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OCEAN7 2009-01-02

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Österreichisches Lehrer-Paar segelt mit einem selbst gebauten Katamaran um die Welt. Ein Bericht aus den Tropen. Außerdem: Zwei völlig unterschiedliche Reisen in ein und demselben Revier der Türkei.

80 Durch den Winter mit

80 Durch den Winter mit dem badehaubenkoch Er kann ausgezeichnet segeln. Er kann fast noch besser kochen. Eine Crew war von Richard Hammerers kulinarischen Künsten so begeistert, dass sie spontan beschloss: Diesem Mann muss eine Haube verliehen werden! Leider war nur eine Badehaube an Bord. Seither hat der OCEAN7-Koch-Kolumnist den Spitznamen „Badehaubenkoch“. Text: Florian T. Mrazek Ich mag Wintertörns. Es trennt die Warmduscher von den echten Seewölfen. Am liebsten plane ich sie mir für Silvester, Weihnachten oder andere hohe Feiertage ein. Das bringt gleich mehrere Vorteile: Man hat das geliebte Hausrevier, in diesem Fall Kroatien, praktisch für sich allein. Die Marinas und Anlegestellen sind leer wie das Isländische Staatssäckel, Hafengebühren sind mangels Eintreiber meistens obsolet. Das erlaubt ein ordentliches Tuning der Liegeplatzerfahrung bei gleichzeitiger Schonung der Bordkasse. Zudem erspart einem der Beinahefrost den ewigen Ärger mit asthmatischen Kühlschränken: Im Winter bleiben Manöverschluck und Co. stets bedingungslos kalt. Im Grunde sollte jeder Skipper, der etwas auf sich hält, mindestens einmal eine richtige Kälte an Bord erlebt haben. Die Drei-Punkte-Strategie gegen die Kälte Um bei miserabler Witterung dennoch nicht den Heldentod zu sterben, empfiehlt sich eine konsequente Drei-Punkte- Strategie zur Stabilisierung von Körpertemperatur und Stimmungslage:

Service 81 1. Die Kleidung. Dass es die Mehrschichten-Methode bringt, weiß ohnehin jeder Leichtwindmatrose. Ich bevorzuge – von innen nach außen – langärmliges T-Shirt, kurzärmliges T-Shirt, Sweater, Strick- oder Fleecepulli und dann erst das Ölzeug. Gewechselt werden dabei immer nur die untersten T-Shirts – das aber regelmäßig. Denn schweißnasse Kleidung ist auch unter mehreren Schichten verborgen eine große Gesundheitsgefahr, umso mehr im Winter. Profis passen auf wie die Haftelmacher, dass das Ölzeug innen keinesfalls nass wird und funktionieren freie Duschen zu Trockenkammern um. 2. Das Heizen. Nur die wenigsten Boote bieten den Luxus einer Standheizung. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, den Niedergang so kurz wie möglich geöffnet zu lassen. So mancher schwört auf das Backrohr als Ersatz-Heizung, doch das funktioniert nur sehr eingeschränkt. Schließlich ist der Gasofen von Grund auf dafür konstruiert, die Hitze zu behalten und nicht nach außen abzugeben. Was funktioniert, ist den Ofen voll aufzuheizen und dann regelmäßige Hitzestöße zu geben, kräftig unterstützt von Geschirrtuch-Wacheln. Das ist jedoch auf Dauer mühsam und wärmt auch nur für ein paar Minuten. Besser funktioniert da die Tontopf-Methode, die ich bei einem saukalten Überstellungstörn vor ein paar Jahren erfunden habe. Dazu wäscht man zwei Blumentöpfe ordentlich aus und macht sie außen nass. Dann beide Kochstellen auf kleiner Flamme brennen lassen und beide Töpfe mit dem kleinen (!) Loch nach oben darüberstülpen. Damit erhält man einen improvisierten Mini-Kachelofen, was rasch für gemütliche und nachhaltige Wärme unter Deck sorgt. Wer sich fragt, wie man an Bord zu Tontöpfen kommt: Ich habe sie mir damals von einem geschlossenen Restaurant ausgeliehen und vorm Ablegen natürlich zurück gebracht. 3. Das Kochen. Jahrhundertelang gab es bei Bauersleuten mit Hausverstand den Winter über sehr viel Kraut, Kürbis, Mais und andere Zutaten, die erst relativ spät im Jahr reif wurden und somit über Monate Zeit hatten, viel Vitamine und Energie zu speichern. Clever zubereitet lässt sich diese Energie optimal ausnutzen, um den Körper direkt aufzuwärmen oder genug Kraft für die Arbeit zu erübrigen und die bringt einen ja bekanntermaßen auch ins Schwitzen. Positiver Nebeneffekt: Fachkundig gelagert sind diese „langsamen Zutaten“ annähernd ebenso lange haltbar und frisch wie sie zum Reifen brauchen. Nicht umsonst spielte der Vitamin-C-Gigant Sauerkraut auf den Schiffen jahrhundertelang die Rolle als Lebensretter vor Skorbut. Nur konsequent ist es daher, dass diese Lebensmittel auch bei der Zubereitung ihre Zeit brauchen. Gulasch mit Polenta wird immer besser, je öfter man es aufwärmt und wurde nicht ohne Grund in früheren Zeiten ausschließlich in der kalten Jahreszeit gegessen. Ob traditionelle Bauernregeln oder chinesische Medizin: Beide teilen Grundzutaten und Gewürze in zwei Kategorien: Kühlendes und Wärmendes. Während Gurken, Tomaten, Joghurt, Minze, Zitrusfrüchte sowie grüner und schwarzer Tee den Körper kühlen, wärmt Scharfes wie Pfeffer, Cayenne oder Chilischoten, aber auch Zimt, Nelken, Kümmel, Fenchel, Oregano und frischer Ingwer. Gerade wenn man beim Segeln körperlich sehr aktiv ist, sollte man drei Liter Wasser am Tag trinken. In der winterlichen Kälte bleibt der natürliche Durst meistens aus, kaltes Wasser ist tabu, da es den Organismus auskühlt. Besser ist heißes Wasser aus der Thermoskanne. Etwas Geschmack schadet nicht, um auf die drei Liter zu kommen. Ist man nach einem langen, kalten und nassen Tag so richtig durchgefroren, hilft ein Tee, der den Körper so schnell wie möglich wieder anheizt. Zuerst eine Ingwer-Wurzel schälen, in kleine Scheiben schneiden und ins kochende Teewasser geben. Dazu kommen Zimt, Gewürznelken, Kandiszucker und Apfelsaft oder ein Schuss Rotwein. Zum Nachsüßen kann man Honig verwenden, dieser gibt viel mehr Energie als einfacher Zucker und wärmt somit zusätzlich. Auch in den Ingwertee gebe ich Cayenne-Pfeffer, also gemahlenen Chili dazu. Auch getrockneter Chili funktioniert bestens. Sollte an Bord schon jemand über Halsschmerzen klagen, ein wenig Salbei hinzugeben – pro Tasse zwei bis drei Blätter. Diesen Tee gute 20 Minuten ziehen Herzerwärmender Ingwertee

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