88 TexT chriStian BinDer Augen auf OCEAN7-Serie. Der taktische Masterplan ist auf der körpereigenen Festplatte jederzeit abrufbar, Gegner, Wind, Layline und Luvtonne sind ständig im Blickfeld: auf der Startkreuz geht es ordentlich zur Sache und vor allem eng her, die erste Vorentscheidung steht an. „bei einem verpatzten start muss man nicht gleich die flinte ins korn werfen.“ christian binder ChrisTian binder. Der 44-Jährige wechselte nach Beendigung seiner Olympiakarriere 2000 nahtlos in die BigBoat-Szene. er betreibt im niederösterreichischen himberg eine Segelmacherei. Die Wettfahrt ist gestartet, „die Meute in Bewegung“, jetzt gilt es im gängigen Gewusel kühlen Kopf zu bewahren und seine im Vorfeld zu Recht gelegte Strategie auch in die Tat umzusetzen. Ausweichmanöver stören eventuell den Rhythmus, die Seitenwahl sollte aber in jedem Fall konsequent durchgezogen werden. Hierbei ist die Kommunikation an Bord mitentscheidend: Ziel ist es, den Steuermann mit den notwenigen Informationen zu füttern, sodass dieser keinen Blick in Richtung Gegner und Wind riskieren muss, sondern das Boot konzentriert und mit maximaler Geschwindigkeit auf Kurs hält. Der bzw. die Vorschoter behalten die Luvtonne im Auge um die jeweilige Entfernung zur Layline einschätzen zu können, geben Auskunft über die Aktivitäten im Feld, kommunizieren Windkanten und fungieren im Idealfall auch als Trimmer. Notwendige Veränderungen am Segelprofil werden vom Steuermann erbeten - er „spürt“ als Rudergänger die Geschwindigkeit am besten - und von der Crew exekutiert, beispielsweise mehr Unterliek im Großsegel, oder etwas weniger Riggspannung. Idealerweise sind die wesentlichen Trimmeinrichtungen im Cockpit platziert um unnötige Wege an Bord zu vermeiden, denn die Crew ist auch für die richtige Gewichtsverteilung zuständig. Am Ruder ist jede noch so kleine Bewegung zu spüren, weshalb man vor allem bei Leichtwind möglichst bedacht agieren sollte. Noch ein abschließendes Wort zum Start: Ein gelungener Auftakt mag bereits die halbe Miete sein, das bedeutet aber nicht, dass man bei einem verpatzten Start gleich die Flinte ins Korn werfen muss. Wer schlecht startet muss sich zunächst so schnell wie möglich frei segeln, um der Windabdeckung der Konkurrenz zu entwischen, darf dabei den taktischen Masterplan aber nicht aus den Augen verlieren. Auf der Suche nach freiem Wind in seiner Verzweiflung immer auf entgegen ge- setztem Bug zum Gegner zu segeln ist kontraproduktiv, da man zumeist gegen den Dreher segelt und nur noch mehr an Boden verliert. Vorausschauend segeln Die Einhaltung des taktischen Masterplans ist also - unabhängig davon, ob der Start gelungen oder eher durchwachsen war - vordergründig, darüber hinaus muss aber auch die Aktivität des Feldes berücksichtigt werden. Im Idealfall bewegt man sich immer zwischen Gegner und der als nächsten zu rundenden Bahnmarke. In der Regel bringt einen der erste lange Schlag nach dem Start auf die gewünschte Seite. In Folge, und je näher man der Tonne kommt, werden diese aber kürzer und orientieren sich zum einen an den Winddrehern und zum anderen am Gegner. Im Zuge der finalen Bahnmarken-Annäherung wäre eine kurze Zwischenbilanz ratsam, um das taktische Konzept für den Vorwindkurs umreißen zu können. Ebenfalls empfehlenswert ist es, den Spinnaker rechtzeitig anzuschlagen, denn unmittelbar bei der Luvtonne kann es nach der Startkreuz noch ziemlich hektisch hergehen. Entsprechende Vorschiffsarbeiten - beispielsweise das Anschlagen des Spinnakerfalles - sollten idealerweise während eines Steuerbordschlages erfolgen, da der Bugmann im Luv arbeiten kann und somit zur Maximierung des Gewichtstrimms positiv beiträgt.
service 89 No.04 Die finale Annäherung zur Luvtonne erfolgt konservativ, oder mit etwas mehr Risiko: Nähert man sich der Bahnmarke über die rechte Seite, also mit Backbordschoten, hat man zwar Wegerecht, die Layline zu früh und genau zu treffen kann allerdings von Nachteil sein. Zum einen wegen der wahrscheinlichen Abwinde, zum anderen weil man im Falle positiver Winddreher Überhöhe hat. Die Annäherung von links, sprich mit Steuerbordschoten, birgt wiederum ein gewisses Risiko. Ausweichmanöver sollten einkalkuliert werden, zudem muss man auf eine Lücke hoffen, weshalb es ratsam ist, den möglichen Weg vorher gedanklich durchzuspielen. Wie gesagt, nach der ersten Kreuz ist das Feld in der Regel eng beisammen, oft nähert man sich der Bahnmarke im Pulk, oder hat ein, zwei Gegner am Heck „kleben“. Wieder gilt es kühlen Kopf zu bewahren und Kollisionen tunlichst zu vermeiden, was aber nicht heißen soll, dass man seine Rechte nicht mit Nachdruck geltend macht. Segle ich mit meiner Yacht als erstes in den Zweilängenkreis, ist es ratsam dies meinen Verfolgern Kund zu tun. Falls beim Eintritt keine Überlappung zwischen meinem Heck und dem nachfolgenden Bug vorliegt, habe ich bei der Tonnenrundung das Wegerecht auf meiner Seite. Kann die nachfolgende Yacht beim Eintritt in den Zweilängenkreis eine Überlappung herstellen muss ich dieser ausreichend Platz zwischen mir und der Tonne lassen. Klingt in der Theorie einfach, führt in der Praxis aber immer wieder zu hitzigen Diskussionen. Vorrausschauendes Segeln bringt oft Meter, gerade bei großen Tumulten an den Tonnen ist man als Unbeteiligter zuweilen lachender Dritter. Soviel für heute, in der kommenden Ausgabe setzen wir Spinnaker, shiften und haben beim Lee-Gate die Qual der Wahl. Ich wünsche allen Lesern schon heute besinnliche Weihnachten, stressfreie Feiertage und eine gelungene Wende ins Neue Jahr, Euer Christian nach dem start. Kühlen Kopf bewahren, die festgelegte Taktik konsequent durchziehen. Das Wichtigste auf einen Blick kommunikation. Die Crew muss den Steuermann mit Informationen füttern, damit seine volle Konzentration dem Bootspeed gilt. masterplan. Lassen sie sich nicht vom taktischen Geplänkel im Feld verunsichern. Die eigene Strategie sollte konsequent durchgezogen werden. zweilängenkreis. Ob Überlappung oder nicht, machen sie ihr Recht kommunikativ geltend.
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