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OCEAN7 2009-01-02

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Österreichisches Lehrer-Paar segelt mit einem selbst gebauten Katamaran um die Welt. Ein Bericht aus den Tropen. Außerdem: Zwei völlig unterschiedliche Reisen in ein und demselben Revier der Türkei.

48 1 400 Quadratmeter

48 1 400 Quadratmeter ausgebaut hatte. Anders als Bruder Kurt, der nach Montreal 1976 den olympischen Segelklassen und damit dem permanenten Reisestress ade sagte und als Vertreter für Laser und Topcat nunmehr ausschließlich auf zwei Rümpfen erfolgreich war, bleib Ernst den schnellen Jollen treu, wechselte jedoch vom „seinem“ FD auf den Drachen, auf dem er noch 2008 zum dritten Mal hintereinander und zum siebten Mal insgesamt Staatsmeister werden sollte. So nebenbei kürte sich das Bewegungstalent auch noch zweimal zum Surf-Staats- meister, erlernte Paragleiten und Kiten, dominierte drei Jahre en suite auf einem FD eine top-besetzte Regatta am Gardasee und gewann mit dem Austria Cup auch eine Hochseeregatta. Nachdem die goldenen Surfzeiten endgültig vorbei waren, konzentrierte man sich verstärkt auf den Yachtsegelbereich. So war es naheliegend, dass man sich 1988 mit „Elvström Sails“ aus Dänemark, einem der größten Segelerzeuger weltweit zusammenschloss. Zudem werden in der Werkstätte bis heute Bootspersenings, Zelte, Taschen, Abdeckhauben, Sonderanfertigungen und – von Ernsts Tochter, der Architektin Andrea – auch moderne Spezialkonstruktionen als Sonnensegel individuell gefertigt. 2 Die nächste Generation Doch auch Kurt war unterdessen nicht untätig. Mittlerweile zweifacher Vater und ausgesprochener Katamaran-Spezialist, kürte er sich 1994 am heimischen Obertrumersee mit seinem älteren Sohn Michi als Vorschoter zum Topcat-Staatsmeister – eine Familienehre, die Michi schon zwei Jahre später selbst als Steuermann wiederholte. Das Erfolgsrezept, dem Nachwuchs im Stammsegelclub der Familie in Seeham die Liebe zum Wind näher zu bringen, funktionierte also ein zweites Mal. Nachdem er sämtliche Jugendklasse dominiert hatte und am vertrauten Topcat 1998 Europameister und 1999 Vize-Europameister geworden war, versucht sich Michi in der Folge vergeblich im Laser an einer

