58 Auf die Frage, wie der typische Kunde aussieht, der ohne sichtbares Zeichen des Irrsinns pro Laufmeter Yacht 1 Million Euro über die Budel schiebt, gibt Burkhart List die ultimative Killerantwort. „Ich habe keine Ahnung.“ Das sitzt. Doch dankenswerterweise liefert der 25-jährige CEO der List- Firmengruppe die simple Erklärung gleich nach: Die durchschnittliche Arbeitsstunde der Buffets, Ballmers und Abramovichs dieser Welt ist nämlich derart kostbar, dass es sich nach Einbeziehung aller Faktoren als gewinnbringender erweist, separate Firmenkonstrukte samt dazugehörigen Anzugträgerrudel damit zu beauftragen, die irren Phantasien einer milliardärswürdigen Wasserresidenz in die Realität abzupausen, anstatt diese Bürde selbst zu übernehmen. Nochmals für die Gründlichleser: Ölscheich X lässt sich eine Superyacht um schlappe 100 Mille zusammenpimpen (ja, acht Nullen). Und hält es dann nicht einmal für wichtig genug, den eigenen Ölscheichhintern zum Ort dieser maritimen Genesis zu bewegen. Das vorneweg. Nun, da die Geisteshaltung der geschätzten Superreichen erörtert wäre, bleibt Zeit für die Klärung der nächsten Frage: Wie kommt ein mittelständisches Unternehmen im niederösterreichischen Bad Erlach dazu, außerordentliche Summen von Öldollars und Oligarchenrubel zu feinster Ausstattung auf Yachten der 100-Meter-und-ein-Eizerl-Liga zu assimilieren? Die Geschichte dahinter ist gleichermaßen einfach wie fabelhaft. Vom Tischler zum globalen Turnkey-Operator In den ersten Jahren nach dem Krieg machte sich der Tischler Franz List in Aspang am Wechsel daran, sich einen Namen als Spezialist für Inneneinrichtungen aus Holz zu machen. Die schwere Krankheit und der frühe Tod des Dynastiegründers führten jedoch in der Folge zum schnellen Einstieg der nächsten Generation in den damaligen 6-Personen-Handwerksbetrieb. Also krempelten die Brüder Franz, Reinhard und Manfred List die Ärmel hoch und führten das ehemalige EPU des Vaters als Generalausstatter für Hotel- und Objekteinrichtung am Weg nach oben auch hinter den eisernen Vorhang. Zu Zeiten, als Vladimir Putin beim KGB noch Putzdienst hatte und der Kalte Krieg in Europa noch Frostbeulen schlug, verkaufte die Firma List ansehnlichen Hotelprojekten im Osten nicht nur 1 List-Gruppe: Vom Tischler zum globalen Luxusausstatter Von Niederösterreich aus ist das 530 Mitarbeiter starke Familienunternehmen von CEO Franz List (25, Foto) heute weltweit als exklusiver Anbieter von gehobenen Hotel- und Bauprojekten, Business-Jets und vor allem außergewöhnlicher Motor-Yachten und großen Kreuzfahrtschiffen bekannt. Die List-Gruppe realisiert dabei internationale Projekte mit höchsten Qualitätsansprüchen und sämtlichen Rafinessen – 100 Prozent maßgeschneidert, zu Wasser, zu Land und zu Luft. Der Unternehmensstandort in Bad Erlach ist dabei zentrale Drehscheibe für Architekten und Designer aus aller Welt. Mit hochqualifizierten Projektteams agiert das Unternehmen geografisch flexibel und arbeitet international stets dort, wo Kompetenzen in Ausstattung und Reparatur gefragt sind. Die Exportquote beträgt 70 Prozent.
People 59 Tische und Stühle – sondern gleich auch noch Wand-, Deckenund Bodenbeläge, die Beleuchtung, die Unform der Kellner und das Silberbesteck quasi als Rundum-Wohlfühlpaket. Derart erfolgreich unterwegs half Anfang der 1990er-Jahre der Zufall in Form eines Hotelauftrags im Norden Deutschlands weiter. Es begab sich, dass jenes Architektenteam zum Projektpartner der Lists wurde, das zeitgleich das „Traumschiff“ MS Deutschland für die große Reederei Deilmann projektierte. Die Verantwortlichen waren von der Zusammenarbeit derart angetan, dass sie die Österreicher für den Wettbewerb um die Komplettausstattung der MS Deutschland empfahlen – den List dann in der Folge auch gewann. Damit war der Einstieg in die Yachtausstattung auf höchstem Niveau geschafft und das Feld war bestellt für eine beispiellose Karriere auf den Weltmeeren. Dritte Generation im Familienunternehmen Neben einer Reihe von Nachfolgeaufträgen für Deilmann folgte mit dem „The World“ Ende der 1990er-Jahre die nächste Bewährungsprobe für die aufstrebenden Yachtausstatter. Dabei handelt es sich um ein revolutionäres Projekt einer norwegischen Werft, das die Dimensionen eines Kreuzfahrtschiffs mit dem Anspruch einer Luxusyacht verbindet. Diese schwimmende Stadt ist seither ständig unterwegs und auch organisiert wie eine solche, inklusive Bürgermeister und regelmäßigen Wahlen. Selbst die Route wird demokratisch ermittelt, stimmberechtigt sind die ordentlichen Bürger von „The World“ – also solche, die eines der feudalen Apartment an Bord geleistet haben. Bevor jedoch die Olympischen Spiele in Sydney oder der Karneval in Rio angesteuert wurden, fanden zwischen 1998 und 2001 über 100 stolze Apartmenteigner aus aller Welt den Weg nach Bad Erlach, um ihre Wunscheinrichtung auszusuchen – in Summe nicht weniger als 30.000 Quadratmeter. „Damals umfasste unser Team insgesamt nur 150 bis 200 Leute, mittlerweile haben wir einen Mitarbeiterstand von 530 erreicht“, zieht Burkhart List Bilanz, der in Kuchl bei Salzburg Holztechnik und Holzwirtschaft studiert hat und gemeinsam mit einer Schwester und zwei Cousinen als dritte Generation in der Führungsetage des Unternehmens aufgestiegen ist. „Wachstum ist in jeder Branche ein Risiko, entweder geht es gut, oder nicht – und bei uns ist es Gott sei Dank gut gegangen.“ 2 3 4 1 Feudale Luxus-Liegewiese: Der große Pool verwandelt sich binnen Minuten zum Helikopter-Landeplatz – und wieder zurück. 2 Kein Luxusapartment, sondern ein „einfacher“ Salon an Bord der Alfa Nero. 3 Edles Mahagoni auf Hochglanz poliert, individualisiertes Möbel - design auf Kundenwünsch. 4 Zum Dinner die Welt. Herrschaftlicher Ausblick vom Achterdeck der Alfa Nero. 5 Schaut teuer aus, ist jedoch unbezahlbar. Die enormen Kundansprüche erfordern extrem hohe Verarbeitungsqualität in allen Bereichen. 5
DAS YACHTMAGAZIN FÜR ÖSTERREICH 0
Editorial 3 Liebe ocean7-leser Drei
6 oCEAN7 BEST OF ADAC MARINAFÜHRER
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110 1 Mission Possible Dem Beispiel
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122 Inserentenverzeichnis 79 A.W. N
55 WeIl MAn BeIM SeGeln nur AlS TeA
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