Aufrufe
vor 7 Jahren

OCEAN7 2008-09-10

  • Text
  • Regatta
  • Yachtclub
  • Meer
  • Soleil
  • Meeresbiologie
  • Korallenriffe
  • Yacht
  • Motorboot
  • Pazifik
  • Sporaden
  • Samos
  • Lesbos
  • Griechenland
  • Ibiza
  • Antigua
  • Segeln
  • Kroatien
  • Kornaten
Dramatische Szenen an Bord eines kleinen Katamarans. Ein österreichisches Seglerpaar kämpfte auf der Fahrt über den gesamten Pazifik gegen ein Leck im Rumpf ihres Schiffes.

50 1 „Fürs segeln

50 1 „Fürs segeln muss man sich ebenso wenig eine Yacht kauFen wie zum skiFahren eine seilbahn.” Von elitär keine Spur Dabei hasst Fritz Breitenstein kaum etwas mehr als den Ausdruck Elite: „Ich trete jederzeit den Beweis an, dass der vermeintliche Elitesport Hochseesegeln billiger ist als der Volkssport Skifahren“, argumentiert er. Tatsächlich liegt das Erfolgsrezept der jährlich Jugendtörns in der Karwoche womöglich in der angenehmen Bodenhaftung seiner Akteure. Wer Teil der Crew ist, zahlt geschätzte 500 bis 600 Euro in die Bordkasse ein, dazu kommt noch die gemeinsame Busfahrt an die Adriaküste. „Damit liegen wir rund 30 Prozent unter den Kosten für einen durchschnittlichen Skiurlaub“, so der Crew Commander. Der Weg zur See Natürlich lernte Fritz Breitenstein bei der Handelsmarine auch das Segeln. Doch dieser offensichtliche Pfad zur späteren Berufung wäre zu platt für einen Charakterkopf wie ihn; geboren in Baden bei Wien, kam er mit der früh geschiedenen Mutter und den drei Geschwistern als Zehnjähriger nach Salzburg. Mit 24 kam er als gelernter HTL-Maschinenbauer zu den Tauernkraftwerken nach Kaprun, wo er auch die nächsten 33 Jahre seines Berufslebens bleiben und bis zum Abteilungsleiter der Bauüberwachung aufsteigen sollte. Der Zufall wollte es, dass sich eine der 26 Sportsektionen der Tauernkraftwerke dem Wassersport widmete. Der A-Schein im Segeln war schnell am Zeller See gemacht, 1972 entstand dann der YCA, der B-Schein war nur die logische Folge. Ab 1975 hielt Breitenstein in Innsbruck seinen ersten Kurs zum Thema „astronomische Navigation“, 1982 folgte der erste B-Schein-Kurs im Pinzgau. Segeln, alle heilige Zeiten Kaprun, Weihnachten 1985. Am Beginn der heute aus der Jugendarbeit des Yacht Club Austria nicht mehr wegzudenkenden Osterjugendtörns stand ein Zufall. „Damals besuchte ich am Heiligen Abend meinen Freund Willi Fazokas, Werkgruppenleiter, Bürgermeister von Kaprun und Erbauer und späterer Direktor der Gletscherbahn“, erinnert sich Fritz Breitenstein. Dieser besaß einen Motorsegler in Caorle, eine Altura 42. „Er fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, in der Karwoche mit meinen Töchtern - damals 13 und 14 Jahre alt - runterzufahren und das Boot zu putzen. Als Gegenleistung könnten wir vier Tage gratis damit fahren. Ich lieh mir den VW Bus vom Skiclub, schnappte meine Töchter und fünf ihrer Freunde und fuhr über Ostern nach Italien.“ Die Töchter, von denen eine, Stefanie Breitenstein, noch heute als Skipperin mit von der Partie ist, waren sogleich Feuer und Flamme. „Mit der Zeit bekam das ganze eine Eigendynamik, sodass wir nicht einfach aufhören konnten, nachdem das Boot drei