PEOPLE 49 Olympia-Qualifikation für Sydney 2000. Sein größter Erfolg im Laser blieb ein beachtlicher vierter Platz beim Weltcup am Neusiedler See. Obwohl der Unterschied zwischen Topcat und Tornado nach eigenen Angaben in etwa so groß ist „wie zwischen Formel-1 und einem Bergrennen“, machte ihn Andreas Hagara, der Bruder des späteren Doppel-Olympiasiegers Roman, 2001 zu seinem Vorschoter am zweiten österreichischen Tornado. „2001 wurden wir auf Anhieb Fünfte bei der Weltmeisterschaft in Südamerika, doch 2002 bekam ich große gesundheitliche Probleme, als ich mir einen Virus und danach eine Herzmuskelentzündung einfing, die mich heute noch beschäftigt“, so Michi. Dennoch verlief das Comeback nach monatelangem, hartem Aufbautraining phänomenal: Andreas Hagara und Michi Seidl wurden 2003 Tornado-Europameister. Der sportliche Erfolg konnte jedoch nicht über die immer größeren persönlichen Differenzen hinwegtäuschen, dazu belastete der ewige Bruderkampf der Hagaras das Team Hagara/Seidl schwer. „Obwohl von Seiten des ÖSV klar drei Ausscheidungsregatten vereinbart gewesen waren, von denen wir zwei für uns entschieden, wurden Hagara/Steinacher nach Athen geschickt“, giftet sich Michi Seidl noch heute. „Einen Tag vor unserem Europameistertitel bin ich dann noch während des Trainings aus dem Boot gesprungen und habe gesagt: „Andi, ich will nicht mehr dauernd streiten, mit dir segle ich nicht mehr! Danach haben wir uns noch darauf geeinigt, die EM bestmöglich hinter uns zu bringen. Dass wir dann tatsächlich Europameister wurden, war auch ein Stück weit Glück – mit Leichtwind herrschten absolut unsere Bedingungen.“ Seidl-Brüder 2.0 Trotz dieses Endes mit Schrecken blickt Michi heute ohne Groll auf die Tornado-Zeit zurück. „Der Andi ist damals sehr im Schatten seines Bruders gestanden, das war sicher nicht fein. Und seglerisch habe ich ohne Zweifel eine Menge von ihm gelernt.“ Genug, um zwei Jahre danach für ein weiteres Familienhighlight zu sorgen: Gemeinsam mit seinem um vier Jahre jüngeren Bruder Berni bildete er 2005 ein Team für die Topcat-Weltmeisterschaft am Gardasee – mit grandiosem Erfolg. Berni war zwar – wie konnte es anders sein – in der Jugendklasse ebenfalls sehr erfolgreich gesegelt, war dann aber schnell aufs Surfen umgeschwenkt, wo er im Mistral One Design auch olympisch unterwegs war. „Wir wollten damals Weltmeister werden, und bis zur fünften Wettfahrt lagen wir auch souverän in Führung, doch dann ist uns das Boot quasi auseinander gefallen“, erinnert sich Michi heute und kann dabei breit grinsen. „Berni zieht einfach an wie ein Stier, und wir beiden wollten damals zu viel. Wären wir damals gescheiter gewesen, wären wir locker Zweite geworden, so wurde es Bronze – für mich dennoch mein größter persönlicher Erfolg, weil ich mit Berni gemeinsam am Boot eine Riesengaudi hatte.“ Verlockung Bigboat-Szene Seither ist das Thema Segeln zumindest bei den jüngeren Seidls etwas in den Hintergrund gerückt. Michi und Berni bauten in den vergangenen Jahren erfolgreich einen Boardershop auf, und sprechen mit Snowboard und Freeski im Winter sowie Surfen und Kiten im Sommer nun ein jüngeres Publikum an. Vater Kurt, offiziell seit drei Jahren in Pension, kümmert sich derweil noch um die Laser- und Topcat-Vertretung für Westösterreich. Einzig Ernst Seidl, dessen Segelmacherei nach wie vor über die Grenzen bekannt ist, blieb der Regattaszene bis dato erhalten und sammelt Jahr für Jahr Staatsmeistertitel wie andere Leute Schwammerl. Doch auch Michi blieb dem Segelsport zumindest im Herzen verbunden, lässt sich für die Zukunft ein Hintertürchen offen: „Wenn morgen ein gutes Angebot kommt, etwa im Bigboat-Bereich mitzusegeln, bin ich der Letzte, der nein sagt. Doch ich weiß, wie viel Zeit man braucht, um im Segeln wirklich gut zu sein. Und was das Segeln betrifft, bin ich ein extremer Ehrgeizler: Selbst bei der kleinsten Clubregatta möchte ich gewinne, wenn ich schon teilnehme.“ Bleibt zu hoffen, dass der ÖSV diesen Ehrgeiz irgendwann einmal noch zu schätzen weiß. 1 Nach seiner Tornado-Karriere motivierte Michi seinen Bruder zum Topcat-Segeln. Lohn war ein dritter Platz bei der WM 2005. 2 Andreas Hagara und Michi Seidl als frischgekürte Tornado-Europameister 2003. 3 enttäuschte hoffnung. Trotz 2 zu 1-Qualisiegen gegen Hagara/Steinacher blieben Michi Seidl Olympiaehren verwehrt. 3

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