22 ERSCHÖPFT. Die Crew der ASHANTI erholt sich von dem anstrengenden Regattatag. Was ist eine J-Class-Yacht? VOLLER EINSATZ. ASHANTI IV aus Liechtenstein, 144 Fuß, gebaut 1954 bei Burmester in Bremen. J-Klasse bezeichnet eine Bootsklasse für große Kielyachten nach internationalen Regeln. Mit diesen Segelyachten wurden insbesondere Regatten um den America’s Cup zwischen den Jahren 1930 und 1937 ausgetragen. Der Buchstabe J stand für die Wasserlinienlänge von 75 bis 87 Fuß. Die Regel basierte auf Ideen des Yachtdesigners Nathanael Herreshoff. Die Wasserlinienlänge sollte beschränkt sein, die bis dahin übliche Gaffel-Takelung wurde durch ein Bermuda-Segel ersetzt. Der hohe Mast bot Platz für viel Segelfl äche, die nicht beschränkt wurde. Mit einer Länge über Deck von ca. 40 m / 130 Fuß waren die J-Class-Yachten gigantische, elegante Segler. Insgesamt wurden lediglich zehn Schiffe als J-Class gebaut, deren Zeit bereits mit Beginn des Zweiten Weltkriegs nach nur wenigen America’s-Cup-Austragungen aufgrund der extrem hohen Kosten vorüber war. Während die US-Boote von Korrosion zerstört oder zur Gewinnung von Metall für die Kriegsindustrie ausgeschlach-
REVIER 23 als doppelt so langen Gaffelschoner AL- TAIR (108 Fuß, Bj. 1931) – ein Schiff von William Fife III. Joe Pytka, Eigner der ALTAIR, hat ein Vermögen investiert, um sein Boot im ursprünglichen Zustand zu erhalten. Ivan Jefferies, Eigner der THALIA, ist hingegen Bootsbauer, keiner von der reichen Sorte, die gewonnenen Preise sind eine Anerkennung für jahrelange harte Eigenleistung. Die Rennen Gefahren werden Kurse, die der Größe und der Schwerfälligkeit der teilnehmenden Yachten entsprechen. Wenn die ELEONORA mit ihren 50 m Länge und 8,5 m Breite an der Boje halst, dann sind 20 m Abstand schon knapp – der Baum ist schon fast so lang! Es sind heuer 94 Boote von unter 20 Fuß bis 147 Fuß gemeldet, die eingeteilt in verschiedene Gruppen hintereinander starten. Das sonst übliche Gerangel an der Start linie entfällt. Dazu sind die Boote viel zu teuer, zu schwerfällig – und vor allem: Die Eigner haben es nicht wirklich eilig. Natürlich wollen sie gewinnen, aber nicht um den Preis einer Schramme. Da kann es schon vorkommen, dass der im Vorrang Befindliche ausweicht – sicher ist sicher. Der olympische Gedanke fährt bei den meisten mit – dabei sein ist alles. Natürlich dürfen nach den Rennen auch die gesellschaftlichen Kontakte nicht zu kurz kommen, es treffen sich Crews, zahlende Gäste und Eigner zu den jeweiligen Partys. Eignerempfang nur für geladene Gäste, Champagnerparty, Empfang auf der ELEONORA mit Buffet, Crewball, Cream Tea Party, Piratenfest für alle … Für jeden ist etwas dabei! Nach einer Woche ist das Spektakel zu Ende, die Yachten fahren teilweise wieder für Wochen in die Werft, um kleinste Kratzer ausbessern zu lassen. Danach sind die meisten wieder am Chartermarkt – ab 50.000 Euro die Woche, natürlich „plus expenses“ (Nebenkosten …)! Links: www.antiguaclassics.com www.charterworld.com – classic yachts www.jclassyachts.com tet wurden, überlebten die aufwändig restaurierten britischen Boote SHAMROCK V, ENDEAVOUR und VELSHEDA bis heute. JK3 SHAMROCK V wurde 1930 für Sir Thomas Lipton V., den „Teebaron”, bei Camper and Nicholsons gebaut. Sie war die erste nach den neuen J-Class Regeln gebaute Yacht – sie ist aus Holz! J-K4 ENDEAVOUR wurde 1934 für Sir Thomas Sopswith, einen bekannten Flugzeugkonstrukteur, bei Camper and Nicholsons gebaut. Nach ihrem letzten America’s-Cup 1937 wurde sie nie mehr gesegelt – bis sie von Elisabeth Meyer 1984 entdeckt und bis 1988 und nochmals 2001 aufwändig restauriert wurde. J-K7 VELSHEDA wurde 1933 für Mr. W.L. Stephenson, den damaligen Eigentümer der Woolworth-Kette, in Gosport, England, gebaut. Sie wurde in erbärmlichem Zustand im Flussschlamm steckend aufgefunden und in mehreren Etappen ab 1997 restauriert. Sie gehört heute Mr. Dennis Kozlowsky, der VELSHEDA und ihr Beiboot BYSTANDER (über 40 m Länge) von der Crew zu den Rennen dies- und jenseits des Atlantiks fahren lässt. J-K5 RANGER ist ein Neubau aus 2004, der bei Danish Yachts nach den Originalplänen der alten RANGER gebaut wurde. Restauriert bedeutet im Fall der J-Class- Boote nicht unbedingt, dass das Boot im Originalmaterial erhalten ist, sondern oft nur noch in der Form. So wurden bei ENDEA- VOUR z.B. zuerst die Spanten innerhalb der alten Stahl-Außenhaut durch neue ersetzt und danach die Stahlplatten des Rumpfes von den eben eingebauten Spanten gelöst und auch durch neue ersetzt. Durch diese Methode war es kein Neubau, sondern eine „Restauration” – bei der allerdings der gesamte Rumpf erneuert wurde. Positiv ist jedenfalls, dass diese Rennmaschinen bis heute erhalten wurden und in ihnen der Geist der Klassik wiederaufersteht. Weitere fünf Boote wurden vor der Entwicklung der „J-Class-Formel” gebaut und danach so modifi ziert, dass sie dieser Formel entsprachen. Das sind die K2 ASTRA und die K4 CAMBRIA aus 1928, die K8 CANDIDA aus 1929 sowie die K7 WHITE HEATHER II und die K1 BRITANNIA, die einst König Georg V. gehörte. Und davon sind noch mehrere in echtem Originalzustand erhalten. ASTRA und CANDIDA z.B. liegen in La Spezia in Italien.
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