PeoPle 51 2 3 Jahre später dann plötzlich verkauft wurde“, erklärt Breitenstein den nächsten Schritt. Also wurde die erste 33er Elan gechartert. Mittlerweile umfasst die Flotte fünf eher kleinere Schiffe – mit Kalkül: „Auf kleineren Yachten müssen alle Jugendlichen mitarbeiten, es kommt keine Langeweile auf und das Unfallrisiko wird gesenkt.“ Generell orientiert sich das Erfolgsrezept der Jugendcrews, von denen so manche bereits beim jährlichen Austria Cup aufgezeigt hat, an Pfadfinder-Gruppen: Je ein ausgebildeter Skipper, ein Nachwuchssegler noch ohne Schein sowie vier „Abgezwickte“, so Breitensteins burschikoser Jargon, bilden stets die Besatzung eines Bootes. Der jüngste Skipper, 22, stammt wie alle anderen natürlich aus der Schule der Crew Tauern. Die Erfolgsbilanz kann sich sehen lassen: Insgesamt haben 136 Jugendliche an den bisher 22 Törns teilgenommen, 48 davon haben den B- Schein und vier sogar den C-Schein gemacht. Stolz sind Breitenstein und seine Helfer auch auf die Frauenquote: den 87 männlichen stehen immerhin 49 weibliche Teilnehmer gegenüber. Nachwuchshoffnung Obwohl aus so manchen ehemaligen Teilnehmern erfolgreiche Regattasegler wurde, etwa Thomas Etzer oder auch die aktuelle Landesmeisterin im Zoom Christa Feldhammer, sieht sich Fritz Breitenstein eher als Mensch des Breitensports. „Vorher ist es wichtig, dass die Jugendlichen fundiert segeln lernen und so die Voraussetzungen für einen möglichen Spitzensport haben. Wenn jemand den Ehrgeiz entwickelt, stehen wir jedoch voll dahinter.“ So bezahlt die Crew Tauern schon seit Jahren Boot und Nenngeld für die Teilnahme eines Jugendteams am Austria Cup. Obwohl er sich als Crew Commander am Stützpunkt Tauern vor allem dem Hochseesegeln verbunden fühlt, engagiert sich Breitenstein schon seit Jahren mit seinem Partner Robert Ernst parallel bei der Kinder-Segelwoche am Zeller See. Beim Segeln auf einer Jolle werden hier Kinder ab zehn Jahren auf den Jugend A-Schein vorbereitet. „Wenn man das zarte Plänzchen des Segelns nicht vor der Pubertät ansetzt, dann ist es meistens schon zu spät“, ist Breitenstein überzeugt, und auch der erhobene Finger lässt sich bei dieser Gelegenheit noch einmal kurz blicken. Wer könnte den Reiz der Jugendtörns zum Abschluss besser auf den Punkt bringen als Fritz Breitensteins eigene Tochter Stefanie, Regattaseglerin, seit der ersten Stunde mit dabei und mittlerweile bereits 16 mal als betreuende Skipperin mit dabei: „An Bord lernen die Kids bei aller Gaudi eine Art der Selbstverantwortung, die sie wahnsinnig stolz macht.“ 01 spielerisch lernen. Zwischen zehn und 18 Jahre ist das Durschnittsalter der Törnteilnehmer im Durschnitt. Da findet jeder seine Rolle, und auch der Spaß kommt nicht zu knapp. 02 nase im wind. 49 Mädchen beendeten ihre Jugendtörns mit dem B- Schein, eine machte sogar den FB-4. 03 wie geht das noch? Die Kombination von seglerische Herausforderung, Spaß und einem Schuß Abenteuer bilden den Reiz der Jugendtörns.

Ocean7 Magazin

Blog

© 2017 by Ocean 7, Satz- und Druck-Team GmbH - Impressum und Privacy