30 TexT HARALD HübNER FoTo DäNISCHES TOuRISmuSbüRO torlauf in die „südsee” Ostsee – Traum oder Albtraum für Segler? Die Reportage „Torlauf auf See” im letzten OCEAN7 hat eine Flut an Reaktionen ausgelöst. Stellvertretend dafür diese Liebeserklärung von Harald Hübner an das Revier, die paradiesische Inselwelt rund um Fünen, auch „dänische Südsee” genannt. land- (gesprochen: Smoland) Fahrwasser angrenzt (Astrid-Lindgren-Leser werden es kennen), ist wunderschön – bei gutem Wetter! Ist das Wetter schlecht, wie es der Crew passiert ist, muss die Route angepasst werden. In der „dänischen Südsee“ gibt es viele Alternativen – bei fast jedem Wetter. Fast … da wir hier oben durchaus schon einmal „einwehen“ – wie wir das nennen. Hier fährt kein einheimischer Segler bei solchem Wetter in den Guldborg Sund, sondern wartet ab oder fährt andersherum. Es würde auch kein vernünftiger Schiffer in der Adria bei „schwarzer Bora“ auslaufen und Schiff und Mannschaft gefährden – oder? In fast jedem Revier gibt es spezifische Erscheinungen und Ausnahmeerscheinungen. Auf beides muss man sich als Schiffer einstellen, vorbereiten und reagieren. Befremdend fand ich die Kritik an der Menge der Fahrwasserkennzeichnungen. Zum einen waren der Autorin die 163 Seezeichen verteilt auf 32 Meilen zu viel, zum anderen beklagt sie sich, dass sie „wenn überhaupt, (nur) alle ein bis zwei Seemeilen aus dem Nichts“ auftauchen. Das durchfahrene Gewässer ist eines der schwierigsten überhaupt, eine Ausnahme in der überwiegend leicht zu navigierenden Ostsee. Unsere dänischen Nachbarn haben sich ausgesprochen viel Mühe gegeben und enorme Kosten auf sich genommen, damit wir dieses Fahrwasser trotz seiner Enge und geringen Tiefe sicher mit unseren Yachten passiejung und alT. Spielplätze in jedem Hafen und kurze Etappen sind ideal fürs Segeln mit Kindern. unterwegs begegnen dem Segler immer wieder klassische Schönheiten. in der letzten Ausgabe berichtete OCEAN7 unter dem Titel „Torlauf auf See“ vom Stress durch die zahlreichen Seezeichen und das schlechte Wetter bei einem Törn durch die Ostsee. Die Reportage klingt wie die Rache am Revier von einer bedauernswerten Crew, die viel Pech hatte und persönlich den sich selbst gestellten Aufgaben nicht gewachsen war. Bedauernswert – ja! Aber wenn man in einen Fuchsbau hineinkriecht, kann man sich nicht beklagen, dass es da drin eng und dunkel ist, und anschließend den ganzen Wald dafür verantwortlich machen. Die Ostsee ist ein phantastisches Segelrevier! Nicht ohne Grund hatte schon der Kaiser seine Yachten in Kiel liegen. Ich selbst kenne die Ostsee seit ca. 25 Jahren von den Planken kleinerer und größerer Segelyachten. Ich habe großes Verständnis für die Ängste, die die Crew durchlebt hat. Muss aber sagen, dass sie selbst schuld ist. Der Törn war offenbar von vornherein falsch geplant. Bei der Planung, sowohl länger- als auch kurzfristig, sind immer vier Aspekte zu berücksichtigen: Kompetenz und Leistungsfähigkeit der Crew, Leistungsfähigkeit des Schiffes, Eigenarten und Gefahren des Reviers und das Wetter. Der Guldborg Sund, der an das Små-
