112 1 Space Odysse Gertenschlank, federleicht und rotzfrech: Mit Beginn der Flugtauglichkeit führt ein betagter Rentner seine Geburtsurkunde endgültig ad absurdum und darf dank seines abgehobenen Stils sogar von Olympischen Ehren träumen. Skiff-Profi Nico Delle Karth wagte sich für OCEAN7 in die Umlaufbahn der Motten. Text: Dominic Marsano Nach drei Tagen großteils planlosem Herumgeschraube lässt Delle Karth, Olympiaachter und Vize-Weltmeister im 49er, sein neues Spielzeug ungeduldig zu Wasser. Der Gardasee zeigt sich an diesem Oktobertag von seiner gemäßigten Seite, noch hat die Ora nicht ihre gesamte Kraft entwickelt, 15 Knoten Windgeschwindigkeit scheinen für die Jungfernfahrt aber mehr als genug. Denn kaum ist das acht Quadratmeter große Segel im Wind, wachsen dem schwarzen Karbonmonster buchstäblich Flügel. Der Tiroler, der durch den Tragflügeleffekt 1,5 Meter oberhalb der Wasseroberfläche thront, beschleunigt binnen Sekunden auf 14 Knoten. Auf der Kreuz wohlgemerkt, bergab und mit Wind von hinten, zeigt der Tacho unglaubliche 40 km/h an. „Der erste Augenblick ist ziemlich pervers, vor allem das geräuschlose Segeln ist völlig ungewohnt“, gesteht der Testpilot, der seit kurzem stolzer Besitzer eines knapp 12.000 Euro teuren „Bladeriders“ ist und vom Segel-Fliegen einfach nicht genug bekommen kann. Die Motten sind endgültig im Anflug Möglich, dass sie schon länger auf heimischen Gewässern herumgeschwirrt sind, doch mittlerweile fällt der Jubilar, der heuer seinen 80er zelebriert und vor mittlerweile acht Jahren das Fliegen erlernte, durch seine Häufigkeit zwischen Bodenund Neusiedler See mehr und mehr auf. Fast verwerflich, dass
Regatta 113 sorgt. Regattaklar, soll heißen mit den beiden am Kohlefaser- Rumpf befestigten Ausreitgestellen, wiegt die Motte, an der Hüfte kecke 35 Zentimeter schlank, plus minus 30 Kilogramm. Dank dieser Traummaße und besagten Tragflächen ist die filigrane Konstruktionsklasse längst zur schnellsten Ein-Mann- Regattajolle mutiert. Rohan Veal, Australier und mehrfacher Weltmeister, wurde bei einem „Überwasserflug“ mit mehr als 55 km/h geblitzt und ließ im Anschluss wissen, „dass Tempo 60 kein allzu großes Problem darstellen sollte.“ „Abheben und wegfliegen ist keine allzu große Hexerei, für crashfreie Manöver bedarf es allerdings ein wenig Übung.” ihr futuristischer Anblick zumeist nur von kurzer Dauer ist. Eine detaillierte Bestandsaufnahme des Space Mobiles ist praktisch nur an Land von Erfolg gekrönt, einmal losgelassen und auf offener See, ist ein näheres Hingucken nur von einem Motorboot aus möglich. Bereits bei zwei Beaufort, also wenn unsereins noch eher im Standby-Modus herumschippert, über ein wenig Leelage jubelt und hoffnungsfroh am Trapezgurt herumfingert, ist die 3,55 Meter lange Rakete, 1928 vom Australier Len Morris aus der Taufe gehoben, bereits völlig losgelöst. Möglich machen das verstellbare Hydrofoils, die an Schwert wie Ruder befestigt, mit ihren 80 Zentimetern Breite entsprechend Auftrieb garantieren. Hochfeste, federleichte Kunststoffe haben für einen weiteren Entwicklungsschub ge- 2 Der Kult der Überflieger, die sich vor allem in Australien, den USA und Großbritannien enormer Popularität erfreuen, soll nun auf olympischen Gewässern gipfeln. Für London 2012 liegt bereits ein Antrag der Internationalen Klassenvereinigung bei der ISAF vor. Ob der Weltsegelverband die Motte bereits für Weymouth, dem Austragungsort der kommenden Segelspiele zulässt, bezweifelt Delle Karth zwar, doch ihr Siegeszug auf den internationalen Regattabahnen scheint unaufhaltsam. „Der Konstruktionsstatus macht die Sache noch interessanter, als sie ohnehin schon ist. Die Klassenregeln lassen eine Menge Handlungsspielraum übrig, Vorgaben gibt es nur für Länge, Breite, Segelgröße sowie die Anzahl der Rümpfe.“ Für den 23-jährigen Innsbrucker hat sein neues Spielzeug aber nicht nur Unterhaltungswert. „Das Boot ist unglaublich sensibel am Ruder, ich erwarte mir vom Motte-Segeln auch steuertechnische Vorteile für den 49er.“ 2009 will sich Delle Karth, der mit Partner Niko Resch seine dritte Skiff-Olympiakampagne in Angriff nimmt, erstmals der internationalen Fun-Gesellschaft stellen und sowohl bei der Kieler Woche als auch bei der Weltmeisterschaft in Oregon abheben. 1 Motte Segeln ist wie Fliegen. Alles was Flügel hat, hebt ab. 2 optimaleR Trimm ist keine Hexerei. Der Durchblick erfordert aber ein wenig Geduld. Die Motte in Zahlen Länge: 3,55 m Breite: 2,25 m (max.) Masthöhe: 6,25 m Segelfläche: 8 qm Gewicht: 25 – 40kg
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Editorial 3 Liebe ocean7-leser Drei
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