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OCEAN7 2009-01-02

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Österreichisches Lehrer-Paar segelt mit einem selbst gebauten Katamaran um die Welt. Ein Bericht aus den Tropen. Außerdem: Zwei völlig unterschiedliche Reisen in ein und demselben Revier der Türkei.

28 1 Seven Islands Die

28 1 Seven Islands Die „Seven Islands“ geben die stimmige Kulisse für das Festmahl. Für den Verdauungsspaziergang gehen wir an Land – und finden uns in einem Meer violett blühender Krokusse wieder. Die ganze Insel scheint pausenlos den Duft von wildem Thymian und Oregano auszuatmen, kurz vor dem ersten Hügel halten uns saftig-grüne Lorbeerbäume ihre aromatischen Blätter unter die Nase. Leicht benebelt erklimmen wir die Anhöhe und verfallen beim Ausblick auf die kleine Inselwelt vor uns endgültig in einen Sinnesrausch. Uns zu Füßen: die Xenos III, die sich – einer Diva gleich – im Licht der letzten Sonnenstrahlen auf dem Wasser räkelt. Wieder an Bord, werden wir von den beiden Kapitänen bereits mit eisgekühltem Raki empfangen, während die Crew unauffällig türkische Knabbereien wie geröstete Kichererbsen und Haselnüsse sowie fruchtige Sultaninen auf den Tisch zaubert. Wie Sultane fühlen wir uns auch und blicken milde zu den für das Abendbuffet anstehenden Passagieren auf der neben uns vor Anker liegenden Gulet älteren Baujahrs hinüber. Kabinencharter? Nein danke! In der Bucht von Tuzla nehmen wir am nächsten Tag unser Mittagessen ein – frisch gegrillte Goldbrassen, gefangen von Kapitän Nedim – und genießen die Sonne mit einem Digestif in der Hand auf dem Vordeck. Währenddessen hat die Crew praktisch unbemerkt alle Vorbereitungen fürs Wasserskifahren getroffen, als uns Emrah, sozusagen der 1. Offizier an Bord, auf die Bretter bittet. Einige ernten viel Applaus beim Drehen ihrer Runden, andere gehen trotz mehrerer Anläufe mit wehenden Schwimmwesten unter, so auch ich. Nicht untergegangen sind die britischen Kriegsschiffe im 2. Weltkrieg, weil ihnen die dicht bewaldeten Buchten des nach ihnen benannten „English Harbour“ einen perfekten natürlichen Schutz boten. Wer heute in die wildromantische, in vielen kleinen Seitenarmen auslaufende Bucht segelt, passiert die „Eiserne Meerjungfrau“, eine Skulptur des oben genannten Weltumseglers Sadun Boro, der hier am liebsten verweilte. Ob die beiden Restaurants, die hier in friedlicher Eintracht ihre Gäste bewirten, der Grund dafür waren? Wir erörtern diese Frage bei einem eisgekühlten Efes-Bier an der Bar und beobachten einen Fischer, der stolz am Steg seinen Fang (ein Zacken barsch und ein Schwertfisch) ausbreitet und sich dabei vom Ladenbesitzer vis-à-vis auf die Schulter klopfen lässt. Eine knappe Stunde später preschen wir auf dem schwarzen Panther über die Wellen, während die beiden immer noch am Steg stehen und rauchen. Bozalan Die Sonne verlässt uns am nächsten Morgen. Kein Wind, dafür leichter Regen, der uns auf der Überfahrt an die Nordküste begleitet. Doch im Handumdrehen hat die Crew fast alle Relax- Bereiche an Deck überdacht, sodass wir ohne einen Tropfen abzukriegen Cökertme erreichen. Der kleine Ort gleich neben den denkmalgeschützten Überresten einer ehemals griechischen Siedlung ist im Sommer zwar heillos überlaufen, doch

Revier 29 jetzt liegt er mit seinen zahlreichen Restaurants und Pensionen friedlich vor uns, nur ein paar Hunde patrouillieren durch die Gassen. Das heutige Tagesziel heißt aber „Bozalan“, liegt ein paar Kilometer hinter Cökertme an den Hängen des Taurusgebirges und ist das Heimatdorf der gesamten Crew. Im Bergdorf angekommen, haben wir im Hause Mahmuts Gelegenheit, die viel gerühmte türkische Gastfreundschaft am eigenen Leib zu erfahren und dürfen bei Speis und Trank (Börek und Cay!) seiner Tochter beim Teppichknüpfen zusehen. „Die Teppichknüpferei hat in dieser Region eine lange Tradition. Während die Männer meist auf Schiffen oder in den Städten arbeiten, bewirtschaften die Frauen den Hof. Und mit ihren handgeknüpften und bei fahrenden Händlern hoch im Kurs stehenden Teppichen peppen sie die Haushaltskasse auf“, erklärt Kapitän Halil. Das Tempo, mit dem die junge Frau den Wollfaden einwebt, ist überwältigend – ebenso die vielen Blumen- und Vögelmotive, die jedes für sich eine eigene Bedeutung hat. Nachdem wir von den Dörflern mit kleinen Aufmerksamkeiten wie hausgemachtem Olivenöl, Honig und getrockneten Wildkräutern aus der Region bedacht werden – und nicht ohne etwas Bakschisch dezent unter den Samovar auf dem Tisch zu stecken (direktes Anbieten von Geld käme einer Beleidigung des Gastgebers gleich) – nehmen wir Abschied und kehren tief bewegt auf die Xenos III zurück. Für einen Moment überlegen wir, ob die Menschen in diesem Bergnest nicht hundertfach reicher wären als wir auf unserer Luxus-Yacht … doch da kommt schon Kapitän Nedim mit dem Raki und bringt uns rasch wieder auf Kurs. Hapimag Auch wenn man „Hapimag“ nicht mag, die Hapimag-Bucht kurz vor Bodrum ist allemal einen Badestopp wert. Wir nützen diese letzte Gelegenheit, bevor wir wieder den Heimathafen ansteuern. Erst in Bodrum wird uns wirklich bewusst, dass wir eine Woche gesegelt sind, ohne selbst einen einzigen Finger gerührt zu haben. Aber auch, dass wir ein traumhaftes Segelrevier samt Land und Leuten, Kultur und Kulinarik, Gastfreundschaft und Lebensfreude mit einer solchen Intensität erleben durften wie nie zuvor auf einem Törn. Der Dank gebührt der sensationellen Crew der Xenos III, die uns auf der traumhaft schönen Gulet-Yacht ein süßes Stück Orient kosten ließ. 2 3 1 Bodrum. Wer einen Ankerplatz in der Milta-Marina ergattern kann, hat einen herrlichen Blick auf die Johanniterburg. 2 Willkommen. Gastfreundschaft haben die Türken be reits in den Genen, wie die Kinder von Bozalan zeigen. 3 Banditen. Früher gab es dutzende Räuberbanden im Taurus, heute sind ihre Konterfeis Maskottchen für Läden und Bars aber auch Restaurants wie hier in Cökertme. 4Dorfleben. Die Männer fahren zur See, die Frauen bestellen die Felder und knüpfen kostbare Teppiche. Wie’s geht, zeigt man gerne bei einem geführten Ausflug aufs Festland. 4

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