service 31 ganz im norden. Dünenlandschaft und ein ehrwürdiger, eingesandeter Leuchtturm bei der Künstlerkolonie nahe Skagen. stimmungsvoll. Paddelboot-Tour zwischen den Reusen der Fischer, wie hier vor der Insel Langeland. ren können. Ohne diese Zeichen wäre dies in keiner Weise möglich. Beeindruckend fand ich die Aufforderung, dass, „wer in der Ostsee nicht auf Grund laufen will, (..) sattelfest im Lesen von Karten und Seezeichen sein“ sollte. Das ist nun wirklich keine ostseespezifische Forderung, sondern gute Seemannschaft und gilt meines Erachtens für jeden Schiffer auf jedem Revier! Bei der Beschreibung der navigatorischen Probleme kam mir ein Satz meines Großvaters in den Sinn: „Wenn der Bauer nicht schwimmen kann, dann liegt das an der Badehose.“ Ich kann Wenigseglern nur ans Herz legen, vor jedem Törn die Grundlagen der Navigation und nautischen Gesetzeskunde noch einmal aufzufrischen. Das gilt für Segeltörns in der Adria genauso wie für solche auf der Ostsee. Jeder Tagestörn muss vom Schiffer so vorbereitet werden, dass nicht „plötzlich zwei rot gestrichene Dreiecke an Land“ auftauchen und den Navigator in hektische Panik versetzen. Oder der Navigator fassungslos feststellen muss, dass ein Fahrwasser eine definierte Richtung hat (definiert durch das fälschlich als „Umkehrzeichen“ benannte Symbol, falls die regelmäßige Ausrichtung in Richtung Hafen nicht zweifelsfrei gewährleistet ist), nach der sich richtet, wo die Steuerbord- und damit die grüne Seite des Fahrwassers ist. Die Dänen aufgrund einer möglicherweise nicht ganz ungerechtfertigten Zurechtweisung der Crew durch den Brückenwärter von Nykøbing (gesprochen: Nüköbing) als unfreundliche, brüllende Gesellen darzustellen, ist ungerecht. Ich kenne die Dänen im Allgemeinen als sehr nette, weltoffene und hilfsbereite Menschen, deren Gelassenheit der österreichischen in nichts nachsteht! Wenn der Germane aus einem österreichischen Skilift fällt und einen riesigen Stau verursacht, wird er sicher auch nicht nur die österreichische Gelassenheit zu spüren bekommen – oder? Gefreut hat mich jedoch, dass der Autorin die Schönheit und Beschaulichkeit des Reviers nicht ganz entgangen ist. Die kleinen Fischer- und Yachthäfen, die gemütlichen Holzhäuser im nordischen Stil und die kleinen Hübschheiten der dänischen Städtchen. Hinzu Skippertraining kommen tolle Ankerbuchten, Fisch einkaufen vom Kutter oder ausgezeichnete Restaurants, dänische Pølse essen (so etwas wie „Hot Dog“) oder das leckere dänische Eis lecken. Das Revier der westlichen Ostsee ist nicht gefährlicher als andere Reviere, in denen zumeist die Gefahrstellen nicht einmal markiert sind. Jeder, der sich zutraut, einen Törn in der felsigen Adria oder in der von Riffen durchzogenen Karibik zu segeln, sollte auch nicht vor einem Törn in der Ostsee zurückschrecken. Der Autor dieser Geschichte, Harald Hübner, ist Kapitän, Dipl.-Wirtsch.-Ing. für Seeverkehr und lebt in Kappeln an der Schlei. Als Vorbereitung für einen Ostseetörn bietet sich selbstverständlich, wie auch für Törns in anderen Revieren, ein Skippertraining an. An seinem neuen Stützpunkt in Kappeln an der Schlei bietet Ecker Yachting jetzt auch im Norden sein seit vielen Jahren erfolgreiches Skippertraining an. Aufgrund des Berichtes „Torlauf auf See” wurde der Inhalt des Trainings erweitert und den Besonderheiten des Reviers angepasst. So werden „sicheres Befahren enger Fahrwasser”, „Manövrieren bei Strömung” und „Verhalten bei Brückendurchfahrt” zusätzliche Komponenten sein. ostsee@eckeryachting.com
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