch wie kam die Yacht an die Côte d’Azur, wo sie unter all den anderen Megayachten zunächst nicht weiter auffiel? Und von wem wurde Yachtmakler Nigel Burgess mit dem Verkauf beauftragt? Kurz, wer ist der rechtmäßige Eigentümer? Saddams Spielzeug wird schließlich ein Fall für die französische Justiz – denn allein darüber, wer wann die Luxusyacht geschenkt bekommen oder gekauft hat, gibt es von Anfang an mehrere Ocean Breeze – die Luxusyacht des Diktators Neben jedem erdenklichen Luxus verfügt die ehemalige Yacht Saddam Husseins über kugelsicheres Glas, eine Ambulanz mit Operationssaal, ein Mini-U-Boot und ein Raketenabwehrsystem, das aber „demilitarisiert“ wurde. Technische Daten: Länge: 82 m Konstruktion: Stahlrumpf und -Aufbauten Breite: 13 m Motorisierung: 2 MTU-Motoren mit je 3000 PS Tiefgang: 3,6 m Max. Geschwindigkeit: 18 Knoten Gewicht: 2282 Tonnen Max. Reichweite: 7000 Seemeilen Baujahr: 1981 Crew: bis zu 35 Personen Werft: Helsingor Vaerft, Dänemark Gäste: 28 Personen (in 14 Kabinen) Type: Zwei-Schrauben-Diesel-Yacht

Yachten 87 Versionen, die aber eins gemeinsam haben: politischen Sprengstoff bis in die allerhöchsten Kreise. So soll Saddam Hussein seinen schwimmenden Palast 1990, kurz nach seinem Einmarsch in Kuwait, der saudischen Königsfamilie zum Geschenk gemacht haben. Diese benannte die Yacht nach einer berühmten Oase Al Yamamah und nutzte sie 17 Jahre lang auch als solche – für rauschende Feste auf See. Auf große Fahrt begab sich aber keiner der Monarchen, nur die zwölfköpfige Crew schipperte alle zwei Jahre zur Wartung nach Griechenland. Also doch kein Geschenk? Französischen Medienberichten zufolge soll Saddam die Yacht der Königsfamilie nur anvertraut haben, um es vor den amerikanischen Bomben zu schützen. Dass damit durchaus zu rechnen war, bestätigte sich 2003, als US-Kampfjets die Al Mansur – das Schwesterschiff der Qadissiyat Saddam – mit 16 (!) Bomben im Hafen von Basra versenkten. Kurz nach der Hinrichtung Saddam Husseins im Dezember 2006 verloren die saudischen Royals die Freude an der Luxusyacht – und schenkten sie König Abdullah II. von Jordanien. Im Herbst 2007 lief sie im Hafen von Akaba ein – doch offenbar konnte auch Abdullah der Diktator-Yacht nicht viel abgewinnen. So lief sie schon im November wieder aus – jetzt unter dem Namen Ocean Breeze und in Richtung Côte d’Azur. Über die Firma Sudeley mit Sitz auf den Cayman-Inseln sollte sie möglichst rasch zu viel Geld gemacht werden. Welche Personen sich hinter Sudeley verbergen, ist unbekannt – das Unternehmen selbst hüllt sich diesbezüglich ebenso in Schweigen wie sein Broker Burgess Yachts. Eine Erklärung für das Schweigen hat Rechtsanwalt Ardavan Amir-Aslani, auf dessen Antrag die Ocean Breeze von der französischen Justiz beschlagnahmt wurde, parat: der Advokat im Dienste des kriegsgebeutelten Irak vermutet die Familie Saddam Husseins hinter der vermeintlichen Scheinfirma im Steuerparadies. Im Auftrag der irakischen Regierung will er beweisen, dass die Luxusyacht mit Geldern des irakischen Staates bezahlt wurde und daher nur das irakische Volk der rechtmäßige Eigentümer sei. „Wenn irgendjemand Anspruch auf die Yacht erhebt, muss er Beweise vorlegen. Wo ist der Kaufvertrag? Wo der Zahlungsbeleg? Wäre die Yacht verschenkt worden, müsste dafür ein Gesetz oder Dekret erlassen worden sein – und so etwas existiert nicht.“, wettert der Jurist. Dass der jordanische König der Eigentümer sei – wie von Sudeley anfangs behauptet – kann das Handelsgericht in Nizza nach einer Anhörung im März nicht bestätigen, da kein einziges hieb- und stichfestes Dokument vorgelegt wurde. Seitdem ist kein Ton mehr von den Cayman-Inseln zu hören, kein Einspruch, nicht einmal eine Stellungnahme. Die Chancen der irakischen Regierung, die mehr oder weniger erfolgreich um das von Saddam veruntreute und in alle Welt gestreute Staatsvermögen kämpft, steigen von Tag zu Tag. Die Mühlen der Gerechtigkeit mahlen langsam, aber in der Causa Ocean Breeze kann Justitia nach nur wenigen Monaten einen gerechten Schlussstrich ziehen: überraschend verkündet das jordanische Königshaus in einer offiziellen Erklärung, nichts mit Saddams Spielzeug am Turban zu haben – und weil die Saudis ihrerseits keinen Anspruch erheben, wird die Luxusyacht dem irakischen Volk restituiert. Nun steht sie unter dem neuen Namen Basra Breeze für 27 Millionen Euro zum Verkauf, doch Interessenten sind keine in Sicht. Experten zufolge müsste der Käufer nämlich noch einmal 27 Millionen investieren, um das fast 30 Jahre alte Spielzeug des Diktators in eine moderne Luxusyacht zu verwandeln. Das Raketenabwehrsystem funktioniert übrigens auch nicht mehr. 1 verschenkt. Die erste Privatyacht von Saddam wurde von den Saudis an den jordanischen König verschenkt. 2 versenkt. Im Irak-Krieg wurde die zweite Privatyacht des Diktators kurzerhand versenkt. Das Elektromotorboot, über das Europa spricht. Julika auf der Boot Düsseldorf Halle 5 / Stand A19 „Die Zukunft der Bootsfahrt!“ NEPTUNE MAGAZIN (FRANKREICH) by WOLFGANG SCHMALZL BOOTSBAU www.julika.at

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